Berlin. Schnurrbart, knallblaue Latzhose und rote Mütze: Die berühmte Videospiel-Figur Mario kommt - nach dem bizarren Film-Flop in den 90ern - wieder ins Kino. Gelingt die Nintendo-Animationskomödie?
Er klettert, rennt, springt, schlittert plötzlich, fällt - und steht in Bestlaune wieder auf: Seit Jahrzehnten steuern Fans die Figur Mario durch waghalsige Parcours. In der neuen Animationskomödie „Der Super Mario Bros. Film“ reist der Klempner aber eigenständig durch die knallbunten Welten - und nicht auf Knopfdruck. Kinobesucher müssen sich in den 92 Minuten also wohl oder übel zurücklehnen, auch wenn es in den Fingern juckt.
An seiner Seite hat Mario zumindest Bruder und Kollegen Luigi. Das erfolglose, aber optimistische Klempner-Duo aus Brooklyn ist auf der dringenden Suche nach neuen Aufträgen. Ein tropfender Wasserhahn könnte die beiden Handwerker zurück ins Geschäft bringen. Nach einer nicht ganz unverschuldeten Panne verlieren sich die Brüder aber, als sie durch ein Rohr in eine magische Welt gerissen werden. Um Luigi wieder zu finden, begibt sich Mario („Ich habe es einfach langsam satt, mich so klein zu fühlen“) auf eine wilde Reise durch die bekannten, quietschbunten Universen.
Nicht nur ein Mario-Film
Besonders erfrischend: Prinzessin Peach muss nicht mehr gerettet werden. Im Gegenteil: Die talentierte Kämpferin bietet Mario ein waghalsiges Training im Hindernis-Überqueren („Tja, wir haben eine lange Reise vor uns, Schnurrbart“) und bewahrt in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf. Die Animationskomödie ist also nicht nur ein Mario-Film: Auch den anderen Figuren hauchen Nintendo und das Animationsstudio Illumination Leben ein. Das selbstbewusste Affentheater von Donkey Kong, die Ausraster von Marios cholerischem Erzfeind Bowser und die witzigen Mimiken von Pilzkopf Toad kommen nicht zu kurz.
Das besondere Gaming-Gefühl
Im Vordergrund steht aber eigentlich nicht die Handlung, sondern das Gaming-Gefühl. Bei den kultigen Sounds und dem Mario-Soundtrack fühlt man sich fast wie vor der Spielkonsole. Die Figuren hüpfen von Stein zu Stein, fliegen durch die Luft, hangeln sich an grünen Rohren entlang. Mit ihren Rennautos rasen Mario und seine Freunde über den schimmernden Regenbogen-Boulevard und andere Fahrbahnen aus den Mario-Kart-Spielen.
Der wiedererkennbare, fröhliche Comic-Stil macht auch eine Versöhnung möglich. Und zwar mit denen, die in den 90er Jahren die bizarre Realverfilmung „Super Mario Bros“ angesehen haben. Der etwas zu düstere Film-Flop von 1993 erinnerte so gar nicht an die fröhliche Comicwelt für Kinder. Auch Hauptdarsteller Bob Hoskins resümierte das Projekt 2007 in einem Interview mit dem „Guardian“: „Die ganze Erfahrung war ein Albtraum.“ Der neue Film lädt dagegen zum Mitfiebern ein.
Mario wurde Kult
Zum ersten Mal tauchte Mario 1981 im Spiel „Donkey Kong“ auf. 1985 brachte das japanische Unternehmen Nintendo dann das inzwischen weltberühmte Videospiel „Super Mario Bros“ auf den Markt - in dem der Klempner in der Hauptrolle die Prinzessin retten musste. Mehr als 200 Spiele und millionenfache Verkäufe machten die kleine schnauzbärtige Figur zum Kult.
„Mario war eine der ersten Videospiel-Figuren, mit der man aufwachsen konnte“, sagte Linda Breitlauch, Gamedesign-Professorin an der Hochschule Trier, der dpa. „Die Marke existiert quasi seit Beginn der kommerziellen Computerspielindustrie.“
Überzeugend sei dabei weniger die Story, sondern das Spielprinzip. „Jump 'n' Run ist der Klassiker für Kinder und Jugendliche“, so Breitlauch. Die Zielgruppe beherrsche die dafür nötige Hand-Augen-Koordination am besten. Das Mario-Franchise sei auch so beliebt, weil es einen Wettbewerb ermögliche und durch das Spielen mit Freunden und Familie soziale Erlebnisse entstehen könnten. „Und wenn man mit einem Videospiel aufwächst, bleibt das natürlich in Erinnerung“, so Breitlauch. Bleibt also nur zu sagen: „Let's-a go!“
Der Super Mario Bros. Film, USA 2023, 93 Minuten, FSK ab 6, von Aaron Horvath und Michael Jelenic, Originalstimmen: Chris Pratt, Anya Taylor-Joy, Charlie Day