Hamburg. Spitzenkoch begibt sich auf die Suche. „Der Geschmack der kleinen Dinge“ kann sich nicht zwischen Drama und Komödie entscheiden.

Es ist ein ewiges Rätsel, wie fremdsprachige Filmtitel ins Deutsche übertragen werden. Auch in diesem Fall, denn diese zwischendurch unterhaltsame, am Ende aber doch unter vielen Schwächen leidende Mischung aus Drama und Komödie heißt im französischen Original sehr treffend „Umami“, bezieht sich also auf eine grundlegende Qualität der menschlichen Geschmackswahrnehmung neben süß, sauer, salzig und bitter. Daraus ist hierzulande nun „Der Geschmack der kleinen Dinge“ geworden. Das irritiert, weil es hier doch um nichts Kleines, sondern um das größte Ding überhaupt geht: den Sinn des Lebens.

Der nämlich ist dem voluminösen und hochdekorierten Spitzenkoch Gabriel Carvin (Gérard Depardieu) abhanden gekommen. Die Familie hat er jahrelang vernachlässigt, nun bekommt er seinen dritten Stern ausgerechnet von dem Restaurantkritiker überreicht, mit dem ihn seine Frau (Sandrine Bonnaire) betrügt. Ein Herzanfall und eine Bypass-Operation tun ihr Übriges, um Gabriel auf die Frage zu stoßen, wofür seine Existenz auf Erden eigentlich gut ist.

Zunächst sucht er sein Heil in der Hypnose durch seinen Freund Rufus (Pierre Richard) – und hat plötzlich das Umami-Aroma auf der Zunge. Es erinnert ihn an einen Kochwettbewerb vor vier Jahrzehnten, bei dem er gegen den Japaner Tetsuichi Morita (Kyozo Nagatsuka) unterlag. Was wohl aus ihm geworden ist?

Der Sternekoch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Das Publikum ist hier schon schlauer und weiß, dass es im fernen Asien ähnliche Familienprobleme gibt wie am Hof des Sternekochs. Und doch begleitet man Gabriel zunächst gern auf seiner Reise zu Tetsuichis Nudelküche, die natürlich von allerlei interkulturellen Differenzen erzählt. Nett, wie sich der Hüne in eine japanische Schlafkapsel pfercht. Hübsch, wie er mit den automatisch schließenden Türen der Taxis kämpft. Am Ende verzettelt sich Slony Sows Film dann aber doch in dem Problem, nicht der x-te Film sein zu wollen, in dem ein Misanthrop zum Menschenfreund wird – aber auch keine andere Geschichte erzählen zu können.

Die Skurrilitäten, die er anhäuft, von Japan-Rockmusik bis zur Bonbon-Spezialität, gleichen diesen Mangel leider nicht aus.

„Der Geschmack der kleinen Dinge“ 107 Minuten, ab 6 Jahren, läuft ab 9.2. im Koralle