Hamburg. Der Sänger, Komponist und Gitarrist David Crosby ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Welche Beziehung er zu Hamburg hatte.

Als Musiker begnadet, als Mensch von Dämonen gequält – und dadurch häufig eine Qual für andere: David Crosby hatte viele Gesichter, auch auf Fotos. Wer ein Bild aus jungen Jahren sieht, muss womöglich zweimal hingucken, denn zu Beginn seiner Karriere trug er noch nicht den Walrossbart, der später zu seinem Markenzeichen werden sollte. Jetzt ist Crosby nach langer schwerer Krankheit im Alter von 81 Jahren gestorben.

Crosby hätte wohl auch einen anderen Berufsweg einschlagen können, war sein Vater doch der Kameramann Floyd Crosby, ein Oscar-Gewinner. Aber David wollte in die Musik. Er war Mitglied der Byrds, die 1965 einen Hit mit dem Dylan-Song „Mr. Tambourine Man“ hatten. Auch „Turn Turn Turn“ entstand in dieser Zeit. Doch die Band zerstritt sich, und David Crosby machte mit Buffalo Springfield weiter, aber auch da gab es bald Zoff. Er traf Joni Mitchell, produzierte ihr erstes Album und hatte mit ihr eine Affäre.

1968 gründete er mit seinen Kollegen die Supergruppe Crosby, Stills & Nash. Kurz danach nahmen die drei den Kanadier Neil Young auf. Das Hippie-Quartett versammelte auf den Alben „Déjà vu“ und „4 Way Street“ echte Klassiker; es folgten endlose Streitereien – und diverse Wiedervereinigungen.

David Crosby war von Drogen abhängig

Seine Gesundheit bereitete David Crosby große Probleme. Jahrelang hatte er es krachen lassen, war von Kokain, Heroin und Alkohol abhängig, musste sich einer Lebertransplantation unterziehen. Trotzdem: Seine Stimme ließ ihn nicht im Stich.

Mit Graham Nash unterstützte er bei einem Konzert in der Royal Albert Hall David Gilmour bei „Shine On You Crazy Diamond“ und zeigte noch einmal, dass er den Harmoniegesang nicht verlernt hatte. Überhaupt besaß er bei anderen Musikern ein hohes Ansehen. Phil Collins engagierte ihn für ein Album: Die Hintergrundstimme in „Another Day In Paradise“ singt Crosby.

David Crosby und seine Beziehung zu Hamburg

Auch Hamburg spielte für ihn eine Rolle. Bei einem Comeback war er zu Beginn der 90er-Jahre in einem Nobelhotel an der Alster abgestiegen, um Interviews zu geben. Ins Restaurant kam er im typischen Crosby-Schlabberlook: Turnschuhe, das Jeanshemd über der Hose, selbstverständlich war er ungekämmt. Damals wurde noch sehr auf den Dresscode geachtet, und man wollte ihn rauswerfen, bis jemand sagte: „Dieser Mann ist David Crosby, der wohnt hier.“

Sein letztes Album „For Free“ hat er 2021 mit James Raymond geschrieben. Raymond wusste lange nicht, dass Crosby sein biologischer Vater war, weil er bei Adop­tiveltern aufwuchs. Erst spät fand er es heraus. Durch Samenspenden ist David Crosby auch der Vater der Kinder von Melissa Etheridge. Sie werde ihm ewig dankbar sein, weil er ihr das Geschenk einer Familie gemacht habe, sagte sie einmal.

Viele Freunde, Kollegen und ehemalige Mitstreiter zeigten sich nach seinem Tod erschüttert. Stephen Stills erklärte: „Er war ein musikalischer Gigant. Seine Sensibilität für Harmonien war genial.“ Crosby selbst hatte einmal in einem Interview gesagt: „Ich weiß auch nicht, warum ich noch am Leben bin, während Jimi (Hendrix) und Janis (Joplin) es nicht mehr sind“. Er wird der Musikwelt fehlen.