Hamburg. Der Berliner Schriftsteller Thomas Brussig spricht im Interview über seinen Roman – und was er von Intendant Axel Schneider hält.

Wenn er in Mecklenburg ist, taucht er meist in seinem „Schreibexil“ ab. Da ist Thomas Brussig nicht erreichbar, liest keine E-Mails, geht nicht ans Telefon. Ist der 1964 in Ost-Berlin geborene Schriftsteller jedoch in seiner Heimatstadt unterwegs und seine Frau Kathrin sitzt am Steuer, ist er zumindest kurz zu sprechen.

Brussig, dessen Bücher bisher in fast 30 Sprachen übersetzt wurden, gilt seit seinem Durchbruch Mitte der 90er mit „Helden wie wir“ als der literarisch-satirische Verarbeiter der Verhältnisse in Ostdeutschland.

Sein Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ über das Leben junger Ost-Berliner in den 70ern war 1999 als „Sonnenallee“ (Regie: Leander Haußmann) auch ein großer Filmkomödien-Kinoerfolg. Das Altonaer Theater adap­tierte den Roman in der Spielzeit 2015/16 als musikalische DDR-Revue.

„Die Verwandelten“ (2020) ist ein Roman über zwei Jugendliche aus einem Kaff im Nordosten, die versehentlich zu Waschbären werden – mit Folgen. An diesem Sonntag steht wiederum in Altona die Uraufführung der Bühnenadaption an.

Hamburger Abendblatt: Weshalb haben Sie und der Verlag die Freigabe für die Inszenierung erteilt?

Thomas Brussig: Hier ist der Glücksfall, dass das Altonaer Theater nur Literatur-Dramatisierungen macht, insbesondere Axel Schneider. Ich kann es mir selber nicht vorstellen. Ich bin ja Bühnen- und Drehbuchautor. Ich weiß, warum ich einen literarischen Stoff als literarischen Stoff umsetze und nicht versuche, daraus ein Drehbuch zu machen, und nicht versuche, daraus etwas fürs Theater zu machen. Dass er jetzt sagt: „Doch, das geht sehr wohl!“, da bin ich echt gespannt, was er damit macht.

Derart gespannt, dass Sie für die Uraufführung sogar nach Hamburg kommen?

Brussig: An diesem Sonntag werde ich es leider nicht schaffen, aber ich werde es mir irgendwann schon noch anschauen.

In der Rezeption zu „Die Verwandelten“ heißt es oft, der Roman, der im Osten spielt, sei auf ganz Deutschland übertragbar. Sehen sie das auch so?

Brussig: Es ist eine Geschichte, die könnte genauso gut in Schottland spielen oder in Polen, in jeder Gegend, die ein bisschen daran leidet, nicht New York City zu sein, auch dort könnte dieser Roman spielen.

In Hamburg in bester Erinnerung ist die Bühnenadaption ihres Romans „Leben bis Männer“ im Theater Kontraste mit Dietmar Mues’ Monolog als absurd-komischer Fußballtrainer. Sie selbst hatten 2005 die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Schriftsteller mitinitiiert. Gibt es die noch?

Brussig: Dieses Team existiert noch. Es gibt zahlreiche ganz beachtliche fußballernde Schrift­steller – ich gehöre nicht dazu. 2009 habe ich noch mal ein Comeback in Hamburg gegeben – ich muss als Gastgeschenk eingewechselt worden sein, anders kann ich es mir nicht mehr erklären.

„Die Verwandelten“ Uraufführung So 22.1., 19.00, bis 26.2., Altonaer Theater (S Altona), Museumstr. 17, Karten zu 20,- bis 43,-: T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de