Hamburg. Neben der 90er-Boyband, Herrn Holm und dem bitterbösen Comedian Oliver Polak warten noch mehr Kultur-Tipps auf Besucher.
Kaum gehen die Hamburger Herbstferien zu Ende, da reisen internationale Stars in die Hansestadt. Die Backstreet Boys singen gleich zweimal im Volkspark, eine der bekanntesten iranischstämmigen Filmemacherinnen kommt mit ihrem neuen Werk ins Grindelviertel, der US-Dramatiker Neil LaBute wird im St. Pauli Theater gespielt, äthiopischer Soul-Jazz mit Weltmusik-Charme in Winterhude. Und Herr Holm steht kurz der Pensionierung.
KINO
Am Dienstag kommt eine der bekanntesten iranischstämmigen Künstlerinnen ins Abaton, um ihren neuen Film als Deutschlandpremiere vorzustellen. Bekannt wurde die 1957 Geborene durch ihre freizügige Fotoserie über muslimische Frauen, deren Körper mit Schriftzeichen bemalt waren. Aber auch als Filmemacherin hat Shirin Neshat schon gearbeitet. Ihr neues Werk heißt „Land of Dreams“. Der Film erzählt von einer „Traumfängerin“, die durch den Mittleren Westen der USA reist und dort die Schlaferlebnisse der Menschen sammelt. Dabei kommen skurrile, aber auch bittere Erfahrungen zu Tage. Simin (Sheila Vand) fegt sie ein, spielt sie auf Farsi nach und verbreitet sie in den sozialen Netzwerken. Auch Isabella Rossellini spielt mit. Inszeniert hat Neshat den Film mit Sol Tryon und Shoja Azari. Das Drehbuch schrieb sie mit dem legendären, im Vorjahr gestorbenen Drehbuchautor Jean-Claude Carrière. Das Gespräch mit ihr, einer engagierten Feministin, dürfte angesichts der aktuellen politischen Situation im Iran sehr interessant werden. vob
Land of Dreams, Di 25.10., 19.45, Abaton (Bus 4, 5) Allende-Platz 3, Karten 9,50, www.abaton.de
KONZERT
Die 1993 gegründeten Backstreet Boys aus Orlando (Florida) sangen sich mit ,,I Want it That Way’’ und ,,Quit Playing Games (with my Heart)’’ Mitte der 90er-Jahre an die Spitze der Charts. Nach vielen Trennungsgerüchten und zwischenzeitigen Solokarrieren einzelner Bandmitglieder steht die einstige US-Boygroup seit 2012 wieder in Originalbesetzung auf der Bühne. Mit mehr als 130 Millionen verkauften Tonträgern sind die Backstreet Boys bis heute eine der erfolgreichsten Gesangsgruppen der Welt. Die Kartennachfrage auf ihrer „DNA World Tour“ in diesem Frühjahr war derart groß, dass das Quintett mit seinem neunten Album ,,DNA“ (2019) Anfang dieser Woche gleich an zwei Tagen seine Hamburger Fans in der Barclays Arena beglückt: alte und mit Glück auch einige neue, insbesondere sicher viele weibliche. hpas
The Backstreet Boys: „DNA World Tour 2022“ Mo 24. und Di 25.10., jew. 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 107,- im Vorverkauf
LESUNG
Der Comedian und Fernsehmoderator Oliver Polak hat bereits drei Bücher veröffentlicht. Mit „L’amour numérique“ ist diesen Oktober im Suhrkamp Verlag seine vierte Publikation erschienen. In seinem autobiografisch angehauchten Episodenroman setzt sich der 1976 in Papenburg im Emsland geborene Autor („Der jüdische Patient“) witzelnd mit der Suche nach der großen Liebe im digitalen Zeitalter auseinander. Von seinen Erfahrungen will der Wahlberliner am Montag auch im Kent Club, dem früheren Stage Club in Altona, erzählen. hpas
Oliver Polak: „L’Amour numérique | Lesetour 2022“ Mo 24.10.. 20.00, Kent Club (S Holstenstraße), Stresemannstr. 163; Karten ab 26,- im Vvk.
