Hamburg. Große Filmmusiken, ein Mikro-Musical und eine neue Fotoschau – Hamburgs beste Kulturtermine, für die es noch Karten gibt.
Mal die Musik vom „König der Löwen“ oder die von „Harry Potter“ in der Laeiszhalle erleben, Boliviens Oscar-Kandidaten im Abaton-Kino sehen, „Hamburgs Kultur- und Stadtleben“ auf schon historischen Pressefotos in Bergedorf, eine Cartoon-Ausstellung, noch mal eine satirische Schlachtplatte in Eppendorf oder den überraschenden Abschied des Duos Cocodello: Die zweite Januar-Woche bietet mehr als zunächst erwartet.
KINO
,Utama‘ (auf Deutsch: „Dein Zuhause“) ist der erste Spielfilm des bolivianischen Regisseurs Alejandro Grisi. Der Film lief bereits beim Sundance Festival in den USA und erhielt bisher 24 Preise auf internationalen Festivals.
Er erzählt von einem alten Ehepaar, das sein ganzes Leben lang mit Lamas im trockenen Hochland Boliviens lebt. Nach einer zuvor nie gekannten Trockenheit wissen die beiden Alten nicht, ob und wie sie diese überstehen sollen – bis ihr erwachsener Enkel aus der Stadt auftaucht. In einem Filmfest-Special stellt Filmfest-Chef Albert Wiederspiel „Utama“, der als Boliviens Oscar-Kandidat gilt, am Montag, 9. Januar, im Abaton-Kino vor.
„Utama“ Mo 9.1., 19.30, Abaton-Kino (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten zu 9,-/erm. 7,50,-; www.abaton.de
LITERATUR
Annie Ernaux ist die literarische VIP der Stunde. Logo, sie hat ja erst kürzlich in Stockholm den Nobelpreis entgegengenommen. Ihre noble Kür rief beinah allenthalben Zustimmung hervor; obgleich manche ihrer Äußerungen zu Israel berechtigte Kritik hervorriefen. Die Französin ist eine Pionierin des autobiografischen, des weiblichen Schreibens.
Aufgrund ihrer einfachen Herkunft wurde Ernaux zur Chronistin des Arbeitermilieus. Sie literarisiert ihr eigenes Leben seit Jahrzehnten und wird auch im deutschen Sprachraum viel gelesen. Im Literaturhaus widmen sich die Literaturkritikerin Iris Radisch und Literaturhaus-Chef Rainer Moritz bei der Veranstaltung „Annie Ernaux zu Ehren“ am Donnerstag der Literatur-Nobelpreisträgerin und ihrem Werk.
„Annie Ernaux zu Ehren“ Do 12.1., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 17), Schwanenwik 38, Karten zu 14,-/erm. 10-; www.literaturhaus-hamburg.de
FOTOAUSSTELLUNG
Da sind sie wieder, und zwar deutlich sichtbar, drei vier fotografierenden Hamburger Musketiere. Nach dem großen Erfolg ihrer Ausstellung „40 Jahre Pressefotografie“ mit dem Kollegen Klaus Bodig und mehreren Tausend Besuchern im vergangenen Sommer in der Fabrik der Künste setzen Jürgen Joost, Andreas Laible und Ronald Sawatzki ihr Ausstellungskonzept fort.
In einer zum Teil neuen Auswahl ihrer Sammlungen präsentieren die ehemaligen Fotoreporter der „Welt“, „Morgenpost“, „Bergedorfer Zeitung“ und des Abendblatts von diesem Sonnabend bis zum 21. Januar in den Galerieräumen des City Centers Bergedorf (CCB) die Ausstellung „Hamburger Kultur- und Stadtleben“.
Die drei Fotografen haben sich für das Projekt „Frei Fläche“ der Hamburger Kreativgesellschaft gewinnen lassen, bei dem leer stehende Geschäfte zeitweise für Kunst und Kultur genutzt werden. Da die Ausstellung in Bergedorf gezeigt wird, hat auch der Altkanzler dort seinen Platz – Helmut Schmidt saß von 1969 bis 1987 als jeweils direkt gewählter Wahlkreis-Abgeordneter „Schmidt, Bergedorf“ für die SPD im Bundestag in Bonn. Den Schwerpunkt bilden indes stimmungsvolle Bilder der Hansestadt, in der früher auch Stars wie Clint Eastwood, Sylvester Stallone und Björk zu Gast waren.
„Hamburger Kultur- und Stadtleben“ Eröffnung Sa 7.1., 13.00, bis 21.1., jew. Mo–Sa, 11.00–19.00, CCB, 1. Etage (S Bergedorf), Bergedorfer Str. 105, Eintritt frei
VORTRAG
„Hamburg und Tirol – eine Alpenfreundschaft?“ lautet eine sehenswerte Ausstellung im MARKK. Darin werden nicht nur die Begeisterung der Hanseaten fürs Skilaufen und das Urig-Gemütliche der Bergwelt beleuchtet, sondern auch die Umweltschäden, die durch den Tourismus entstehen.
Hannes Vogelmann, Wissenschaftler am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT (Karlsruher Institut für Technologie) in Garmisch-Partenkirchen, berichtet in einem Vortrag am 12. Januar, wie er mit Laserstrahlen physikalische Prozesse und Veränderungen in der Atmosphäre über dem nördlichen Alpenraum untersucht.
