Hamburg. Martín García García erhielt in der Laeiszhalle den Sir-Jeffrey-Tate-Preis. Warum er sein Können nicht unter Beweis stellen konnte.
So etwas kann man auch Unglück im Glück nennen. Der junge spanische Pianist Martín García García sollte am Gründonnerstag den alle zwei Jahre verliehenen Sir-Jeffrey-Tate-Preis in der Laeiszhalle entgegennehmen und dabei mit den Symphonikern Hamburg eine Kostprobe seines Könnens geben.Die aber musste ausfallen, weil er sich kurz vor dem Konzert durch einen Sturz auf der Straße eine Schulterverletzung zugezogen hatte.
Den von Annegret und Claus-G. Budelmann gestifteten und mit 10.000 Euro dotierten Preis bekam er natürlich trotzdem. „Nur wenigen ist es gegeben, mit Mitte 20 ihre Kunst so verinnerlicht zu haben wie Martín García García“, sagte der Chefdirigent Sylvain Cambreling, der selbst zur Jury des Preises gehörte, in seiner charmant vorgetragenen Laudatio, „der zugleich intelligente und sich gänzlich fallenlassende Zugriff, diese behutsame und gleichermaßen energische Musikalität haben die Jury überzeugt“.
Preisverleihung: García García will Auftritt nachholen
García García versprach, den versäumten Auftritt nachzuholen, und durfte die fantastisch aufgelegten Symphoniker dann als Zuhörer im Parkett genießen. Es war wirklich ein Erlebnis, das Orchester Mozarts „Pariser Symphonie“ Nr. 31 KV 297/300a spielen zu hören.
Schon das Allegro assai zu Beginn strahlte eine aufgewühlte Lebendigkeit aus, ja es gab Passagen, die vor Energie regelrecht erzitterten. Cambreling hatte Spaß daran, die Musik pulsieren zu lassen. Die Frische des Satzes übertrug sich unmittelbar auf das Andante mit seinen satten Hörnergrundierungen und den hellen Einwürfen der Soloflötistin Susanne Barner.
Kontrafagott setzte tiefe Akzente
Anstelle eines langsamen Satzes aus einem Klavierkonzert von Mozart mit García García hatte Cambreling Mozarts „Maurische Trauermusik“ KV 477 in einer Fassung mit Kontrafagott aufs Programm gesetzt. Neben den Klarinetten, Oboen und Hörnern setzte dieses Instrument besonders tiefe, fast brummelnde Akzente in der Klangfarbe. Obwohl das Werk ja Trauermusik heißt, hielten sich Leichtigkeit und Klage darin die Waage, was Cambreling besonders schön herausarbeitete.
Nicht zu schwer und gleich im Fluss geriet auch der Beginn von Beethovens Symphonie Nr. 3 „Eroica“, ein Stück, das den Kontrast und die Dramatik im sinfonischen Genre ja nun mal aufs Äußerste ausreizt. Unter Cambreling haben sich die Symphoniker wahrlich eine Klangkultur erarbeitet, die viele Besonderheiten hat.
Preisverleihung: Musik bricht aus Klageduktus aus
Die feinsten Abstufungen gelingen ganz mühelos und organisch, und in jedem Takt spürt man die große Lust des Orchesters zu spielen und Gegensätze, wie sie Beethoven aufeinanderprallen lässt, unter einen Bogen zu zwingen. Auch in der „Eroica“ gibt es einen Trauermarsch, aber auch diese Musik bricht aus dem Klageduktus aus und scheint sagen zu wollen, dass man sich gegen das Schicksal behaupten und auflehnen sollte.