Hamburg. Entertainerin Stefanie Hertel feiert Premiere im ABBA-Musical im Stage Theater Neue Flora. Und Country-Pop macht sie jetzt auch.
Erinnert sich noch jemand an den „Teddybärjodler“? Vermutlich nur eingefleischte Freunde der Volksmusik. Mit jenem Lied hatte Stefanie Hertel im zarten Alter von sechs Jahren ihren ersten TV-Auftritt beim „Oberhofer Bauernmarkt“, Mitte der 1980er-Jahre eine beliebte Sendung des DDR-Fernsehens. Kurz nach der Wende gab sie ihren Einstand in Carolin Reibers „Volkstümliche Hitparade“, 1992 gewann sie dann den „Grand Prix der Volksmusik“ mit dem Titel „Über jedes Bacherl geht a Brückerl“ – der Privatsender RTL kürte den jungen Teenager noch im selben Jahr mit der „Krone der Volksmusik“ zur erfolgreichsten Nachwuchssängerin.
Jetzt sitzt Stefanie Hertel in einem Café in Hamburg an der Grenze von St. Pauli zum Schanzenviertel. Ein langer, ein wichtiger Probentag liegt hinter ihr, das sogenannte „Put-in“, die letzten Probe vor der Generalprobe. Kein Scherz, jedoch für viele eine Überraschung: An diesem Mittwoch, 12. April, feiert die Entertainerin, die seit mehr als 25 Jahren im Chiemgau lebt, ihre persönliche Hamburger Musical-Premiere auf ganz großer Bühne: „Mamma Mia!“. In dem ABBA-Erfolgs-Musical spielt sie gleich 20 Shows im Stage Theater Neue Flora.
„Mamma Mia!“: Stefanie Hertel hat schon Musical-Erfahrung
„Ich probiere mich gern aus und suche ständig neue Herausforderungen. Und ,Mamma Mia!’ ist solch eine“, sagt sie. Beispiele in der Vergangenheit waren etwa ihre Teilnahme bei „Let’s Dance“ (RTL) und „The Masked Singer“ (Pro7). Im Musical „Vom Geist der Weihnacht“ hatte sie bereits vor zehn Jahren im Düsseldorfer Capitol und später dann im Theater Nordhausen gespielt – jeweils als Engel.
Mit der deutschen Fassung der Broadway-Komödie „Avanti, Avanti“, einem Theaterstück mit Musik und Gesang, tourte Stefanie Hertel erst im Vorjahr hierzulande. Ganz nebenbei hat sie noch eine Country-Band mitgegründet, More Than Words.
Wie aber ist sie zu „Mamma Mia!“ gekommen? 2021 habe sie mit More Than Words bei einem Garten-Event in München gesungen und gespielt, erzählt die Musikerin, die in jener Combo auch Mandoline und Keyboards spielt. Nach dem Auftritt erntete Stefanie Hertel dafür Lob von einer Frau, die sich als Producerin von Stage Entertainment entpuppte – das alles vor der Damen-Toilette.
Die Künstlerin erzählte ihr von ihrer Leidenschaft für Musicals, insbesondere für Abba und „Mamma Mia!“. Ein paar Monate später kam der Anruf – und das Engagement in Hamburg nahm Formen an.
Acht Titel interpretiert Hertel in der Rolle der Tanja
Bis zur persönlichen Premiere in der Rolle der Tanja war es für Stefanie Hertel ein hartes, jedoch äußerst lehrreiches Stück Arbeit . Ich habe gemerkt, dass das Singen im Musical noch etwas anderes ist als auf den Konzertbühnen“, sagt sie. Es werde genau festgelegt, wie die Töne gesungen werden. „Zum Beispiel, ob eine Endung lang oder kurz ist, man muss sich ganz exakt an die Noten halten, und freie Interpretationen sind kaum möglich, da man sich ja immer zu Orchester und Ensemble einfügen muss“, erläutert Hertel die Besonderheit.
„Wenn das Mami wüsst“, die deutsche Version von „Does Your Mother Now“, ist nur einer von acht Titeln, die sie als Tanja interpretiert. Ihre durchaus mondäne Bühnenfigur ist eine der drei Sängerinnen des Trios Donna und die Dynamos. Die Arbeit mit den Vocal-Coaches habe sie „noch mal richtig weitergebracht“, meint Stefanie Hertel.
Hertel lebt seit einigen Wochen mitten auf St. Pauli
Gleiches gelte für die Arbeit mit den Tanztrainern und Schauspiel-Coaches. Ob des umfassenden Vorbereitungsprogramms hat Stefanie Hertel ihr Domizil schon seit Wochen in einer Theaterwohnung mitten auf St. Pauli in der Nähe der Reeperbahn. Voll im Hamburger Leben sozusagen.
Die 20 Vorstellungen sind für April und bis in den Mai hinein mit ihr in der Neue Flora geplant. „Ich liebe diese Herausforderung, und die ist nun mal die große Live-Showbühne. Da muss jeder Schritt und jeder Handgriff sitzen“, weiß sie längst.
Nach dem Musical kehrt Hertel mit Band zurück nach Hamburg
Indes: „Es hat aber auch Vorteile, nicht ständig auf Tournee und mal länger an einem Ort zu sein“, hat sie trotz der fordernden Arbeit erkannt. Hamburg wird sie in diesem Frühling erstmals so richtig kennenlernen. Und nach ihren Musical-Engagement in der Hansestadt wird Stefanie Hertel schon Mitte Juni in die Stadt zurückkehren – mit More Than Words.
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Mit der seit knapp fünf Jahren existierenden Gruppe spielt sie open air auf dem Bauerngut des Hamburger Schauspieler-Paares Julia und Konstantin Graudus in Neuenfelde, Und das dank der Vermittlung ihres Ex-Promoters Helmut Herrmann nicht zum allerersten Mal.
Mit der laut Selbstbeschreibung „ersten Patchwork-Country-Rockband der Welt“ – zu ihr gehören ihr zweiter Ehemann Leopold „Lanny“ Lanner und ihre Tochter Johanna Mross (21) aus der Ehe mit Trompeter und Moderator Stefan Mross – hatte Stefanie Hertel schon im Vorjahr mal dort gastiert. Kurz danach erschien das zweite Studioalbum „Today“ von More Than Words.
Trotz „Mamma Mia!“: Dem Schlager hat Stefanie Hertel noch nicht abgeschworen
Dem Schlager hat Stefanie Hertel nicht gänzlich abgeschworen, jedoch ist die Künstlerin ein lebendiger Beweis wider das deutsche Schubladen-Denken. Viele ihrer früheren Volksmusik-Fans überrasche das jetzt auch nicht mehr, meint Stefanie Hertel. Sie formuliert es so: „Ich denke, die Leute haben endlich kapiert, dass ich erwachsen geworden bin.“ Die Künstlerin aus dem sächsischen Vogtland feiert Ende Juli schließlich ihren 44 Geburtstag.
„Mamma Mia!“ u.a mit Stefanie Hertel Mi 12.4., 18.30, dann bis 30.4.,14.00, und Fr. 12.5., 20.00, Sa. 27.5., 20.00, Stage Theater Neue Flora, Karten ab 55,90 unter www.stage-entertainment.de/musicals-shows/mamma-mia-hamburg/tickets
Open Air „New Country Music im Alten Land” mit More Than Words Fr 16.6., 19.00, Nincoper Straße 30, Neuenfelde; Info und Karten unter: buehne28@gmx.de