Berlin. Die französische Schriftstellerin blickt in ihrem neuen Büchlein auf das Leben ihrer Mutter zurück. Sie war eine einfache, aber anständige Frau. Das Leben ihres Vaters hat sie schon in “Der Platz“ beschrieben.
Sie war "Arbeiterin, aber anständig." Darauf legte schon das junge Mädchen großen Wert. Sie wusste genau, was sie wollte, träumte vom eigenen Laden und bekam ihn auch.
Sie vermied den provinziellen Dialekt und las so viele Romane, wie sie in die Finger bekam. Als Mutter machte es sie stolz, dass die Tochter die höhere Schule besuchte. Doch der Aufstieg der Tochter ist gleichzeitig der Beginn einer unaufhaltsamen Entfremdung beider Frauen.
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux blickt auf das Leben ihrer Mutter zurück, lakonisch, unsentimental, intensiv. Das Büchlein "Die Frau" zeichnet die gleiche analytische Schärfe aus, die schon ihr früheres Werk "Der Platz" kennzeichnete, in dem sie das Leben ihres Vaters beschrieb.
Es ist zum einen eine sehr persönliche Geschichte, zum anderen eine Art Soziogramm. Das untergegangene Milieu der französischen Arbeiter wird hier wieder lebendig, eine kärgliche, aber keineswegs freudlose Malocherwelt.
- Annie Ernaux: Eine Frau, Suhrkamp Verlag. Berlin, 88 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-518-225-12-7.