Hamburg. Das A-cappella-Comedy-Quartett setzt Trends vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Ereignisse.
Wo andere Künstler stehen bleiben, wagen sie mutige Schritte nach vorn. Wo andere Musiker nach zwei Zugaben zur Seite abgehen, liefern sie noch eine dritte und stürmen schließlich ins Foyer. Der Dreier-Extrablock mit höchst amüsantem Queen-Medley, einem (bauch-)tänzerisch angereicherten Song Tarkans und einer vertonten finnischen Weise offenbart umso mehr die Bandbreite von LaLeLu.
„Muss das sein?!“, fragen sich Sanna Nyman, Frank Valet, Jan Melzer und Tobias Hanf in ihrer neuen Show, dem „Trendprogramm“. Die Antwort: Ja. Viel mehr als das, was die Hamburger Gesangskomiker bei der Deutschland-Premiere ihres Programms im Lustspielhaus bieten, lässt sich kaum in einen fast zweieinhalbstündigen Abend packen. Die Begründer des Genres A-cappella-Comedy laufen nicht etwa Trends nach, sie setzen mit Haupttexter, Komponist und Arrangeur Sören Sieg sowie Regisseur Lukas Langhoff selbst welche – stets vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Ereignisse, von Zeit(geist)erscheinungen und mit feiner Satzlehre.
Oper in sieben Minuten
Erst verheddert sich Melzer beim Lied „Hello“, einer Coverversion von Adeles Hit, beim Thema Kommunikation in der Schnur eines alten roten Telefons. Dann spüren die vier auch schauspielerisch überzeugenden Sänger im Elektromobil beim Hypochonder-Song ein „Kratzen im Hals“. Humoristische Gipfel erklimmt LaLeLu mit einer brüllend komischen Parodie auf die Vox-Sendung „Sing meinen Song“: Bei „Udo versus Udo“ nuschelt Melzer als Lindenberg „Griechischer Wein“ oder „Aber bitte mit Sahne“, wohingegen Valet als Udo Jürgens fröhlich „Hinterm Horizont“ schmettert. Nur übertroffen von Siegs kleinem Meisterwerk, einer üppig ausstaffierten Oper in sieben Minuten, mündend in einem Quodlibet mit Zeilen wie „Ich wollt’ Inzest doch verhindern/ das hat man nun von Kindern“.
Reggae mit Ironie
Wie multikulturell LaLeLu und die Gesellschaft heute klingen können, zeigt die Gruppe mit „Oh, Muzungu!“, einem Reggae mit ironischem Ton auf den weißen deutschen Mann, afrikanisch „Muzungu“ genannt: „Ich will ja nicht rassistisch sein, Muzungu ist armes Schwein.“ Zwischendurch mal pur ein schöner portugiesischer Fado von Nyman und Co., der mit Szenenapplaus bedachte Parodienblock von Top-Imitator Hanf mit Gästen wie Löw, Seehofer oder Özdemir sowie ein Hundesong-Medley aller vier.
Von der Leine gelassen, ist LaLeLu 2016 so stimmlich, choreografisch und komödiantisch ganz weit vorn.
„Muss das sein?! Das Trendprogramm“ bis 23.9. (außer 19.9.), jew. 20 Uhr, Lustspielhaus, Ludolfstr. 53, Karten unter T. 55 56 55 56