Hamburg. Er war vor allem als Leiter des Monteverdi-Chors bekannt – und reiste mit ihm durch die Welt. Bis 2018 blieb der Musiker im Amt.

Für den Zeitraum, den Gothart Stier als Leiter des Monteverdi-Chors Hamburg prägend wirkte, ist das Etikett „Ära“ wohl nicht zu klein bemessen. Stier übernahm die künstlerische Leitung des Chors 1994 von Jürgen Jürgens, kurz zuvor hatte er das Ensemble als eingesprungener Gastdirigent auf einer Konzertreise zum Ostermusik-Festival St. Petersburg erlebt. Spätere Tourneen brachten den Chor und ihn gemeinsam nach Russland und Polen, in das Baltikum, nach Israel, Mittel- und Südamerika sowie nach China.

Stier blieb bis zum März 2018 im Amt. Einen Schwerpunkt in seinem künstlerischen Schaffen bildete die Chormusik der Romantik, mit besonderer Betonung auf die Sympathie für Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy. Stiers Abschiedskonzert von dieser Aufgabe war auch deswegen eine Aufführung von dessen Oratorium „Elias“ in der Elbphilharmonie.

Chordirigent Gothart Stier: 2009 wurde er vom Hamburger Senat ausgezeichnet

Der in Magdeburg geborene Sänger, Kirchenmusiker und Dirigent hatte mehrere beeindruckende Stationen in seinem Lebenslauf vorzuweisen: Nach dem Studium in Leipzig war er von 1963 bis 1991 Kantor und Organist an der dortigen Friedenskirche. Nach Karl Richters Tod leitete Stier für ein Jahr kommissarisch den Münchner Bach-Chor und das Münchner Bach-Orchester. 1991 wurde er als Kreuzkantor nach Dresden berufen. Von 1995 bis 2014 war Stier außerdem Leiter der Robert-Franz-Singakademie in Halle, 2003 übernahm er zudem für drei Jahre die Leitung des Stadtsingechors zu Halle.

2009 wurde Gothart Stier vom Hamburger Senat für seine Verdienste um das Musikleben der Stadt mit der Biermann-Ratjen-Medaille ausgezeichnet. Am 2. März ist Stier im Alter von 84 Jahren gestorben.