Hamburg. Nach zwei Jahren meldet sich das „klangfest“ von Kinder Kinder e.V. zurück. Stephan von Löwis holt internationale Stars.
Dieser Tage klingelt bei Stephan von Löwis öfter denn je das Telefon. Dann rufen auch schon mal Mitarbeiter der Elbphilharmonie an. Das große Konzerthaus am Hafen ist nur einer von gleich sieben Partnern, die von Löwis und der Verein Kinder Kinder e.V. für das „klangfest“ 2022 mit ins Boot geholt haben. Für die Elbphilharmonie-Produktion „5 gewinnt“ gilt es in diesem Fall mündlich noch abzustimmen, wann und wie die Instrumente zur Kampnagel-Fabrik transportiert werden sollen.
Zwei Jahre in Folge musste dort das „klangfest“ pandemiebedingt ausfallen, „Zwei Drittel des Programms hatten wir schon 2020 spielen wollen“, erläutert von Löwis. Der erfahrene und passionierte Kinderkultur-Macher hatte das Festival zwei Jahre zuvor aus der Taufe gehoben und hat es trotz seines Ausscheidens als Geschäftsführer von Kinder Kinder e.V. im vergangenen April aktuell kuratiert. Und so verwandelt das „klangfest“ die Kampnagel-Fabrik, das benachbarte Alabama-Kino und das Gelände drumherum von Sonnabend bis Montag aufs Neue in einen großen tönenden Abenteuerspielplatz – mit Konzerten, Musiktheater und Klanginstallationen.
"klangfest" 2022 für Kinder auf Kampnagel
„Musik für Kinder: aufregend anders“ lautet das Motto des Festivals. „Für Kinder ist ja jede Musik neu“, meint von Löwis. Das kann beim „klangfest“ sogar Bach sein. Das kleine schwedische Ensemble Vargkatten erzählt in seinem gut 40-minütigen poetischen Werk „Bach in the Street“ mit Geigenspiel und Tanz von Flucht und Zuflucht – von Sonnabendnachmittag an insgesamt viermal. Das Projekt „backstage music“ ist für von Löwis – ohne dass er die anderen mehr als 40 Programmpunkte abwerten will das interessanteste Format.
„Hier wird das Publikum bei einem Rundgang zu drei Kurzkonzerten geführt“, erläutert er. Menschen ab sechs Jahren sind bei der Entstehung von Musik hinter den Kulissen hautnah (aber mit Masken!) dabei; der dänische Musiker Thomas Sandberg sorgt mit dem Hamburger Tänzer Franklyn Kakyire bei der Uraufführung von „Looping“ fürs Finale.
Künstler kommen aus sieben verschiedenen Ländern
Neue Musik, Klassik, Jazz und Experimentelles – hören und sehen können Groß und Klein von Kinder Kinder e.V. viele aufregende Töne und Bilder. Die beteiligten Künstler kommen aus sieben verschiedenen Ländern. Und wie es sich für Veranstaltungen des seit mehr als drei Jahrzehnten in Hamburg präsenten gemeinnützigen Vereins gehört, können jungen Gäste selbst aktiv werden und einen Klangkanal oder einen Trommeltisch bespielen.
Auch Bühnenproduktionen laden zum Mitmachen ein; die erstmals errichtete Open-Air-Bühne bietet zudem kleine Gratis-Überraschungskonzerte, am Sonnabend (14.15 und 17.45 Uhr) gleich zweimal mit der Exil-Chinesin Lin Chen und dem Hamburger Kristian Sievers.
Kampnagel: Löwis lockt Künstler nach Deutschland
Trotz zwei Jahren Pandemie hat es der Kultur-Entdecker von Löwis wieder mal geschafft, Künstler erstmals nach Deutschland zu locken. Die Percussion-Show „Rhythms from Space“ der Norweger Peter Baden und Mats Ragner etwa soll Menschen von sieben bis 99 Jahren mit elektronischen Sounds und kinetischen Lichteffekten quasi ins Weltall beamen. Und die musikalische Erzählung „Colonialism“ spürt am Beispiel von Schokolade der Kolonialzeit bis 1960 nach - erzählt aus der Perspektive verschiedener afrikanischer Kulturen, auf Deutsch und Englisch auch gerichtet an Jugendliche und Erwachsene.
„Unser Hauptziel bleibt es, Kinder an Musik heranzuführen“, sagt von Löwis. Je früher, desto prägender. Er selbst hörte schon als Vierjähriger Louis Armstrong - und spielt mit 69 Jahren bis heute Saxofon …
„klangfest“ 23.-25.4., Sa 14.00-18.00, So 10.00-19.00, Mo 9.30-12.00, Kampnagel, Alabama-Kino und open air (Bus 17, 172, 173), Jarrestr. 20, Karten: T. 27 09 49 49; www.klangfest.de