Das Video „Unsere Kultur – einfach magisch“ soll für die Vielfalt des Angebots werben.
Die Geschichte der Hamburger Kultur-Eigenbelobigung durch Werbespots ist auch eine Geschichte einiger kleiner, aber immer sehr gut gemeinter Missverständnisse. Unvergessen, wie die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young zum Dirigieren als Marketing-Mittelpunkt in (hoffentlich nicht allzu kaltes) Wasser geworfen wurde. Oder bei subsibirischen Februar-Temperaturen auf dem Michel-Turm heroisch eine Brahms-Sinfonie zu dirigieren hatte, ohne gleichzeitig festzufrieren. Oder wie jemand im Abendkleid mit Pappschild an einer Autobahn-Abfahrt stand, weil sie ganz dringend zu Wagners „Ring“ in die Staatsoper wollte.
Nun aber – als beherztes Nix-wie-raus-aus-dem-Frust-Video für den Neustart aus der Corona-Misere und weil man aus Fehlerchen immer klüger werden kann – präsentieren Kulturbehörde, Hamburg Tourismus und Hamburg Marketing einen sehr liebevoll gemachten Kurzfilm. Zu bestaunen sind drei Hauptdarstellende aus „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Einer von ihnen träumt sich in „Unsere Kultur – einfach magisch“ bei einem kurzen Nickerchen in der Maske einmal kreuz und quer durch das örtliche Kultur-Angebot, weil jemand ein Buch mit Caspar David Friedrichs Kunsthallen-Star „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ auf seinem Tisch liegen gelassen hatte.
Schön paritätisch ist so ziemlich alles und jeder dabei, wenn die drei von Kultur-Sensation zu Sensation schweben und staunen, was es hier so alles gibt. Ein ganz klein wenig schade ist nur, dass jeder schön gefilmte Saal unschön menschenleer ist. Und leicht unverständlich ist, dass der Träumer nach dem Aufwachen für einen Moment wirkt, als wäre er froh, dass es nur ein Traum war. Und dass dieser Rundflug vorbei ist. Doch das kann nur eine optische Täuschung sein.