Anna Loos spielt in der Fabrik, Rainer Moritz würdigt Udo Jürgens – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Deine Stadt, deine Bühnen, deine Nacht!“: Das Motto der 19. Theaternacht passt natürlich auch zu ganzen Kulturstadt Hamburg, die in den nächsten Tagen wieder alles auffährt, von Schlagzeug-Legenden bis zu Underground-Künstlerinnen und -Künstlern, von bekannt aus Film und Fernsehen bis zu neuen, spannenden Entdeckungen. Unsere Auswahl.

30 Bühnen öffnen ihre Türen und machen Appetit auf die neue Spielzeit

Es waren schon mal 40, doch 30 Bühnen, vom kleinen Off-Theater wie dem Sprechwerk bis zu den großen Staatstheatern (Schauspielhaus und Thalia), stehen noch immer für eine große Vielfalt der Hanse- und Kulturstadt. Zu erleben an diesem Sonnabend, 9. September, bei der Theaternacht Hamburg. Mehr als 200 Programmpunkte stehen auf dem Plan, etwa exklusive Premierenvorschauen, Einblicke und Führungen hinter den Kulissen, Künstlergespräche, Kostümversteigerungen oder Mitmachtheater. Die im deutschsprachigen Raum wohl einzigartige Theatervielfalt lässt sich unter dem Motto „Deine Stadt, deine Bühnen, deine Nacht!“ wie üblich mit einem Ticket (gültig für HVV und die Shuttle-Busse) sehen und hören. Es gilt auch für die Aftershowparty in der Staatsoper. Und das Familienprogramm beginnt schon am Nachmittag. Möge die Spielzeit beginnen!

19. Theaternacht Hamburg Sa 9.9., Familienprogramm 15.00-19.00, Abendprogramm ab 19.00 in 30 Theatern, Aftershowparty ab 23.00, Staatsoper, Familienticket (1 Erw. u. max. 4 Kinder) nur für den Nachmittag 10,-, Tickets 18,- (Vvk.)/20,- (Ak.); www.theaternacht-hamburg.org

Udo Jürgens, wie er war, was er wurde: Lesung mit Rainer Moritz im Torhaus

Udo Jürgens ist auch fast neun Jahre nach seinem Tod unvergessen. Viele kannten und mochten den Komponisten und Entertainer, der in Hamburg so oft wie in keiner anderen deutschen Stadt auftrat. Rainer Moritz ist zwar im Hauptberuf Leiter des hiesigen Literaturhauses, Literaturkritiker, Übersetzer und Autor, jedoch auch ein bekennender Schlager-Anhänger und -Kenner. In seinem Buch hat Moritz den Weg des österreichischen Sängers zum internationalen Star nachgezeichnet und analysiert, wie das Massenphänomen Jürgens auch Politiker, Schriftsteller und die nachfolgende Musikergeneration inspirierte. „Immer wieder geht die Sonne auf“ heißt es bei einer Matinee an diesem Sonntag, 10. September, im Torhaus. Wenn auch nicht gesanglich.

Autorenlesung Rainer Moritz: „Ein Schlagersänger, ein Chansonnier, ein Menschenflüsterer? Udo Jürgens war all das – und sehr viel mehr …“ So 10.9., 11.30, Torhaus (S Wellingsbüttel), Wellingsbüttler Weg 25a, Karten zu 18,-/15,-/10,- unter T. 536 12 70; www.kulturkreis-torhaus.de

Anna Loos legt live los mit neuen Songs in der Fabrik

Sängerin und Schauspielerin Anna Loos
Sängerin und Schauspielerin Anna Loos © Olaf Heine

Schon vor 30 Jahren stand Anna Loos im Schmidt und im Imperial auf Hamburger Bühnen, und mittlerweile ist die Berliner Schauspielerin durch diverse Film-und Serienrollen („Weißensee“) einem großen Publikum bekannt. Nicht zu vergessen ihre zehn Jahre am Mirko der Ostrock-Legende Silly, die leider 2016 endeten. Aber seitdem hat Loos sich mit den Soloalben „Werkzeugkasten“ (2019) und „Das Leben ist schön“ (2023) auch als Musikerin freigeschwommen. „Ich bereue nichts“ heißt einer ihrer Songs, eine gute Marschrichtung für ihr nächstes Hamburger Konzert am 15. September in der Fabrik.

Anna Loos Fr 15.9., 21.00, Fabrik (S Altona) Barnerstraße 36, Karten zu 47,20 im Vorverkauf; www.anna-loos.de

Eine Schlagzeug-Legende plaudert aus dem Schießbüdchen

Freddie Mercury, Tina Turner, Meat Loaf, Falco, Udo Jürgens, Scorpions, Udo Lindenberg, Peter Maffay: Wenn diese und viele weitere Stars einen Schlagzeuger für eine Tour, für Studioalben oder für spontane Notfälle brauchten, war – und ist – Curt Cress zur Stelle. In 50 Jahren hat der hessische Musiker, Komponist und Produzent 12.000 Aufnahmen begleitet und dabei auch einen reichen Anekdotenschatz angehäuft. Zusammen mit Werner Fromm tourt Cress derzeit wieder mit seinem Format „Drum Talk“ durch das Land, um von sich und seinem Leben, Songs und Stars zu erzählen – mit Liedern, Videos und natürlich auch an seinen Kesseln – am 13. September im Kent Club.

