Hamburg. Die Veranstaltungsbranche hat Nachwuchssorgen. Beim Festival an diesem Wochenende gibt es deshalb ganz besondere Führungen.
Wenn Konzerte beim nun bevorstehenden Elbjazz unter anderem auf dem Werftgelände von Blohm+Voss stattfinden, ist das für Profis in der Veranstaltungstechnik eine spannende Herausforderung. Seit Gründung des Festivals 2010 sorgt PM Blue (anfangs unter dem Namen Profi Musik) für guten Sound und atmosphärisches Licht. Doch der Technikdienstleister hat, wie die gesamte Branche, mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Um vor allem den Nachwuchs für den Beruf zu begeistern, bietet PM Blue daher erstmals Backstage-Führungen für 16- bis 25-Jährige an. Ein Gespräch mit Geschäftsführer Tobias Lange über die Liebe zur und die Sorgen um die Livemusik.
Was ist in technischer Hinsicht spannend daran, das Elbjazz Festival zu bespielen?
Tobias Lange: Es ist eine tolle Herausforderung, aus einer Werft ein funktionierendes Veranstaltungsgelände zu machen. Wir werden schon früh beratend tätig, was zum Beispiel die Ausrichtung und Beschallung der Open-Air-Bühnen angeht. Damit der Sound der einen Spielstätte die benachbarte nicht stört. Bei den Backstage-Touren werden wir zeigen, an welchen neuralgischen Punkten unsere Fachkräfte dafür sorgen, dass das Publikum tolle Konzerte erlebt.
Wie entstand die Idee der Techniktouren beim Festival?
Die Idee stammt von Elbjazz-Mitbegründerin Nina Sauer, die ursprünglich den Bigbands aus dem Nachwuchsprogramm des Elbjazz ein Extra-Angebot machen wollte. Ich bin sofort angesprungen, allerdings mit dem Gedanken, bei einem Blick hinter die Kulissen die Attraktivität unseres Berufs zu zeigen. Seit der Pandemie leiden wir unter Fachkräftemangel. Und wir verzeichnen einen großen Rückgang an Bewerbungen für unsere Ausbildungsplätze. Die Branche wurde während der Pandemie – ebenso wie Gastro und Hotellerie – häufig als nicht krisensicher dargestellt. Dadurch haben wir einen riesigen Imageschaden davongetragen.
Wo sind die Fachkräfte und Azubis hin?
Viele von unseren jungen Leuten haben zum Beispiel angefangen zu studieren, weil sie während der Pandemie in der Luft hingen. Zudem gibt es im Veranstaltungsbereich viele selbstständige Einzelunternehmer, die bei den Überbrückungshilfen durchgerutscht sind. Die sind in andere Branchen abgewandert, etwa in die IT-
Abteilung großer Unternehmen. Andere arbeiten jetzt bei Wachdiensten. Oder sie haben zum Lokomotivführer umgeschult. Und bei den Fachleuten, die verfügbar sind, haben sich die Preise deutlich erhöht.
Was macht in der Veranstaltungstechnik denn am meisten Spaß?
Der Beruf ist sehr abwechslungsreich. Wir sind tätig auf Konferenzen, Messen und bei vielen kulturellen Veranstaltungen. Ich liebe Musik und bin gern live dabei. Ganz egal, ob ich – wie früher – als Stagehand oder später als Produktionsleitung gearbeitet habe: Beteiligt zu sein an diesem Erlebnis auf der Bühne, woran sich Hunderte oder sogar Tausende erfreuen, das gibt mir eine sehr große Genugtuung.
Elbjazz Fr 3./Sa 4.6., Karten unter elbjazz.de; die Backstage-Touren sind bereits ausgebucht.