Hamburg. Martin Bourboulons Remake ist ein voller Erfolg. Und nur der erste von zwei Teilen. Aber zählen können Musketiere weiter nicht.

Warum eigentlich „drei Musketiere“? Es sind doch mehr, die hier als Elitetruppe des Königs Ludwig XIII. für Recht und Ordnung sorgen. Ein Witz vielleicht? Athos, Porthos, Saramis und d’Artagnan: die drei lustigen Vier?

Nein, es hat mit einem Redakteur zu tun. Als Alexandre Dumas 1844 seinen auf Gatien de Courtilz de Sandras’ Fortsetzungsgeschichte basierenden Roman veröffentlichen wollte, schlug Louis Desnoyers den Titel „Die drei Musketiere“ vor, obwohl es doch um die Geschichte des vierten Leibgardisten d’Artagnan ging.

Das war dem Redakteur egal, Dumas fügte sich zähneknirschend, und schon war einer der schönsten Zählfehler der Literaturgeschichte entstanden.

„Die drei Musketiere“: d’Artagnans Herz wird nicht getroffen

So ist es auch der aus der Gascogne stammende junge Mann, aus dessen Perspektive uns Regisseur Martin Bourboulon diese Geschichte erzählt. Es ist das Jahr 1627, Frankreich wird von Religionskriegen erschüttert. Auf dem Thron sitzt ein kinderloser Ludwig XIII. (Louis Garrel), der von seinem intriganten Umfeld zum Feldzug gegen die Protestanten aufgestachelt werden soll – vor allem ist es der legendäre Kardinal Richelieu (Eric Ruf), der ihm eifrig Gift ins Ohr träufelt.

D’Artagnan (François Civil) jedenfalls ist auf dem Weg nach Paris, wo er sich den Musketieren anschließen möchte. In einem kleinen Dorf beobachtet er den Überfall auf eine Kutsche und versucht in den Kampf einzugreifen – mit dem Ergebnis, dass er niedergeschossen wird.

Der Zwischenfall hat mit den Händeln am Königshof zu tun: Die sinistre Milady de Winter (Eva Green), eine Getreue Richelieus, möchte aus der geheimen Liebschaft der Königin mit dem britischen Herzog Buckingham politisches Kapital schlagen.

Sie scheint zunächst erfolgreich und lässt die Leichen ihrer Feinde im Wald vergraben – aber beim tapferen d’Artagnan hat die Kugel nicht das Herz, sondern nur die in der Brusttasche befindliche Taschenbibel getroffen, weshalb er sich aus dem Erdreich befreien kann, um die Reise nach Paris fortzusetzen.

Ein hervorragend ausgestatteter Film mit Fortsetzung

Was Martin Bourboulon hier vorlegt, ist eine Überraschung im effektseligen Historienkino der Gegenwart: „Die drei Musketiere“ ist ein geradliniger, auf seine Erzählung vertrauender Mantel-und-Degen-Film klassischen Zuschnitts, der seine humoristischen Elemente gut zu dosieren weiß.

D’Artagnan bekommt es in Paris in einer aberwitzigen Verkettung von Zufällen gleich mit Athos (Vincent Cassel), Aramis (Romain Duris) und Porthos (Pio Marmaï) zu tun, die er allesamt zum streng verbotenen Duell trifft – die sich mit ihm aber gleich im Kampf gegen den gemeinsamen Feind verbünden.

Zu viert müssen sie nun die meterweit geöffnete Falle schließen, die von der Natternbrut am Königshof ersonnen worden ist. Natürlich kommt für d’Artagnan auch noch eine Liebesgeschichte hinzu.

Der auf zwei Teile angelegte, herausragend ausgestattete und in seinen Fechtkämpfen brillant choreographierte Film endet nach zwei Stunden mit der Einblendung „Fortsetzung folgt“.

Man darf dem zweiten Teil mit Vorfreude entgegensehen. Wer hätte schon gedacht, dass dieses ergraut geglaubte Genre noch so quicklebendig sein kann?