Hamburg. Im ausverkauften Saal zeigt sich der Moderator überwältigt – und erzählt, warum er die Biografie eigentlich verhindern wollte.
Was denkt Markus Lanz eigentlich über Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU), und mit welchem Bundesminister ist er per du? Steckt womöglich ein ganz anderer, ja auch mal chauvinistischer Olaf Scholz in unserem reservierten Kanzler, und wie geht man damit um, wenn man einen Politiker persönlich gern mag, ihn aber in seiner eigenen Sendung in die Zange nehmen muss?
Auf diese und viele weitere Fragen stand Moderator und – wie es laut Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider heißt – „das Phänomen“ Markus Lanz am Sonntagabend im ausverkauften Thalia Theater Rede und Antwort.
Thalia Theater: Markus Lanz wollte Biografie eigentlich verhindern
Doch nicht nur das: Weil der 53-Jährige auch an diesem Abend, an dem es doch eigentlich nur um ihn gehen sollte, seine journalistische Neugierde nicht zu Hause lassen konnte, warf Lanz auch gleich selbst ein paar Fragen und Anekdoten in den Ring. So etwa, als es um Olaf Scholz ging, den der gebürtige Südtiroler für viel tiefgängiger als wohl die meisten anderen hält. Im Gegenteil: Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) treibe den Bundeskanzler aktuell teilweise sogar „zu neuer Blüte“, so Lanz. Dem widersprach zwar Haider vehement, die beiden sorgten aber dennoch für ausgiebige Lacher und eine ausgelassene Stimmung beim Publikum.
Anlass für das Gespräch zwischen den beiden war die Buchvorstellung der von Haider verfassten Biografie über den Moderator. Was Lanz allerdings ursprünglich von der Idee über das Buch hielt, ließ er das Publikum gleich zu Beginn der Veranstaltung wissen: „Ich habe mich direkt nach deiner Anfrage für die Biografie gefragt: Was zur Hölle soll das, lieber Lars? Wie kann ich das verhindern?“
Lanz von ausverkauftem Thalia Theater überwältigt
Doch der Chefredakteur blieb dran. Und das womöglich zur Freude vieler, wie sich durch die 1000 Hamburgerinnen und Hamburger zeigte, die ihre Karten laut Theater-Geschäftsführer Tom Till bereits Wochen vorher gekauft hatten und rasend schnell für ein ausverkauftes Haus an diesem Abend sorgten.
Von diesem Interesse an seiner Person schien Lanz fast überwältigt zu sein, holte direkt sein Handy hervor, um ein Foto für seinen Bruder in Südtirol zu machen. „Wahnsinn, das ist ja der Hammer“, sagte der 53-Jährige und schien beinahe peinlich berührt. Eigentlich, so verrät Lanz, hatte er sich vorgenommen, dass es niemals zu einer Biografie über ihn komme. „Sich so viel mit sich selbst zu beschäftigen ist nicht gut.“ Schon gar nicht in Zeiten von Sozialen Medien, die den Narzissmus in der Gesellschaft nur so vorantrieben. Deshalb, so der Moderator, habe er das Buch auch nicht gelesen.
Politiker in die Mangel zu nehmen, kostet Lanz auch Überwindung
Doch damit zeigte Lanz auch gleich die Bescheidenheit, mit der er den Abendblatt-Chefredakteur dazu bewegt habe, eine Biografie über das Leben des Moderators zu schreiben. Haider sagte: „Mir erzählen so viele Politikerinnen und Politiker, dass sie vor dir und deiner Sendung Angst haben. Dass auch du Angst vor ihnen hast, lieber Markus, das fand ich dann echt interessant.“ Und so kam es, dass Lanz und Haider über viele Monate hinweg telefonierten. Etwa als Haider mit seiner Familie mit dem Auto auf dem Weg in den Urlaub war und beinahe einen Unfall baute. „Als wir das erste Mal telefoniert haben, lieber Markus, habe ich dich direkt gemocht“, sagte Haider.
Doch damit ist der Abendblatt-Chefredakteur nicht allein. „Wir haben unter unseren Spitzenpolitikern echt gute Leute. Natürlich magst du da den einen oder anderen gern“, sagt Lanz. Die schmale Gratwanderung, ein guter Journalist zu sein und Politiker in die Mangel zu nehmen, kostet den Moderator deshalb oftmals auch Überwindung. So etwa bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Mit ihm duze er sich hinter den Kulissen.
Auf die Frage aber, ob Lauterbach auch Bundesgesundheitsminister geworden wäre, hätte der SPD-Politiker nicht so oft in der drei Mal die Woche erscheinenden Talksendung gesessen hätte, bejaht Lanz jedoch klar. „Ich glaube, da überschätzt man unsere Sendung etwas. Natürlich haben wir eine gewisse Verantwortung und verschaffen Leuten eine Bühne.“ Das Bekanntwerden aber, so der Moderator, hätten seine Gäste schon noch selbst in der Hand.
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Lanz kam für Wehrdienst nach Hamburg
Dass die Politsendung dreimal pro Woche rund 1,7 Millionen Personen erreicht, interessiert den Moderator jedoch nicht, wie er sagt. „Einschaltquoten schaue ich mir ehrlich gesagt nicht an.“ Was nun aber womöglich als arrogant verstanden werden könnte, scheint bei Lanz eine Art Selbstschutz zu sein. Personen wie etwa Thomas Gottschalk oder Friedrich Merz findet der Moderator beispielsweise auf eine gewisse Art beeindruckend, weil sie so „restlos von sich überzeugt sind.“ Insbesondere die Energie von Friedrich Merz imponiere dem gebürtigen Italiener in Anbetracht seines Alters von 67 Jahren. „Als ich Friedrich Merz während der Kandidatur um den Parteivorsitz gefragt habe, wer denn jetzt gewinnt, da hat er mit ,ja natürlich ich’ geantwortet. Diese Selbstsicherheit fand ich einfach beeindruckend.“
Vielleicht ist es in solchen Augenblicken seine Vergangenheit, die den gebürtigen Italiener nicht von seinen Selbstzweifeln loskommen lässt. Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen in einem Bergdorf in Südtirol, entscheidet Lanz sich nach seinem Wehrdienst nach Hamburg zu gehen. „Bei uns in Italien konntest du etwas werden, wenn du wen kennst, der wen kennt. Da ist und war Korruption einfach ein riesengroßes Thema“, so Lanz. In Deutschland sei es hingegen anders. Deshalb sei er damals in den Zug nach Norddeutschland gestiegen und ist der Hansestadt bis heute treu.
Markus Lanz: "Würde die Sendung auch aus feuchtem Keller moderieren"
In Hamburg angekommen, arbeitet Lanz zunächst in einer Agentur, geht dann aber schließlich seiner Leidenschaft, dem Journalismus, nach und macht nach seinem Volontariat bei Radio Hamburg noch ein zweites Volontariat bei RTL-Nord. Nun aber sei der Moderator mit seiner Sendung im ZDF dort angekommen, wo er immer sein wollte.
„Ich würde die Sendung auch moderieren, wenn sie in einem feuchten Keller stattfinden würde.“ Ebenso hält es Markus Lanz mit Hamburg, das der 53-Jährige inzwischen so gerne mag, dass er niemals einem Standortwechsel nach Berlin zustimmen würde. Auch wenn das bedeutet, dass so mancher Gast aus Zeitgründen absagt.