Wacken. Für viele Metal-Fans zerschlägt sich damit die letzte Hoffnung. Schon in der Nacht lagen die Nerven wetterbedingt blank.
Es sieht düster aus in und um Wacken. Und das gleich in mehrerer Hinsicht. Es ist kurz nach 17 Uhr als am Dienstag aufgrund der Wetterlage ein „finaler Anreisestopp für Kraftfahrzeuge“ verkündet wird. In einer Mitteilung, die über die Social-Media-Känäle des Festivals Verbreitung findet, heißt es: „Wegen des Flächenzustand können keine Kfz mehr die Campinggrounds befahren. Metalheads in Kfz aller Art: bitte Reise abbrechen/nicht antreten.
Nur Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe zum Gelände versuchen wir unterzubringen.“ Infos zu Tickets bzw. deren Erstattung sollen „so schnell wie möglich“ folgen.
Für viele zerschlägt sich damit die letzte Hoffnung, nachdem Stimmung schon am Morgen eher gedrückt ist, wird doch der am Montag ausgesprochene Anreisestopp erst einmal verlängert. Durch die „anhaltend schwierige Wetterlage mit Regenmengen von circa 40 Litern pro Quadratmeter in den vergangenen 24 Stunden und dem daraus resultierenden Zustand der Campingflächen, Veranstaltungsflächen und der Zuwegung“ sei es nicht möglich gewesen, die Flächen in ausreichender Geschwindigkeit zu belegen.
Wacken 2023: Meteorologen prognostizieren weiteren „Massivregen“
Weiter heißt es: „Leider ist nach Auskunft der vor Ort anwesenden Meteorologen weiterhin mit Massivregen und möglichen Gewittern jederzeit und anhaltend zu rechnen.“ Man bitte um Verständnis für die „äußerst schwierige Lage“: „Ihr unterstützt uns am meisten, wenn ihr jetzt zu Hause bleibt.“ Nicht wenige Anreisende fürchten bereits zu diesem Zeitpunkt, dass das gesamte Wacken Open Air in diesem Jahr für sie buchstäblich ins Wasser fällt.
Schon in der Nacht zuvor lagen die Nerven teilweise blank: „Wir sind seit 24 Stunden im Auto und warten jetzt seit 18 Stunden, um auf das Campingareal zu kommen!“, schreibt ein verzweifelter Festivalbesucher auf Facebook. „Wir haben acht Stunden gebraucht, um vom Edeka-Markt in Wacken bis zum Camp zu kommen“, ein anderer.
Kein Zweifel. Wer in diesem Jahr zum Wacken Open Air anreist, braucht viel Geduld. Der Dauerregen hat das Gelände vollkommen aufgeweicht und weite Bereiche in eine tiefe Schlammkuhle verwandelt.
Wacken Open Air: Tausende Besucher stranden bei Anreise zum Festival
In den sozialen Medien lassen Betroffene ihrem Frust freien Lauf, schreiben von einer durchwachten Nacht auf dunklen Waldwegen, von Umleitungen, die sie, obwohl schon in Sichtweite zu einem der Eingänge, wieder weit vom Areal wegführen.
Hinzu kommen jene, die per Bahn angereist sind und stundenlang am Bahnhof Itzehoe stehen und auf die Shuttlebusse warten, die ebenfalls im Stau stehen. Und all das bei weiterhin trüben Wetteraussichten, die wenig Hoffnung auf Besserung machen.
Doch die Extremsituation zeigt auch, wie die Metalgemeinschaft – und nicht nur sie – zusammenhält, wenn es darauf ankommt. Hunderte, die in der Gegend wohnen, bieten kostenlos Stell- und Schlafplätze an. „Bei uns könnt ihr duschen, einen Kaffee gibt es auch“, heißt es da etwa.
Wetterchaos in Wacken: Am Volksparkstadion gibt es einen Platz für die Nacht
Es werden Luftmatrazenplätze in Wohnzimmern zur Verfügung gestellt, und beim Hagebaumarkt in Itzehoe öffnet der Filialleiter kurzentschlossen die Gartenhäuschen auf dem Areal, in denen gestrandeten Wacken-Besucher übernachten können.
In Hamburg hat der Parkplatz Rot am Volksparkstadion geöffnet, hier können Anreisende einen Platz für die Nacht finden und die Entwicklung abwarten. Die Veranstalter hatten dazu aufgefordert, die Anreise zu unterbrechen – oder noch gar nicht zu beginnen.
Die Dankbarkeit für die unzähligen Helfer ist riesengroß
„Während das W:O:A-Team unermüdlich daran arbeitet, Euch auf die Campingflächen zu holen, Ausweichflächen zu schaffen und Versorgung für die Gestrandeten zu organisieren, kommen großartige Hilfsangebote von Privatpersonen und Firmen aus der Region. Von privaten Übernachtungsplätzen bis hin zu Van- und Wohnmobilstellplätzen und Duschmöglichkeiten – die Angebote an die gestrandeten Metalheads reißen nicht ab“, meldet das Wacken Open Air. „Wir recken die Pommesgabel ganz weit in die Luft für so viel Unterstützung.“
Auch die Festivalgänger sind begeistert und versuchen in den meisten Fällen, die Situation mit einer Mischung aus Gleichmut und Humor zu nehmen. Immer wieder wird große Dankbarkeit für die Helfer, die die ganze Nacht gearbeitet haben, ausgedrückt.
Fotos von improvisierten Schlaflagern und neu gefundenen Freunden machen auf Facebook, Instagram und Twitter die Runde. „Respekt an alle Helfer & Beteiligten, ihr seid großartig. Passt auf euch auf“ heißt es da etwa und „Wäre die Welt wie Wacken, hätten wir keine Probleme!“
- Wacken 2023: M wie Metal, W wie „Wackööön!“ – Das große ABC zum Open Air Festival
- Heavy Metal: Wacken 2023 – DRK-Retter rechnen mit einer Schlammschlacht
- Wacken 2023: Hamburger Experten checken kostenlos die Herzen der Festival-Besucher
Wie es nun, ein Tag vor dem offiziellen Beginn des Festivals, weitergeht, ist indes noch unklar, zumal ein Ende des Dauerregens nicht in Sicht ist.