Curt Cress – „Drum Talk“ Mi 13.9., 20.00, Kent (S Holstenstraße), Stresemannstraße 163, Karten zu 35,50 im Vorverkauf; www.kentclub.de

Kunstbar Speciale: Tanzperformances und Tattoos im Gängeviertel

Ob eigenständig mit Öl auf einer großen Leinwand malen, sich Armbänder und Halsketten basteln – oder mit einem kalten Drink Tanzperformances oder die Kunstausstellung genießen und einfach nur zur elektronischen Musik tanzen: Die „Kunstbar“ feiert ihr einjähriges Jubiläum am 9. September im Gängeviertel – und hat dazu verschiedenste Kunst-Aktionen auf der Programm stehen. Die Veranstaltungsreihe des Hamburger DANS-Kollektivs findet sonst einmal monatlich indoor in dem Kulturzentrum am Gänsemarkt statt – zum einjährigen Geburtstag wird die Party jedoch nach draußen verlagert. Mit dabei sind sowohl internationale und auch lokale DJs. Für Spontane ist auch ein Tätowierer vor Ort. Eintritt und Getränken werden auch hier Gängeviertel-typisch nach dem „Zahl, was es dir wert ist“-Prinzip bezahlt.

„Kunstbar Speciale”, Sa 9.9, 12.00--19.00 (Kunstcafé, Open Air), 20.00 (Afterrave). Gängeviertel (U Gänsemarkt), Valentinskamp 34A, Eintritt Spende

Einfach tolle Fotografien entdecken im Jupiter an der Mönckebergstraße

Die Tilsiter Lichtspiele, fotografiert und im Jupiter ausgestellt von Natalia Carstens.
Die Tilsiter Lichtspiele, fotografiert und im Jupiter ausgestellt von Natalia Carstens. © NATALIA CARSTENS

Prominente Porträts des ehemaligen „Stern“-Fotografen Volker Hinz, die geheimnisvollen Wind-Installationen von Jaschi Klein, leuchtende Eisberge von Nomi Baumgartl und Sven Nieder, Heliogravuren von Ingrid von Kruse, die fragmentierten Bauwerke Thomas Kellners – all das bekommen Besucherinnen und Besucher des First Floor im Jupiter im ehemaligen Karstadt-Sporthaus an der Mönckebergstraße geboten. Die Hamburger Galeristin Vivian Laux-Eggert hat sieben Galerien eingeladen, vom 9. September an bis zum 24. September die Ausstellung „Simply Photography“ mitten in der City mit ihren Werken zu bestücken. Daneben lässt sich gut beobachten, wie der Kultur-Planet sich in den vergangenen Monaten immer wieder verändert und weiterentwickelt hat: Mittlerweile gibt es dort auch eine Ecke nur für Kinder, Yoga-Stunden hoch oben auf dem Dach und die international ausgerichtete Mode-Etage La Tribune Noire.

„Simply Photography“ 9.–24.9., Jupiter (U/S Hauptbahnhof), Mönckebergstraße 4–6, Di–Sa 13.00–18.00, Eintritt frei; www.jupiter.hamburg

Wie Kunst in der Buchhandlung den Horizont erweitern kann

„Nach der Umwandlung sämtlicher Kunstvereine, Gemäldegalerien und Museen in kreative Baumärkte könnte ein Zeitalter farbästhetischer Bildung anbrechen.“ So treffend hat der Frankfurter Schriftsteller Leif Randt die Bilder des Künstlers Maximilian Rödel beschrieben. Diese sind gerade bei Felix Jud zu sehen. Scheinbar monochrome, pastellene Ölgemälde, deren Ebenen und Kontraste sich aber während des Betrachtens immer weiter herausschälen; man versinkt darin wie in einem Sonnenuntergang, „das Erhabene scheint zum Greifen nah“, so Maurice Funken vom Aachener Kunstverein. Und für die Kuratorin Lena Fließbach verweisen sie gar „auf den Beginn der Menschheitsgeschichte und lassen vielleicht auch dessen Ende erahnen.“ „Prehistoric Sunset“ lautet denn auch der passende Ausstellungstitel.

„Prehistoric Sunset“ 12.9.–14.10., Felix Jud (U/S Jungfernstieg), Neuer Wall 13, Mo–Sa 10.00–18.00, Eintritt frei; www.felix-jud.de

Zu den Sternen und zurück mit den Songs von Talk im Bahnhof Pauli

Ziggy Stardust? Nein, Nick Durocher alias TALK aus Ottawa.
Ziggy Stardust? Nein, Nick Durocher alias TALK aus Ottawa. © Jonathan Weiner

Wer nicht weiß, was er zwischen „Life On Mars“ und „Space Oddity“ von David Bowie und „Rocket Man“ von Elton John auf der Playlist platzieren könnte: „Run Away To Mars“ ist ideal dafür. Geschrieben hat ihn der kanadische Sänger und Songwriter Nick Durocher alias TALK aus Ottawa in der Einsamkeit des Corona-Frühjahrs 2020. Keine schöne Zeit, aber ein schöner Song, der via TikTok zu den Sternen schoss und mittlerweile weit über 100 Millionen Streams erreicht hat. Auch die extrovertierte, glitzerglänzende Persönlichkeit von TALK erinnert an die eben genannten Vorbilder. Damit wird der Bahnhof Pauli unter dem Spielbudenplatz beim Konzert am 11. September zum Raketenbahnhof. Der Countdown läuft. Zehn, neun, acht …

TALK, Haector Mo 11.9., 20.00, Bahnhof Pauli (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 22, Karten zu 23,80 im Vorverkauf; www.iamtalkmusic.com