Hamburg. Mehr als 150 Veranstaltungen gibt es beim diesjährigen Sommerfestival. Welche Programmpunkte sich besonders lohnen dürften.

Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel bietet vom 9. bis zum 27. August das bislang umfangreichste Programm und mehr als 150 Veranstaltungen. Festivalleiter András Siebold hat innovativen Tanz, kühne Stunt-Spektakel, Theaterexperimente und Musikdarbietungen – mit drei Konzerten in der Elbphilharmonie – im Angebot.

Das Festival geht dabei an viele Orte in der ganzen Stadt. So bespielt die Wiener Theatergruppe Nesterval drei Wochen lang die Kakaospeicher-Halle in der HafenCity. Eine Auswahl der (vermutlichen) Höhepunkte.

Für Unerschrockene

„Ophelia’s got Talent“ (17. bis 19.8., jeweils 19.30 Uhr, Kampnagel) von Florentina Holzinger ist eine körperliche Grenzauslotung bis über Schmerzgrenzen hinaus. Ein Wasserspektakel mit viel nackter Haut und sogar mit „schwebendem“ Hubschrauber auf der Bühne! Eine ganz persönliche Grenze lotet Brasiliens Performance-Nachwuchsstar Carolina Bianchi In „The Bride and the Goodnight Cinderella” (18./19.8., jeweils 20 Uhr, 20.8., 18 Uhr, Kampnagel) aus: Sie nimmt live auf der Bühne K.-o.-Tropfen, während sie über sexuelle Gewalt gegenüber Frauen spricht.

Für Fußballfans

Mit Fußball kennt sich der sri-lankisch-tamilisch-australische Choreograf und Performer Ahilan Ratnamohan als ehemaliger Profifußballer bestens aus. Heute ist er lieber im Theater am Ball. Und erzählt in „Josse Jnr.“ (10./11.8., 19.45 Uhr, 12./13.8., jeweils 18 Uhr, Kampnagel) mit viel Fuß-Arbeit die Geschichte eines Jungen, der in der Regionalliga von der großen Karriere träumt.

König Fußball bildet auch den Hintergrund für Yasmine Yahiatenes Stück „La Fracture“ (16.8., 20.30 Uhr, 17.8., 18 Uhr, 18./19.8., jeweils 18.30 Uhr, Kampnagel). Frankreichs WM-Sieg 1998 und die Erinnerung an die französische Legende Zinédine Zidane werden zur berührenden Folie ihrer eigenen algerisch-französischen Familiengeschichte.

Für Tanzbegeisterte

Für eine feurige Liebesgeschichte steigen sieben Tänzer unter der Anleitung des R&B-Musikers Serpentwithfeet, des Choreografen Raja Feather Kelly und des bildenden Künstlers Größe Wu Tsang in „Heart of Brick“ (10. bis 12.8., jeweils 21 Uhr, 13.8., 19.30 Uhr, Kampnagel) tief hinab in die Historie eines Schwarzen schwulen Nachtclubs.

Und: Die Erwartungen an das, was die angesagte kanadische Choreografin Aszure Barton gemeinsam mit dem preisgekrönten Trompeter Ambrose Akinmusire in „AA/BB:Bend“ (25./26.8., 19.45 Uhr, 27.8., 16.30 u. 20.30 Uhr, Kampnagel) auf die Bühne bringen wird, sind hoch. Um Barton reißen sich nämlich derzeit alle – bis hin zu John-Neumeier-Nachfolger Demis Volpi.

„Heart of Brick“ erzählt eine feurige Liebesgeschichte.
„Heart of Brick“ erzählt eine feurige Liebesgeschichte. © Justin French

Für Improvisationsfreudige

Für Bühnenmagierin Gisèle Viennes neues Stück „Extra Life“ (23./24.8., jeweils 19.30 Uhr, 25./26.8., jeweils 20 Uhr, Kampnagel) kehrt sogar Frankreichs Filmstar Adèle Haenel („Porträt einer jungen Frau in Flammen“) auf die Bühne zurück. Das Dead Centre wiederum überprüft prominente Schauspielerinnen und Schauspieler (und zwar jeden Abend andere) auf ihre Improvisationskünste. Wer wissen will, was etwa Mark Waschke oder Lisa Hagmeister zu „Good Sex“ (24. bis 26.8., jeweils 21 Uhr, 27.8., 20 Uhr, Kampnagel) einfällt, sollte unbedingt hingehen!

Und wer nichts dagegen hat, auch selbst aktiv zu werden, liegt bei den Theater-Anarchisten von Nesterval richtig. In „Die Namenlosen – verfolgt in Hamburg“ (10. bis 12.8., jeweils 20 Uhr, 13.8., 18 Uhr, 15. bis 19.8., 20 Uhr, 22, bis 26.8., 20 Uhr, Schuppen 29/Baakenhöft) wird das Publikum einbezogen. Es geht um die Verfolgung homo- und transsexueller Menschen in der Nazizeit.

Für Kunstinteressierte

Der angesagte libanesische Künstler Walid Raad unternimmt in „Cotton Under My Feet: The Hamburg Chapter“ (10.8. bis 12.11., Di bis So 10 bis 18, Do bis 21 Uhr) eine – auch mit der Historie spielende – Performance-Tour durch die Hamburger Kunsthalle. Eintauchen in die Bildwelten digitaler Animation können die Besucher bei Jacolby Sattlerwhite (bis 20.8., täglich außer Mo 11 bis 18 Uhr, Deichtorhallen). Und wer wissen will, welche Klänge Pflanzen erzeugen, ist im Kunstverein bei Trevor Mathisons „Sonic Vibrations“ richtig (18./19.8., jeweils 21 Uhr).

Marina Herlop singt auf Kampnagel.
Marina Herlop singt auf Kampnagel. © Anxo Casals

Für aufgeschlossene Hörer

Wie Björks kleine Schwester, so klingt die Sängerin Marina Herlop (13.8., 20.30 Uhr, Kampnagel) und setzt dabei ebenso auf elektronische Sounds wie Bendik Giske (15.8., 20 Uhr, St.-Gertrud-Kirche), der lässig sein Saxofonspiel darüberlegt.

Für die Hip-Hop-Fraktion sind die Hamburgerin Ace Tee („Bist du down?“) und Gaddafi Gals anlässlich eines Doppelkonzertes (17.8., 22 Uhr, Kampnagel) zuständig. Und Techno-Pionier Jeff Mills ist in einem Abend zwischen Klassik und Club sogar in der Elbphilharmonie zu erleben (19.8., 20 Uhr, Großer Saal).

Für Frischluftfreunde

Der Avantgarten auf dem Kampnagelgelände ist eine Wohlfühloase für alle, die Natur, lange, warme Nächte, Ausgelassenheit und natürlich gute Snacks und Drinks am Kanal lieben.

Auch in diesem Jahr gibt es unter freiem Himmel ein buntes Programm, unter anderem „Radio Atopia“ mit der Hamburger Performance-Gruppe Ja Ja Ja und ihrer mitreißenden Kopfhörerdisco (11./12.8., 18./19.8., 25./26.8., jeweils ab 21.30 Uhr). Da lässt es sich herrlich im Garten entspannen.

Alle Infos zum Programm:kampnagel.de