„Winter Ade – die Alpen im Klimawandel“ Do 12.1., 19.00, MARKK (U Hallerstraße, Bus 114), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt 8,50/4,50 (erm.); www.markk-hamburg.de
AUSSTELLUNG
„All you need is law“ trällert es lautmalerisch, während eine Juristen-Combo à la Beatles über den Zebrastreifen („Abbey Road“-Album!) vor dem Ziviljustizgebäude am Sievekingplatz latscht, festgehalten in einem Comic.
Der Hamburger Richter Tim Oliver Feicke lebt und arbeitet in der Hansestadt und zeichnet seit seiner Jugend leidenschaftlich gern Cartoons – viele davon sind preisgekrönt und erscheinen in Büchern, Satiremagazinen und Zeitungen. Am Donnerstag, 12. Januar, eröffnet er eine Ausstellung mit seinen Zeichnungen. Marjam Samadzade, Staatssekretärin in Schleswig-Holstein, spricht das Grußwort.
„All You Need Is Love“ Eröffnung Do 12.1., 18.00, dann bis 3.3., Mo–Fr 9.00–19.00, Grundbuchhalle des Ziviljustizgebäudes (U Messehallen), Sievekingplatz 1, Eintritt frei, www..feickecartoons.de
KABARETT
Die Jahre kommen und gehen, regelmäßig ist Robert Griess Anfang bis Mitte Januar mit seinem jeweils neu zusammengestellten Ensemble Schlachtplatte im Lustspielhaus, um „Die Jahresendabrechnung“ zu präsentieren. Am 10. und 11. Januar teilt sich der Kabarett-Tausendsassa aus Köln die Bühne mit Musik-Comedian Jens-Heinrich Claasseen, der politisch defekten „Bachelorette der Psychologie“ Kathi Wolf und dem Hamburger History-Spötter Sebastian Schnoy. Eine abwechslungsreiche, auch mal aberwitzige Rück- und Vorschau auf 2022 und 23 ist gewiss.
Gilt auch für „Haders Neujahrsempfang“, den Nils Loenicker in seiner Paraderolle als Bauer Hader an diesem Sonnabend (7.1.) mit Alma-Hoppe-Kompositeur Matthias Winkler an seiner Noch-Wirkungsstätte abhält. Der Münchner Musik-Entertainer Martin Schmitt, Ex-Meister der Kabarett-Bundesliga, dürfte sich für die Hamburg-Premiere seines Soloprogramms „Jetzt is Blues mit Lustig“ (8.1.) am Freitagabend als Gast von Joja Wendt in der Elbphilharmonie warmgespielt haben.
„Haders Neujahrsempfang“ Sa 7.1., 20.00 M. Schmitt: „Jetzt is Blues mit Lustig“ So 8.1., 19.00
Schlachtplatte 22 „Die Jahresendabrechnung“ Di 10./Mi 11.1, jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-; T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de
MiKRO-MUSICAL
Wenn Cornelia Schirmer – Kosename „Coco“ – und Delio Malär – Spitzname „Dello“ – die Bühne entern, bleibt kaum ein Fuß still und eine Miene unbewegt. Sowohl bei den beiden Schauspielern und Musikern als auch beim Publikum. Doch nach fast acht Jahren wird das Duo Cocodello mit seiner ungewöhnlichen musikalischen Bandbreite, Spielfreude und feiner Selbstironie bald Geschichte sein.
So sind die vier Vorstellungen im Schmidtchen mit ihrem ersten Mikro-Musical „Auf alten Pfannen lernt man kochen“, das 2016 im Altonaer Theater Premiere hatte, leider auch ihre letzten. Vom Dienstag, 10, Januar, an dürfte es zwischen der Ex-Dozentin und ihrem früheren Schauspielschüler auf der kleinen Bühne bei Rock, Pop, Chanson und Belcanto noch mal besonders knistern.
Cocodello: „Auf alten Pfannen lernt man kochen“ 10.1., 14.1./26. + 28.1., Di/Do jew. 19.30, Sa 20.00, Schmidtchen (U St. Pauli), Spielbudenplatz 21/22, Karten zu 24,- bis 31,-: T. 31 77 88 99; www.tivoli.de
FILMMUSIK-KONZERTE
Eine Hauptrolle für die Filmmusik: Die gibt es in der Laeiszhalle in der kommenden Woche gleich zweimal. Dabei steht der Dienstag im Zeichen des „Königs der Löwen“; zu hören ist dann die Musik von Hans Zimmer und Elton John, natürlich inklusive Klassikern wie „Hakuna Matata“ und „Can You Feel the Love Tonight“.
Es spielen die Cinema Festival Symphonics unter der Leitung von Stephen Ellery. Die sind auch am Mittwoch auf der Bühne, wenn sich alles um die Musik aus den Harry-Potter-Filmen dreht. Für Hingucker sollen jeweils aufwendige Video-Animationen sorgen.
„Der König der Löwen“ Di 10.1., 20.00, Laeiszhalle, Großer Saal (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 59,95 unter elbphilharmonie.de
„The Music of Harry Potter“ Mi 11.1., 20.00, Laeiszhalle, Großer Saal, Karten ab 59,95 unter elbphilharmonie.de