Berlin. Die Deutsche Filmakademie wird 20. Und ändert, nach heftiger Kritik an der diesjährigen Verleihung, die Regularien für den Filmpreis.

Am 8. September feiert die Deutsche Filmakademie ihren 20. Geburtstag. Jene Institution also, die vor allem dafür bekannt ist, dass sie seit 2005 den Deutschen Filmpreis vergibt. Auch wenn sie sich darüber hinaus als Plattform der Branche versteht, in der die rund 2200 Mitglieder auch über drängende Umwälzungen in der Filmwelt diskutieren.

Am 9. September soll nun in Clärchens Ballhaus, wo tagsüber bereits ein Symposium zum Thema „Green Storytelling“ gehalten wird, abends das 20-Jährige groß gefeiert werden, mit den derzeitigen Akademie-Präsidenten Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger sowie ihren Vorgängern Iris Berben und Ulrich Matthes.

Im Vorfeld zur letzten Lola-Verleihung entbrannte eine hitzige Diskussion

Dabei war vielen zuletzt wenig nach Feiern zumute. Unmut gab es immer wieder in der Geschichte der streitbaren Akademie. Dass sich gewisse Filmemacher regelmäßig übergangen fühlen. Dass meist alle Preise sich auf wenige Filme verteilen. Was wohl bedeutet, dass ein Großteil der Filme gar nicht richtig gesichtet wird. Und dann gibt es auch immer wieder externe Kritiker, die seit Gründung der Akademie bemängeln, dass diese Bundesmittel an die eigene Branche verteilt, und eine Trennung von Preis und Fördermittel fordern.

Im Vorfeld zur letzten Lola-Verleihung im Mai indes entbrannte eine so hitzige Diskussion, wie sie auch die Akademie noch nicht erlebt hat.Weil Beiträge der sogenannten Berliner Schule es gar nicht erst auf die Nominiertenliste schafften.Christian Petzolds „Roter Himmel“ etwa, der auf der Berlinale den Großen Preis der Jury gewonnen hatte, Angela Schanelecs „Music“, der den Silbernen Bären fürs beste Drehbuch bekam, oder Lars Kraumes „Der vermessene Mensch“, der erste deutsche Kinofilm, der sich mit dem Genozid der Deutschen an den Herero und Nama auseinandersetzte.

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Sie bilden seit einem Jahr das neue Präsidium der Deutschen Filmakademie: Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger.
Sie bilden seit einem Jahr das neue Präsidium der Deutschen Filmakademie: Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger. © /Deutsche Filmakademie | FLORIAN_LIEDEL

„Alle fragten sich: Wer hat das denn ausgewählt? Aber das waren wir alle!“, fasste Volker Schlöndorff, der Ehrenpreisträger 2023, das zusammen. Und: „Das mache ich nicht mit“, hat Lars Kraume damals im Interview mit der Berliner Morgenpost verkündet. Er wolle nicht unter Protest aus der Akademie austreten, aber, auch wenn das für die Preise zu spät komme, zumindest eine Diskussion darüber. Für seinen Film wurde dann zumindest für die Sparte Szenenbild die sogenannte Wild Card gezogen. Mit ihr kann ein übergangener Film doch noch nachnominiert werden. Aber das fruchtet in der Regel nicht. Weil Akademiemitglieder diese Titel selten nachholen.

Der Unmut hat aber solche Wellen geschlagen, dass die Akademie bereits im Oktober eine umfassende Reform der Regularien angekündigt haben, die nun, zum 20-Jährigen, in Kraft tritt, wie die Akademie in einer gestern veröffentlichen Pressemitteilung bekannt gab. Bisher gab es im Auswahlverfahren drei Stufen. Erst hatte eine unabhängige Kommission eine Vorauswahl getroffen, aus der dann sämtliche Akademie-Mitglieder erst die Nominierungen und daraus die Lola-Preisträger wählten.

Jedes Akademie-Mitglied muss künftig mindestens zehn Filme schauen

Im neuen Verfahren soll die erste Stufe nun wegfallen. Die Akademiemitglieder wählen die Nominierungen also künftig nicht mehr aus einer reduzierten Vorauswahl, sondern direkt aus allen eingereichten Filmen aus. Das heißt aber nicht, dass alle Mitglieder sämtliche Produktionen eines Filmjahrs sehen müssen. Das wäre rein zeitlich gar nicht zu bewältigen. In diesem Jahr wären das 64 Spielfilme, 13 Kinderfilme und 40 Dokumentarfilme gewesen. Jedes Mitglied soll aber künftig eine per Los ausgewählte Liste erhalten mit zehn Filmen, die mindestens gesehen werden müssen. „So wird jeder Film statistisch von mindesten 100 Mitgliedern gesichtet, und alle Filme bekommen die Möglichkeit, sich durchsetzen zu können“, so die Akademie.

Auch ein Losverfahren hat natürlich seine Zufälligkeit. Und ob jedes Akademiemitglied sich gerade für die zehn Filme interessiert, die ihm zugeteilt werden, bleibe dahingestellt. Aber den Vorwurf einer möglichen Voreingenommenheit der jeweiligen Kommission kann so immerhin entkräftet werden. Ein Anfang ist gemacht, dass die nächste Lola-Verleihung, die am 2. Mai nächsten Jahres ansteht, in ruhigeren Bahnen verläuft. Und die Akademie wieder geschlossen auftreten kann.