Hamburg. Das Hörspiel „Die drei ???“ feiert Geburtstag. Deutschlands erfolgreichste Audio-Reihe wird 45. Regisseurin Heikedine Körting hat im dpa-Interview verraten, worauf sie sich 2024 am meisten freut.

Der astronomische Wertzuwachs mancher ihrer frühen Kinderhörspiele kann die Hamburger Regisseurin Heikedine Körting heute immer noch erstaunen. „Wenn Sie jetzt zum Beispiel eine Picture-Disc besitzen: Hier habe ich gerade eine LP von „Die ??? und das Riff der Haie“ gesehen, die kostete jetzt über eBay 1980 Euro.“

Als das Hörspiel aus der Kultreihe „Die drei ???“ am 20. Juni 1982 erschienen ist, hat es in schwarzer Standardpressung noch günstige 6,95 D-Mark gekostet, umgerechnet also etwa 3,50 Euro. Vielleicht waren es für die besagte Picture-Disc-Ausführung in buntem Vinyl ein paar Mark mehr. Aber eine Verhundertfachung? „Ja, manche sind heute ärgerlich, dass sie ihre Sammlungen verkauft haben“, sagt Frau Körting. Ihr größter Hit wird in diesem Jahr 45 Jahre alt, am 26. Januar erscheint die Folge 225.

Vor allem Ur-Fans über 40 kaufen Schallplatten, alte Auflagen sind gefragt und teuer. Bis heute bietet das Label Europa seinen Klassiker „Die drei ???“ nicht nur als Stream, sondern auch als MC, LP und CD an, obwohl zum Beispiel Magnetband immer schwerer aufzutreiben ist.

Körting liebt CDs und Schallplatten

Das ist keine Marketing-Masche, jedenfalls nicht nur. Körting liebt das Haptische. „Was ich ein bisschen traurig finde: Wenn ich früher mal von der Firma eine Reihe CDs oder MCs von den „Drei ???“ als Belegexemplare bekam, mussten wir die immer verstecken. Die wurden einem aus der Hand gerissen“, erinnert sich die 78-Jährige.

„Und jetzt passiert es häufiger, dass ich einem Kind anbiete: „Hier, guck mal, hier habe ich von den “Drei ???„ die neueste Folge.“ Und das Kind sagt: „Ach so, also die habe ich schon auf Spotify gehört.“ Manchmal sage ich dann: „Aber wenn Du das jetzt so haptisch in die Hand nehmen kannst, dann kannst Du das Bild auf der Hülle angucken.“ Dann heißt es: „Ach ja, das ist eine gute Idee. Gib sie mir doch bitte.“ Solche Sachen passieren dann“, schildert Körting.

Was die Produktion im Streaming-Zeitalter angeht, so wären viele Fans überrascht, wenn sie das Europa-Studio in einer alten Villa sehen würden. Neben der High-Tech-Gerätschaft der Gegenwart laufen auch Bandmaschinen mit, die aus den Anfangstagen im Oktober 1979 stammen.

Zusätzliches Intro am Anfang jeder Folge

„Es ist nur so, dass man jetzt zusätzlich das, was man früher auf dem Papier der MC oder auf dem Cover der Platten oder CD unterbringen konnte, vertonen muss“, berichtet die Regisseurin, die in Fan-Kreisen oft ehrfurchtsvoll „Hörspiel-Königin“ genannt wird. „Wir machen jetzt immer ein sogenanntes zusätzliches Intro. Also bevor das Hörspiel losgeht, wird die kurze Inhaltsangabe, die früher gedruckt war, vorweg gestellt; und an den Schluss natürlich die Sprecher und die Schauspieler und alle, die da mitgewirkt haben.“

Am Freitag (26.1.) kommt die 225. Folge heraus: „Die drei ??? und der Puppenmacher“ spielt einmal nicht in Rocky Beach, sondern in einem Kaff in Arizona. Justus Jonas (Oliver Rohrbeck), Peter Shaw (Jens Wawrczeck) und Bob Andrews (Andreas Fröhlich) wollen die Hochzeit eines Bekannten retten, die von allerlei Vorfällen überschattet wird.

Zuletzt hatten Rohrbeck, Wawrczeck und Fröhlich große Tourneen gemeinsam. Gibt es auch eine zum 45. Geburtstag? „Eine richtige große Tour in der Form mit allen gibt es wohl nicht“, sagt Körting. „Aber wir haben gute Erfahrungen gemacht mit dem Mitmach-Hörspiel von Oliver Rohrbeck. Das war ganz toll in der sehr schönen Laeiszhalle in Hamburg. Oliver geht auf Tour mit vielen, vielen Terminen, und zwar mit „Die drei ??? und der Zauberspiegel“ als Mitmach-Hörspiel.“

Hörspiele produzieren als Hobby

Dann ist da der Fan-Podcast „Haschimitenfürst - Der Bobcast“, der in Deutschland unterwegs ist. „Kai Schwind und Andreas Fröhlich präsentieren unter dem Motto „Stimmen aus der Kindheit“ Anekdoten und schöne Sachen, witzig und skurril.“ Und Jens Wawrczeck ist 2024 in vielen Städten mit Lesungen von Alfred-Hitchcock-Klassikern zu Gast.

Ganz besonders freut sich die Regisseurin auf eine „Drei ???“-Release-Party, die im Herbst gefeiert werden wird - im Hamburger Schauspielhaus. Der Ort sei „für mich in Hamburg sehr besonders“.

Heikedine Körting möchte noch viele Jahre Hörspiele machen. „Ich muss mal sagen, ich sehe die Arbeit als Hörspielmacherin nicht als Beruf. Mein echter Beruf ist Rechtsanwältin“, sagt sie. „Hörspiele zu produzieren, war immer mein Hobby, und es ist auch mein Hobby geblieben das Leben lang. Und noch eine ganze Weile hoffentlich. Gern würde ich noch einen Film produzieren. Das wäre es doch.“