Hamburg. Nur noch zweimal stehen die beiden Ensembles gemeinsam auf der Bühne. Noch gibt es Karten.
Es war ein großer Überraschungserfolg, als im April der in wenigen Wochen erarbeitete Tanzabend „For The Air That We Breathe“ auf Kampnagel über die Bühne ging. Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts John Neumeier und des Ukrainischen Nationalballetts präsentierten gemeinsam erarbeitete Kreationen. Auch eine kleine Tournee nach Lübeck wurde initiiert.
Nach zwei ausverkauften Vorstellungen war klar, dass es weitergehen solle. Auch, weil dieser Krieg nun schon mehrere Monate dauert und ein Ende nicht abzusehen ist. Für Menschen, die das Ballett als Beruf ausüben, kann fern von Zuhause und ohne die Familie auch der Tanz eine Heimat sein. Die ukrainischen Tänzerinnen und Tänzer teilen die gleiche Sehnsucht nach einem Training und einer Kreation wie jene des Hamburg Balletts. Dort haben sich mehrere von ihnen zusammengetan, um das begonnene Projekt fortzuführen.
Ukrainisches Staatsballett tanzt mit Neumeier-Ensemble auf dem Kampnagel
Die acht ukrainischen Tänzerinnen und Tänzer, die inzwischen in verschiedenen Apartments in Hamburg untergekommen sind, präsentieren wiederum mit acht Ensemble-Mitgliedern des Hamburg Balletts den neuen Abend „Where Have All The Flowers Gone“ am heutigen Montag (27.6.) und am 28. Juni noch zweimal auf Kampnagel. Unterstützung dafür kommt von der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.
Das Projekt ist auch deshalb eine Herausforderung, weil die Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts nach einem langen Arbeitstag, der oft bis weit in die Abendstunden geht, in ihrer Freizeit proben. Die Hamburger Ballett-Tage mit vielen Vorstellungen laufen parallel.
Drei Choreografien
Der Abend „Where Have All The Flowers Gone“ besteht aus drei Choreografien. Zunächst wird „Quatro“ von Edward Clug zur Musik von Milko Lazareine zu sehen sein. Das Ballett für zwei Paare wurde eigens für das Ukrainische Nationalballett in Kiew kreiert. Es zeigt fließende Bewegungen, hohes Tempo und wunderschönen zwischen Klassik und Experiment sich bewegenden Tanz.
Im Anschluss folgt „Requiem“, das bereits im ersten Abend zu sehen war. Es ist eine starke Eigenkreation der Mitwirkenden, in der sie düstere, tief berührende Bilder zur Musik von Henryk Górecki schaffen. Es ist ein Abend, der vom Einbruch des Unvorstellbaren handelt. Von Gewalt, Einsamkeit, Innigkeit und Zusammenhalt.
Auch Auszug aus Mahler-Abend dabei
Als dritte Choreografie ist mit „Um Mitternacht“ ein Auszug aus dem Mahler-Abend von John Neumeier zu sehen. Aus dem Hamburg Ballett tanzen unter anderem Silvia Azzoni, Xue Lin und Nicolas Gläsmann.
Hamburg Ballett/Ukrain. Nationalballett: „Where Have All The Flowers Gone“, 27./28.6., jew. 19.30 Uhr, Kampnagel, Karten: T. 27 09 49 49