Berlin. Im Ludwigshafener „Tatort“ dreht sich alles um das sagenumwobene Nibelungengold. Und Heino Ferch gibt einen verschmitzten Gastauftritt.
Die Bayreuther Festspiele gingen gerade zu Ende, und der Grüne Hügel ist weit von Ludwigshafen entfernt. Aber der Schatz der Nibelungen soll ja im Rhein versenkt sein. Und immer wieder hört man von Hobbyforschern und Glücksfunden in der Pfalz.
Warum also soll nicht auch der Ludwigshafener „Tatort“ mal ein wenig mit der urdeutschen Sage spielen? Mit der Folge „Gold“ meldet sich der „Tatort“ aus der Sommerpause zurück. Quasi ein Krimi mit Goldkante, wenn man so will. Denn alle sind hinter dem Gold her. Am Ende sogar eine der beiden Kommissarinnen. Aber wir greifen vor.
Heino Ferch brilliert als humorloser, besserwisserischer Museumsdirektor
Erst mal geht es nur um einen Vermisstenfall. Ein Bankfilialleiter ist verschwunden. Ein Mittelalterfan, der sich an Ritterspielen beteiligt und daheim Ritterrüstungen sammelt. Als er dann im malerischen Pfälzer Weinort Deidesheim gefunden wird, ist er indes tot. Und in seinem Auto findet sich ein Koffer voller Gold. Uralte Münzen von unschätzbarem Wert.
An dieser Stelle kommt Heino Ferch ins Spiel. Der ist ja so ziemlich der einzige deutsche Filmstar, der noch nie „Tatort“- Kommissar war. Hat er auch gar nicht nötig, er hat ja zwei eigene Krimireihen. Hier aber spielt er, Ferch-typisch hübsch ironisch auf die Spitze getrieben, Dr. Albert Dürr, den Direktor des Wormser Nibelungenmuseums.
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Der meint überheblich, als einziger den wahren Wert der Münzen beurteilen zu können. Und will sie auch gleich für sein Museum einbehalten. Was Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) gerade noch verhindern können. Ist ja Beweismaterial.
Auf die Spitze getrieben: Opernkenner wissen hier mehr
Der Zuschauer weiß da längst mehr. weiß auch von einer rabiaten Antiquitätenhändlerin (Marie Bonnet), die einen Sammler eiskalt erschießt und die kostbaren Goldmünzen, die er ihr verkaufen wollte, einsackt. Überall scheinen plötzlich alte Münzen zu zirkulieren. Hat da jemand den sagenumwobenen Schatz der Nibelungen gefunden?
Sogleich machen sich Hobbysammler auf, um nach Gold zu suchen. Sehr zum Ärger der Polizei, es könnten ja Spuren verwischt werden. Und erst recht zum Ärger von Dr. Dürr, der sich aber selbst auf die Suche macht. Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles. Das ist zwar nicht Richard Wagner, sondern Goethe, trifft aber trotzdem zu.
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Die Drehbuchautoren Fred Breinersdorf und Katja Röder drehen gehörig auf. Der Fall wird in vier Teile geteilt, die genauso heißen wie Wagners Nibelungen-Opern. Die Frau des Toten gibt sich als rächende Brünnhilde, der Polizeispürhund heißt Freia, eine Katze Sieglinde und der Staatsanwalt heißt auch noch Hagen. Lauter Verweise, die, wer nicht opern- und wagnerfest ist, wohl nicht verstehen wird.
Die Hauptdarstellerinnen fremdeln etwas mit dem Witz des Drehbuchs
Aber auch Regisseurin Esther Wengers dreht mächtig auf, lässt Blut über eine Szene laufen, lässt auch allenthalben Goldstaub ins Bild rieseln, wann immer jemand vom Goldrausch gepackt wird. Und dann guckt Herr Dr. Dürr bedeutungsschwanger direkt in die Kamera und doziert dem Zuschauer über den Nibelungenfluch.
Den Krimi erwischt ein ganz anderer Fluch. Denn so richtig spannend ist das Ganze leider nicht. Wegen der vielen Handlungsstränge sogar ein bisschen verworren. Richtig lustig ist es aber auch wieder nicht. Bei den Kollegen aus Münster wäre dieser Nibelungennonsens wohl besser aufgehoben gewesen. Die Kommissarinnen aus Ludwigshafen aber fremdeln sichtlich mit dieser ironischen Sagensause. Auch die Folge „Gold“ beweist einmal mehr: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
„Tatort: Gold“: ARD; 3. September, 20.15 Uhr