Hamburg. Dem Haus am Alstertor drohen künftig jedoch massive Einsparungen. Die neue Spielzeit startet mit „Wut/Rage“ von Elfriede Jelinek.

Im Zeichen von Wut und Angst steht die kommende Spielzeit am Thalia Theater, die Intendant Joachim Lux am Freitag im Nachtasyl vorstellte. Mit einem Europa im Umbruch und der verbreiteten Angst vor dessen Auseinanderbrechen befassen sich gleich drei Gegenwartsautoren. In dem Doppelstück „Wut/Rage“ von Elfriede Jelinek und Simon Stephens spiegelt der britische Dramatiker die Gedanken der österreichischen Literaturnobelpreisträgerin nach dem Anschlag auf das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Sebastian Nübling inszeniert die Spielzeiteröffnung am 16. September.

Insgesamt finden sich unter den acht Premieren drei Uraufführungen im Thalia Theater und drei im Thalia in der Gaußstraße. Hier bringt Anne Lenk „Erschlagt die Armen!“ nach dem Roman von Shumona Sinha zur Uraufführung. Ersan Mondtag wird überdies Michel Decars „Schere Faust Papier“ herausbringen, einen Gang durch die Menschheitsgeschichte. Der Fotograf Armin Smailovic reist mit dem Journalisten Dirk Gieselmann durch Deutschland, um in „Atlas der Angst“ Spuren des diffusen Gefühls der „German Angst“ zu finden. Die Uraufführung des Generationenromans „Das achte Leben (für Brilka)“ der Hamburger Autorin Nino Haratischwili inszeniert Jette Steckel mit acht Schauspielerinnen.

Oberspielleiter Luk Perceval setzt seine Émile-Zola-Trilogie fort mit dem Teil „Geld“, der sich um die Gier im Paris des 19. Jahrhunderts dreht. Doch auch Klassiker wie Shakespeares „Richard III.“ von Antù Romero Nunes, Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ von Johan Simons und Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Philipp Becker stehen auf dem Programm.

Insgesamt setzt das Thalia Theater auf Kontinuität und sanfte Erneuerung. Ausdrücklich hält Joachim Lux am Ensemble-Gedanken fest. Hier gibt es einen Abgang zu vermelden. Alexander Simon verlässt das Ensemble und nimmt eine Professur an der Ernst-Busch-Schule in Berlin an.

Eine wichtige Aufgabe bleibt die Förderung des Regienachwuchses. Neben Nübling inszenieren erstmals der junge, dem Volkstheater zugewandte Philipp Becker und, frisch von der Hamburger Theaterakademie, Leonie Böhm. Mit dem jungen Regisseur Ersan Mondtag gibt es darüber hinaus eine längerfristige Absprache.

Die Saison und das Festival ­Lessingtage sind ein wenig verkürzt, da das Thalia Theater gemeinsam mit Kamp­nagel vom 25. Mai bis 11. Juni 2017 das Festival „Theater der Welt“ ausrichtet.

Weiterhin ringt das Thalia Theater mit allgemeinen Kostensteigerungen, Tarifsteigerungen und neu auch sogenannten Effizienzsteigerungen. Demnach muss das Theater 64.000 Euro in dieser Spielzeit, 218.000 Euro in der kommenden und in den darauffolgenden Spielzeiten 354.000 beziehungsweise 415.000 Euro einsparen bei Zuwendungen in Höhe von 17 Millionen Euro. Diese Kürzungen sind angekündigt, müssen aber im Sommer noch durch den Doppelhaushalt. „Das kann man nicht mehr wegschwitzen“, sagte Joachim Lux.

Die Zuschauerzahlen sind stabil, 270.000 Besucher zählt man in der laufenden Spielzeit. Die Rekordspielzeiten 2012/13 und 2014/15 ließen sich allerdings nicht wiederholen. Angesichts der erstarkten Konkurrenz am Schauspielhaus gibt man sich am Alstertor sportlich. Der Erfolg des einen Hauses befördere auch den des anderen.

Besucher stärker ans Haus binden, will man auch mit neuen Gesprächsformaten, einer „Streitbar“ und dem „Spiegel“-Gespräch.

Thalia Theater Spielzeit 2016/2017 Alle Infos unter www.thalia-theater.de