THEATER
Seit der Uraufführung seines Stückes „Bash“ 1999 gilt der US-Regisseur -und Dramatiker Neil LaBute als Spezialist für menschliche Abgründe und spannende Kammerspiele. „Die Antwort auf alles“ hat er noch vor der MeToo-Debatte geschrieben – die Themen moralische Verantwortung, Verbrechen und Verrat sowie drei starke Frauen stehen in Julia Hölschers Inszenierung für das St. Pauli Theater im Mittelpunkt. Meriam Abbas, Julia Nachtmann und Marie Schulte-Werning vereint in ihren Rollen ein Geheimnis.. Das Risiko, sich wieder zu begegnen und Spuren zu erzeugen, ist hoch. Eine der drei wird dennoch aktiv … str
„Die Antwort auf alles“ Voraufführung So 23.10., 18.00, Premiere Mo 24.10., 19.30, danach 8.–19.11, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenpl. 29–30, Karten zu 17,90 bis 47,90 in Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 30 30 98 98
KONZERT
Jazz, Reggae und Soul, dazu die wunderbar sanfte Stimme von Sängerin Feven Yoseph, die ihre äthiopischen Wurzeln einbringt: Die Musik der Berliner Band Gungun ist Nahrung für die Seele. Und so gut, dass die Band beispielsweise perfekt aufs Elbjazz-Festival passen würde. Bis es irgendwann vielleicht so weit ist, ist Gungun noch im kleinen intimen Rahmen zu erleben, etwa am 28. Oktober ab 20 Uhr im Goldbekhaus und nur einen Tag später (ebenfalls 20 Uhr) in der Fischhalle Harburg. Nicht verpassen! hot
Gungun Fr 28.10., 20.00, Goldbekhaus (Bus 6, 25), Moorfuhrtweg 9–11, Karten zu 14,- im Vvk.; Sa 29.10., 20.00, Fischhalle Harburg (Bus 142, 154, 157) Kanalplatz 16, Karten zu 18,- im Vvk.
POETRY
Viel gelobte Lyrikerinnen und Lyriker auf großer Bühne: Beim Best of Poetry Slam „Autor*innen Slam Edition“ treten vier Schreibtalente im Deutschen Schauspielhaus auf. Alle Teilnehmenden haben ihre literarischen Fähigkeiten längst nachgewiesen und schon mehrere Bücher veröffentlicht. Unter ihnen ist der deutsch-polnische Schriftsteller Paul Bokowski, sein neuer Roman „Schlesenburg“ erschien dieses Jahr. Ebenfalls am Start ist der aus dem Fernsehen, von Lese- und Kleinkunstbühnen bekannte Julius Fischer (etwa als Teil des Duos The Fuck Hornisschen Orchestra). ajs
Best of Poetry Slam: „Autor*innen Slam Edition“ Fr 28.10., 20.00, Deutsches Schauspielhaus (U/S Hbd.), Kirchenallee 39, Karten ab 15,-: T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de
KLASSIK
Am Ende des Érard Festivals spielt das Oldenburgische Staatsorchester zur Klavierbegleitung von Mathias Weber. Auf dem Programm steht eine sinfonische Dichtung von Franz Liszt sowie ein rhythmisch-polyfones Klavierquintett des Komponisten César Franck. Das Konzert anlässlich Francks 200. Geburtstags am Montag in der Laeiszhalle dirigiert Hendrik Vestmann. hpas
Erard Festival: Oldenburgisches Staatsorchester Mo 24.10., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 15,- im Vvk; www.elbphilharmonie.de
AUSSTELLUNG
Die Galerie Melbye-Konan hat sich der zeitgenössischen afrikanischen Kunst verschrieben. In ihrer aktuellen Ausstellung zeigt Inhaberin Stella Melbye-Konan Yannick Ackah, den Superstar von der Elfenbeinküste. Die Magazine „Vogue“ und „Monopol“ waren schon voll des Lobes über den 1992 geborenen Künstler. Auf den ersten Blick scheint seine Malerei ganz der afrikanischen Kultur mit ihren traditionellen Motiven verhaftet. Erst bei genauerem Hinsehen sind seine farbigen Collagen aus Papier, Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln Zeugnisse des täglichen Lebens und Referenzen an die Popkultur. „La Poésie de L’existence“ zeigt aktuelle Werke des international erfolgreichen Künstlers auf 400 Quadratmetern Fläche am neuen Standort am Mittelweg. vfe
„La Poésie de L’existence“ bis 20.11., Galerie Melbye-Konan (Bus 19 Fontenay), Mittelweg 169, Termine nach Vereinbarung, Eintritt frei, www.melbye-konan.com
KABARETT
„Holm ist meine Name – Herr Holm für Sie!“ Wenn der Kabarettist und Schauspieler Dirk Bielefeldt (mit Mütze!) in seiner Paraderolle des Hamburger Polizisten auftritt, gilt es, als Zuschauer auf der Hut zu sein. Doch nach 30 Jahren steht der uniformierten hanseatische Bürgerschreck kurz vor der Rente. Und so betritt Holm, sorry Herr Holm, am 26. Oktober zum letzten Mal mit seinem typischen schlurfender Gang, mürrischem Blick und seiner Hornbrille sein liebstes Dienstzimmer, das St. Pauli Theater gleich neben der Davidwache. Als einer der letzten Aufrechten scheint Hamburgs populärster Bulle zu wissen, wann Schluss ist. Bei seinem Solofinale will der Bühnentüftler noch mal ein paar urige Klassiker, aber auch einige neue Ideen in einem überraschenden Zusammenhang präsentieren. Doch er weiß „Jeder Mensch ist eine mögliche Straftat.“ str
Herr Holm: „Das Beste zum Schluss" Mi 26.10., 19.30 (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 17,90 bis 37,90: T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de