Bayreuth. Neue Zeiten auf dem Grünen Hügel von Bayreuth: Auch unmittelbar vor dem Start ist das Opern-Festival nicht ausverkauft. Geschäftsführer Jagels verteidigt trotzdem teurere Tickets - und Intendantin Wagner blickt nach vorn.
Der Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele, Ulrich Jagels, hat die höheren Preise für die Opernkarten in diesem Jahr verteidigt. Die Entscheidung sei nicht leichtgefallen, sagte er am Montag bei der traditionellen Pressekonferenz vor dem Start der Festspiele. Aber es sei richtig gewesen, „zumindest einen Teil der inflationsbedingt gestiegenen Kosten“ weiterzugeben. Sonst hätte man am Programm kürzen müssen, sagte Jagels: „Ein Verzicht hätte umfangreiche Sparmaßnahmen im Programmbereich erforderlich gemacht.“
Festspiel-Intendantin Katharina Wagner hatte die Preiserhöhungen um sechs Prozent in diesem Jahr öffentlich kritisiert und betont, sie habe davor gewarnt.
Für die traditionell ausverkauften Festspiele gab es in diesem Jahr auch unmittelbar vor dem Start überraschend noch Karten. „Wir hatten beim "Ring" hier noch Karten zur Verfügung“, sagte Jagels über das vierteilige Werk von Richard Wagner, das in Bayreuth derzeit in einer umstrittenen Inszenierung von Regisseur Valentin Schwarz auf die Bühne kommt.
Das Kaufverhalten hat sich verändert
„Die Nachfrage für den Kauf des kompletten Zyklus war nicht ausreichend hoch“, sagte Jagels. Darum werden Tickets für die vier Opern in diesem Jahr sogar einzeln verkauft. „Das Kaufverhalten seitens des Publikums ist anders“, sagte Jagels. Das gelte für Opern überall - und das „schlägt sich auch bei den Festspielen nieder“.
Durch die „Öffnung“ des „Rings des Nibelungen“ hätten die Festspiele viele Neukunden gewonnen, betonte Jagels. Darum überlegten die Festspiele, „Das Rheingold“, „Die Walküre“, den „Siegfried“ und die „Götterdämmerung“ auch künftig einzeln zu verkaufen. Zu den Preisen versprach er, „dass sie im kommenden Jahr nicht steigen werden, das steht fest“.
Die Bayreuther Festspiele starten an diesem Dienstag mit einer Neuproduktion des „Parsifal“ in einer Augmented-Reality-Version. Dabei ergänzen virtuelle Elemente das Geschehen auf der Bühne. Sichtbar werden diese mit speziellen AR-Brillen, von denen es aber nur 330 für knapp 2000 Zuschauer gibt.
Auch diese Entscheidung verteidigte Jagels und sprach von einem „hohen finanziellen Aufwand“. Man habe erst schauen müssen, wie groß das Zuschauerinteressen an den Brillen, die für etwa 1000 Dollar zu haben seien, sei. Er stellte in Aussicht, dass es im kommenden Jahr mehr Brillen geben könnte.
2026 wird 150 Jahre Bayreuth gefeiert
Einen Ausblick auf die kommenden Jahre präsentierte auch Intendantin Wagner: 2024 wird es bei den Festspielen eine Neuproduktion von „Tristan und Isolde“ geben, Regie führt Thorleifur Örn Arnarsson, es dirigiert Semyon Bychkov. Und 2025 soll eine neue Inszenierung der „Meistersinger von Nürnberg“ Premiere auf dem Grünen Hügel feiern. Regisseur ist Matthias Davids, Dirigent Daniele Gatti.
2026 dann sollen 150 Jahre Bayreuther Festspiele groß gefeiert werden. Aus diesem Anlass sollen nicht nur jene zehn Werke von Richard Wagner (1813-1883) aufgeführt werden, die normalerweise zum Festival-Kanon gehören, sondern auch die Oper „Rienzi“.
Sie habe dies mit der Familie und dem Stiftungsrat abgesprochen, sagte Festspielchefin Katharina Wagner am Montag. „Rienzi“ wurde 1842 in Dresden uraufgeführt und gehört normalerweise nicht zum Bayreuth-Repertoire.