Hamburg. Nile Rodgers und ein Oscar-Gewinner im Freien oder doch Literatur unter dem vor Regen schützenden Dach – Hamburgs beste Termine.

Sommerloch? So tief kann die Kultur in der Hansestadt gar nicht sinken, dass nicht auch mitten in den großen Ferien einiges auf dem Programm stünde, das den Besuch lohnt. Vom „Chic-“en Nile Rodgers im Stadtpark über das Festival „Your Guys“ mit experimenteller, zeitgenössischer Musik und die von jungen Musical-Darstellern umgesetzte Bühnenfassung des Film-Hits „Natürlich Blond“ bis hin zu einer ursprünglichen hessischen Talkshow auf dem Kiez ist für jedes Alter etwas dabei. Unsere Auswahl für drinnen und draußen Ende Juli/Anfang August.

Nile Rodgers & Chic spielen im Hamburger Stadtpark

„Good Times“, „Let’s Dance“, „Get Lucky“ und viele weitere tanzbare Klassiker von Chic über David Bowie bis zu Daft Punk wären ohne diesen Mann und seine „Hitmaker“ genannte weiße Stratocaster-Gitarre nicht vorstellbar: Nile Rodgers ist ohne Zweifel einer der einflussreichsten Gitarristen, Produzenten und Komponisten der Pop-Historie.

Besonders prägend waren seine Künste für Disco und Pop in den 70ern, als er mit Bass-Legende Bernie Edwards die Formation Chic gründete. Edwards starb leider schon 1996, doch Nile Rodgers und Chic grooven weiter, etwa am 31. Juli im Stadtpark. Mit Sicherheit wird es das tanzbarste Konzert des Jahres in Winterhude. Freak out!

Nile Rodgers & Chic Mo 31.7., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 66,50 im Vorverkauf; www.nilerodgers.com

Auf dem Bullerdeich: Beats für ein gutes Bauchgefühl

Experimentelle zeitgenössische Musik für ein gutes Bauchgefühl, die bietet das Festival „Your Guts“ an diesem Sonnabend und Sonntag auf dem Bullerdeich in Hammerbrook. Auf dem Menüplan stehen akustische Leckerbissen lokaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler, etwa Ya Tosiba aus Helsinki und Jetztmann aus Hamburg. Eine gut verdauliche Fusion-Küche für die Ohren mit „analogen“, Electro- und Punk-Anteilen verspricht der Veranstalter. Am Einlass zahlt jeder, was er kann und möchte, denn Musik ist für alle da.

Festival „Your Guts“ Sa 29./So 30.7., jeweils 15.00-21.00, PARKS (S Hammerbrook), Bullerdeich 6, „Zahl-was-du-willst“-System vor Ort; www.yourguts.de

Autorenlesung im Büchercafé: Heimatroman erzählt von kasachischer Steppe

Artur Weigandt, (geboren 1994 in Uspenka/Kasachstan), deutsch-kasachischer Autor und Journalist, lebt in Berlin.
Artur Weigandt, (geboren 1994 in Uspenka/Kasachstan), deutsch-kasachischer Autor und Journalist, lebt in Berlin. © Susanne Schleyer

Kapitel Drei, so heißt der Traum, den sich zwei beste Freundinnen in Altona erfüllt haben. Die erst 27-jährigen Nora und Helena eröffneten ihr Büchercafé nach Kapitel Eins (Schule) und Kapitel Zwei (Uni) mit denkbar einfachem Konzept: Kommen, Kaffee bestellen, schmökern. Ihre Entschleunig findet Anklang – das Kapitel Drei ist meist gut gefüllt. Und weil Literatur auch in Gesellschaft Freude bringt, veranstaltet das Büchercafé dann und wann Lesungen oder Poesieabende.

An diesem Sonnabend, 29. Juli, laden die Betreiberinnen etwa zur Autorenlesung von „Die Verräter“ mit Artur Weigandt. Er schreibt als „Chronist der Heimatlosen“ über den Ort, in dem er aufgewachsen ist: Uspenka, ein nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verwaistes Plandorf in der kasachischen Steppe. In seinem journalistischen Heimatroman verhandelt Weigandt Fragen nach Herkunft und Identität – auch angesichts des Kriegs in der Ukraine. Pünktlichkeit könnte sich für Interessierte lohnen: Im Kapitel Drei gibt es nur knapp 30 Sitzplätze.

Lesung Artur Weigandt: „Die Verräter“ Sa 29.7., 19:30, Büchercafé Kapitel Drei (Bus 15, 16, 20, 25), Hospitalstraße 69, Eintritt frei, Spenden erwünscht; www.kapiteldrei-hamburg.de

Blondinen bevorzugt – musikalisch im First Stage in Altona-Altstadt

„Natürlich Blond“ lautete zu Beginn dieses Jahrtausends der Titel einer erfolgreichen romantischen Filmkomödie mit Reese Witherspoon. Verspielte Dialoge und mitreißende Musik verhalfen dem beinah irrwitzigen Werk und der späteren US-Oscar-Preisträgerin Witherspoon (für „Walk the Line“) zu internationaler Popularität. Die Blondine Elle und ihre Kommilitonen aus Harvard wollen nun auch in einem turbulenten Musical in Altona-Altstadt die Bühne erobern.

