Hamburg/Bremen. Das 33. Musikfest Bremen findet wieder in gewohnter Größe statt. Besucher können zu drei Uhrzeiten unterschiedliche Programme wählen.
Handgemacht und mit deutlichem Profil, diese Attribute zeichnen das Programm des Musikfests Bremen aus. Zum 33. Mal schon wird das Festival in diesem Sommer in die Glocke (hinter dem poetischen Namen verbirgt sich ein Schatzkästchen von Konzerthaus) ziehen oder in die wuchtigen Backsteinkirchen der Stadt, aber auch in Theater, Schlösser und Dorfkirchlein der Region. 2020 fiel das Musikfest coronahalber aus, im vergangenen Jahr stellte der Intendant Thomas Albert ein weiteres Mal seine Energie unter Beweis und rang den widrigen Umständen, Regularien und Auflagen ab, was eben ging.
Bald also – hoffentlich – wieder volle Fahrt voraus. Dafür schaut Albert über die Landesgrenzen hinaus und lädt zahlreiche Künstler aus den Niederlanden ein. Bei der Großen Nachtmusik, die die Bremer Innenstadt zur Eröffnung Mitte August traditionell in honiggoldenes Licht taucht, debütieren dieses Jahr die Niederländische Bachvereinigung mit dem „Magnificat“ von C. P. E. Bach und die Camerata RCO, die Kammermusik-Taskforce des Concertgebouw Orchestra, mit der D-Dur-Serenade von Brahms.
33. Musikfest Bremen findet statt
Wie aus einer Bonbonschachtel können die Hörer zu drei Uhrzeiten raffiniert kurze, sehr unterschiedliche Programme wählen: das Hypnotic Brass Ensemble im Landgericht etwa, den eigenwilligen Víkingur Ólafsson mit dem Klavierkonzert von Grieg in der Glocke oder die Cappella Mariana in der Kirche St. Johann mit „Caravaggios Reise“. Anders als vor der Pandemie läuft jedes Programm nicht drei-, sondern nur zweimal – ein Zugeständnis an die Zurückhaltung des Publikums, die mancher Veranstalter an der Kasse beobachtet.
Bereits zum 12. Mal findet das Arp-Schnitger-Festival statt. Fünf Tage lang folgt es den Spuren des größten Orgelbauers der Barockzeit und seiner Schüler nach Bockhorn, Osterholz-Scharmbeck, Wiefelstede, Grasberg und Ganderkesee. Drei internationale Organisten geben Solokonzerte, zwei weitere bringen Ensembles mit, um den stilistischen Reichtum der Epoche aufzufächern. Vielstimmig verwobene A-Cappella-Werke der Renaissance singt Vox Luminis am 27. August im Verdener Dom. Der Raum wird bei diesem kunstvoll architektonisch strukturierten Repertoire gleichsam selbst zum Beteiligten.
Albert kommt zwar aus der Alten Musik, blickt aber entschieden über stilistische Tellerränder hinaus. Sogar das 19. Jahrhundert – das in üblichen Spielplänen bei Weitem die Oberhand hat – darf vorkommen. Jérémie Rhorer und Le Cercle de l’Harmonie, Stammgäste in Bremen, spielen dieses Jahr Verdis „Rigoletto“ (4.9., Glocke) – auf historischen Instrumenten. Auch Bruckners Siebte erklingt auf Originalinstrumenten: Pablo Heras-Casado leitet Anima Eterna Brugge. Und der stilistisch vielseitige Alexander Melnikov spielt nicht nur Hammerflügel, sondern er dirigiert auch das Orchester des 18. Jahrhunderts, dereinst von Frans Brüggen gegründet, bei einem Abend mit Werken von Mozart, Haydn und dem russischen Vollblutromantiker Michail Glinka.
Natürlich hat auch wieder der Jazz seinen Platz, nämlich beim Mini-Musikfest „Surprise“, für das vom 30. August bis zum 2. September das BLG-Forum Überseestadt seine Pforten öffnet. Dabei sind etwa das Trio der Harfenist Brandee Younger, die Band GoGo Penguin, die auch schon beim Elbjazz begeisterte, Trompeter Theo Croker und Sängerin China Moses.
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen hebt gleich zwei Werke von Fazil Say aus der Taufe: Am 4. September dirigiert Nil Vendetti in der Glocke die Uraufführung der 5. Sinfonie, ein Auftragswerk des Musikfests. Moné Hattori übernimmt in der ersten Konzerthälfte den Solopart beim Violinkonzert von Tschaikowsky. Mit Matthias Höfs und Christian Schmitt bringt die Kammerphilharmonie Says Konzert für Trompete und Orgel zur Uraufführung, die Leitung hat Tarmo Peltokoski (28.8.). Schon vor Beginn des Festivals, Anfang Juli, holt das Orchester seinen weltweit gefeierten Beethoven-Zyklus nach. Den hatte es daheim wegen Corona noch nicht in Gänze gespielt; mit Glück gibt’s Restkarten.
Patricia Kopatchinskaja geigt Vivaldi (2.9. Glocke), der Bariton-Extremdarsteller Georg Nigl gibt einen Liederabend in der Glocke (5.9.), das Quatuor Ébène kommt nach Apen (2.9.). Und zum Schluss bittet am 10. September der Schlagzeuger Martin Grubinger zur „Ultimative Percussion Show“ auf den Bremer Marktplatz. Das passt doch. Der trommelnde Publikumsliebling hat nämlich für Mai 2023 seinen Abschied von der Bühne bekanntgegeben.
Musikfest Bremen 20.8. bis 10.9. Tickets unter www.Musikfest-Bremen.de; Wenn Sie Interesse an der Teilnahme an einem exklusiven Leserevent im Rahmen des Musikfests Bremen haben, melden Sie sich gerne unter leserevents-abendblatt@funkemedien.de mit dem Betreff „Musikfest Bremen“.