Entstanden ist die Platte mit zwölf neuen Songs im neu gebauten Studio des Calexico-Keyboarders Sergio Mendoza.
Tucson/Arizona war für Joey Burns ein Glücksort. Hier hat er lange gelebt und gearbeitet und mit seinem Freund, dem Schlagzeuger John Convertino, schon vor 25 Jahren die Band Calexico gegründet. Doch die beiden sogenannten Wüstenrocker haben die Stadt verlassen. Convertino ist nach El Paso/Texas gezogen, Burns sogar in den Norden nach Idaho. „Ein schlimmer Staat mit vielen Extremisten, fundamentalen Religionsfanatikern und Leuten, die mit Waffen rumlaufen, aber wir sind wegen der Nähe zu meinen Schwiegereltern hergekommen“, erzählt der Sänger und Gitarrist im Zoom-Interview. „Umso glücklicher war ich, als ich für die Aufnahmen unseres Albums ,El Mirador‘ nach Tucson zurückkehren konnte.“
Entstanden ist die Platte mit zwölf neuen Songs im neu gebauten Studio des Calexico-Keyboarders Sergio Mendoza. Mit Convertino und Mendoza wurden die neuen Songs entwickelt, nur Trompeter Jacob Valenzuela kam später noch zu den Aufnahmen hinzu, die anderen Mitglieder schickten ihre Beiträge digital aus ihren Wohnorten. Auch Trompeter Martin Wank, der in Leipzig lebt und in Hamburg zur Thalia-Theaterband in „Mittagsstunde“ gehört. Wenn Calexico jetzt wieder auf ausgedehnte Europa- und USA-Tour geht, ist Wank natürlich dabei, Trompeten spielen bei den neuen Songs eine große Rolle.
Burns hat sich beim Songschreiben und bei den Arrangements wieder mehr auf die mexikanische Mariachi-Tradition besonnen. „Die südliche Hemisphäre ist sehr vom Rhythmus beeinflusst, er hat eine enorme kommunikative Funktion. Wir sollten im Norden mehr von dieser südlichen Sichtweise übernehmen.“ Es gibt eine Reihe von tanzbaren Liedern auf „El Mirador“ wie „Cumbia Del Polvo“, „Cumbia Peninsula“ oder den „El Burro Song“, ein ausgesprochen fröhlicher Fiesta-Song. Doch Burns verschließt nicht die Augen vor der Realität. In „Harness The Wind“ findet sich die Textzeile „world of problems with answers never found“.
Obwohl „El Mirador“ vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges aufgenommen wurde, trifft der Satz von den „Weltproblemen, für die es keine Antworten gibt“ genau die Situation. „Der Krieg ist ein Albtraum. Die Korruption und die Lügen der ehemaligen US-Regierung unter Donald Trump und seine Verbindung zu Putin sind schlimm“, kritisiert Burns den Ex-Präsidenten scharf. Doch die Zuversicht gibt er nicht auf: „Um die neue Platte zu machen, brauchte ich meine Freunde. Das ist wichtig in Zeiten, in denen die Welt außer Kontrolle gerät. ,El Mirador‘ handelt von Hoffnung.“
Calexico-Konzert So 8.5., 20 Uhr, Fabrik (S Altona) Barnerstr. 36, Karten 40,05 Euro