Die Schülerinnen und Schüler des künftigen dritten finalen Jahrgangs der Stage School Hamburg, Deutschlands größter Fachschule für Schauspiel, Tanz und Gesang, zeigen von diesem Sonnabend bis zum 6. August ihre Fassung in Ruth Denys deutscher Buchübersetzung im First Stage Theater. Traditionell als Semesterprojekt und in Eigenregie.

„Natürlich Blond“ Premiere Sa 29.7., 19.00 (ausverkauft), außer 31.7. bis 6.8., tägl. 19.30, Sa/So auch 15.00, First Stage Theater (Bus 16, 112), Thedestraße 15, Karten zu 24,- bis 33,- im Vorverkauf: www.firststagehamburg.de

Die geballte Energie Mexiko-Citys an der Feldstraße erleben

Son Rompe Pera aus Mexiko rockt im Knust.
Son Rompe Pera aus Mexiko rockt im Knust. © marc-van-der-aa

Wenn Cumbia Punk trifft, mixen sich afrikanische und lateinamerikanische Einflüsse mit Revoluzzer-Rhythmen und rebellischer Attitüde. Eine sicherlich eigenwillige, aber ebenso hörenswerte Melange, die Son Rompe Pera am Mittwoch, 2. August, im Knust gleichermaßen auf der traditionellen Marimba wie auf psychedelisch sägenden Gitarren spielen. Das rebellische Fünfergespann, bekannt für seine wilden, mitreißenden Liveshows, bringt die geballte, bunte Energie Mexiko-Citys nach Hamburg.

Son Rompe Pera Mi 2.8., 21:00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 22,- im Vorverkauf; www.knusthamburg.de

Sommerkino zeigt dysfunktionale Familie im Rom der 1970er-Jahre

Dass Penélope Cruz’ schauspielerische Leistungen herausragend sind, ist keine Neuigkeit. Erstaunlich allerdings, dass sich die gebürtige Spanierin nicht nur in ihrer Muttersprache oder im Englischen zu Hause fühlt, sondern auch noch im Italienischen. Dabei beobachten können Sommerkino-Liebhaber Cruz auf der großen Zeise-Open-Air-Leinwand im Innenhof des Rathauses Altona in „L’Immensita – Meine fantastische Mutter“ am Montag, 31. Juli.

Die bei den Filmfestspielen von Venedig erstmals gezeigte französisch-italienische Produktion ist ein Porträt einer Familie im Umbruch. Im Rom der 1970er-Jahre führt Clara eine zerrüttete Ehe mit ihrem autoritären Mann Felice. Umso liebevoller sind die Beziehungen zu ihren drei Kindern, allen voran der ältesten Tochter Adriana. Doch als die Zwölfjährige beginnt, ihren Namen nicht mehr zu akzeptieren und sich in der neuen Nachbarschaft als Junge vorzustellen, droht es die Familie zu zerreißen.

„L’Immensita“ im Zeise Open Air Mo 31.7., 21.30, Rathaus Altona (Bus 15, 112), Platz d. Republik 1, Online-Tickets 10,- zzgl. 2,- Vvk.-Gebühr; www.zeisekinos.de

Oscar-Gewinner Glen Hansard singt Folksongs im Stadtpark

Der irische Sänger und Songschreiber Glen Hansard
Der irische Sänger und Songschreiber Glen Hansard © Mikolaj Rutkowskl

Im Musikfilm-Klassiker „The Commitments“ (1991) über eine irische Soulband spielte Glen Hansard den Gitarristen Outspan Foster, und auch später schob vor allem das Filmgeschäft die Karriere des irischen Sängers und Songschreibers und ehemaligen Sängers von The Frames an: Für den Song „Falling Slowly“, den er 2007 im Musikdrama „Once“ präsentierte, gewann er einen Oscar und später einen Grammy für die Musical-Version. Doch trotz begeisterter Kritiken für seine vier Solo-Alben und prominenten Fans von Pearl Jams Eddie Vedder bis Patti Smith kann Hansard durchaus noch zu Geheimtipps der Stadtpark-Saison gezählt werden.

Glen Hansard, Christian Lee Hutson Fr 4.8., 18.30, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße 71, Karten zu 55,65 im Vorverkauf; www.glenhansard.com

Erbarmen – zu spät, die Hesse’ talke, wenn auch nur einer mit Littmann

„Wir laden uns gern Gäste ein“ – unter diesem Motto könnten Bernd Reisig (60) und Corny Littmann (70) auch zum Gespräch bitten. Weil der Medien-Manager und frühere Fußball-Funktionär Reisig jedoch aus Frankfurt am Main stammt, fungiert Schmidts-Tivoli-Chef und Ex-FC-St.-Pauli-Präsident Littmann bei Reisigs erfolgreicher (Internet-)Talkshow „Bembel & Gebabbel“ im Schmidtchen wieder mal gern live als Co-Gastgeber.

Die beiden Moderatoren begrüßen am Donnerstag am Spielbudenplatz bei „hessischem Stöffche“, dem Äppelwoi, zur 82. Folge erneut drei illustre Gäste: die Berliner Schlagersängerin und Songwriterin Kerstin Ott („Die immer lacht“, „Regenbogenfarben“), Kabarett-Dauerbrennerin Gerburg Jahnke („Ladies Night“) aus dem Ruhrpott und vom Kiez den katholischen Pfarrer Karl Schultz. Sollte das Gespräch doch mal stocken, hilft womöglich Messwein – oder eine heimische Astra-Knolle…

„Bembel & Gebabbel“ Do 3.8., 19.30, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 22/23, Karten zu 34.90 unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de