Im August 2022 attackierte ein Mann den Schriftsteller mit einem Messer. Er wurde schwer verletzt und verlor ein Auge. Nun hat sich Rushdie literarisch mit diesem Erlebnis auseinandergesetzt.
London/New York (dpa) Salman Rushdie empfand den Attentäter, der ihn mit einem Messerangriff im August 2022 töten wollte wie einen Zeitreisenden. Das sagte der in Indien geborene britisch-amerikanische Schriftsteller dem Magazin „Stern“ kurz vor der Veröffentlichung seines jüngsten Buchs „Knife“, das an diesem Dienstag erscheint und in dem er das Attentat und dessen Folgen auf literarische Weise verarbeitet.
Er habe bis dahin das Gefühl gehabt, die Welt habe sich weiterentwickelt, seit der iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini wegen des angeblich blasphemischen Buchs „Die Satanischen Verse“ mit einer Fatwa zu seiner Ermordung aufgerufen hatte, so der 76-Jährige. Doch der Attentäter habe auf ihn gewirkt „wie ein Zeitreisender, der in einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1989 angekommen ist. Und der versucht, mich in dieses Jahr zurückzuziehen.“
Rushdie habe kein Rachegefühl
Dass der zum Tatzeitpunkt 24-jährige Angreifer, der inzwischen auf seinen Prozess wartet, das Buch wohl gar nicht gelesen hatte, überraschte Rushdie hingegen nicht. „Ayatollah Chomeini, der die Fatwa gegen mich aussprach, hat auch zugegeben, mein Buch nie gelesen zu haben“, sagte er dem „Stern“.
Rachegefühle gegenüber dem Attentäter, der ihn schwer verletzte und sein rechtes Auge zerstörte, hat Rushdie aber nicht. „Ich möchte, dass er für eine wirklich lange Zeit ins Gefängnis geht“, sagte er. Doch bisher stehe nicht einmal fest, wann genau der Prozess beginnen werde. Wenn er dabei aussagen sollte, könnte das ein wichtiger Moment für ihn sein, so Rushdie weiter. „Er muss mich ansehen. Er hat mich angegriffen, aber auch verfehlt. Er hat sein Leben ruiniert. Und ich habe es geschafft, mein Leben zum größten Teil zurückzugewinnen.“