Kathy Reichs und ihre Tochter Kerry schreiben beide - und lesen in der HafenCity.
Sagen wir mal so: Es ist mutig, denselben Beruf zu ergreifen wie ein Elternteil, wenn das wahnsinnig erfolgreich ist. Da kann man nur scheitern, denkt der lebenskluge Mensch. Kerry Reichs ist nicht gescheitert, obwohl ihre Mutter Kathy Reichs Bestsellerautorin ist. Unter anderem. Eigentlich ist Kathy Reichs forensische Anthropologin und Professorin an der Universität in North Carolina. Es ist also nicht unbedingt verwunderlich, dass die 1950 in Chicago, Illinois, geborene Schriftstellerin ihre berufliche Erfahrung (Forensiker analysieren alles, was mit Verbrechen und Kriminalistik zu tun hat) seit vielen Jahren in Literatur verwandelt.
In äußerst spannende Literatur, die sich wegliest wie nichts Gutes. Kathy Reichs gilt als eine der profiliertesten Thriller-Autorinnen überhaupt; ihre Tochter Kerry, 37, wendet sich eher leichteren Stoffen zu. Die Bücher ihrer Mutter heißen "Fahr zur Hölle", "Knochen zu Asche" "Das Grab ist erst der Anfang" (Kathy Reichs' Romane haben einfach sensationell morbide Titel). Die von Kerry Reichs heißen "Auf gut Glück" und "Braut auf Probe": selber Beruf also, andere Sujets.
Zum Harbour Front Festival kommen beide, Kathy Reichs hat sogar ein neues Buch im Gepäck. "Fahr zur Hölle" handelt von einem Mordfall an der Rennpiste. Cops und FBI-Leute kommen sich bei den Untersuchungen in die Quere, es sieht nach einer Verschwörung aus. "Pageturner" (etwa: "ein Buch, dessen Seiten sich quasi wie von selbst umschlagen") nennt man die Sorte Literatur, die Mrs. Reichs macht. Schnelle Dialoge, viel Handlung.
"Diese Frau kann spannender über Leichen schreiben als die meisten ihrer Kollegen über lebendige Menschen", sagt der große Denis Scheck über Reichs die Ältere. Der Mann ist Kritiker, er hat viel gelesen, er muss es wissen.
Ein Scheck-Urteil über Reichs die Jüngere ist nicht überliefert. Die liest in Hamburg aus ihrem bislang letzten Buch "Auf gut Glück". Es geht um eine junge Frau, die nach einer schweren Krankheit eine zweite Chance im Leben und in der Liebe sucht.
Sie strandet in einem Ort namens Unknown, und dann geht das Leben richtig los - weil die Heldin Mut hat. Sehr erbaulich, das Ganze. Mut hat auch Kerry Reichs gehabt - und die Unterstützung ihrer Mutter. "Verrückt" nannte Kerry ihre Entscheidung, ein Buch zu schreiben. Sie habe ihre Mutter am Telefon gebeten, ihr zu helfen. Kathy beruhigte sie: "Zwei Seiten am Tag sind gut." Und Kerry schrieb dann, potztausend, einfach sechs pro Tag. Die Mutter lobte ihre Prosa - und schimpfte nur über die vielen Adverbien.
Kathy Reichs: Fahr zur Hölle. Blessing. 337 S., 19,95 Euro
Lesung 14.9., 20 Uhr, Cruise Center in der HafenCity. Eintritt 15 Euro
Kerry Reichs: Auf gut Glück . Heyne. 420 S., 8,95 Euro
Lesung 14.9., 19 Uhr, HafenCity Infocenter im Kesselhaus, Eintritt 12 Euro