Berlin. Die Nibelungen-Festspiele in Worms stellen sich zum Luther-Jahr 2021 ins Zeichen des Reformators. Für sein Luther-Drama befasst sich der preisgekrönte Autor Lukas Bärfuss auch mit dunklen Seiten des Theologen.

Für sein Luther-Drama im Rahmen der Nibelungen-Festspiele in Worms schaut der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss auch auf die unrühmlichen Seiten des Reformators.

"Das war ein Mensch mit einem unglaublichen Aggressionspotenzial. Er konnte das auch nicht immer steuern. Das ist für die Bühne Herausforderung und Chance gleichzeitig", sagte Bärfuss am Montag in Berlin.

Der 48 Jahre alte Autor, im vergangenen Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, schreibt zum Luther-Jahr 2021 für die Nibelungen-Festspiele ein Stück über Luther (1483-1546). Der Reformator hatte sich am 18. April 1521 vor dem Reichstag in Worms geweigert, seine Schriften zu widerrufen.

Zu Luthers Antisemitismus sagte Bärfuss, er sei gerade dabei, für das Stück eine Haltung zu entwickeln. "Das ist natürlich eine der Seiten, die zu dieser Figur gehören." Das sei nicht so einfach. "Man muss auch sagen, dass sich seine Wut nicht nur gegen die Juden richtet." Bärfuss konnte noch nicht konkret sagen, wie er mit dem Thema umgehen will, er sei "da immer noch in einem kreativen Prozess".

Für das Drama kann Bärfuss aus dem Vollen schöpfen. "Luther als Figur ist unschlagbar dramatisch in seiner ganzen Existenz", sagte er. Luther sei ein Populist und Medienmensch mit ausgeprägter Eskalationsdramaturgie gewesen. Gleichzeitig gehöre Luther "zu den großen Schriftstellern der deutschen Sprache".

Der Festspiel-Intendant Nico Hofmann und der künstlerische Leiter, Thomas Laue, zogen in Berlin eine positive Bilanz der vergangenen fünf Jahre für das Freilufttheater in Worms. Der Filmproduzent Hofmann ist seit 2015 verantwortlich für die Festspiele, die seit 2002 in Worms auf die Bühne vor dem Dom kommen. Hofmann sprach von einem "ganz tollen Spannungsfeld, um etwas Neues zu kreieren". Jedes Jahr gebe es eine neue Fassung des Nibelungen-Stoffen von einem neuen Team.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bezeichnete die Festspiele als "ein ganz besonderes wichtiges kulturelles Highlight", das als Kulturereignis nicht mehr wegzudenken sei und über das Land hinaus strahle.