Hamburg. Der Hamburger Verlag Schreiber & Leser widmet sich Jacques Tardis Heldin „Adele“ und veröffentlicht eine Werkausgabe der Serie.
Jacques Tardi, Jahrgang 1946, zählt zweifellos zu den bedeutendsten franko-belgischen Comic-Künstlern. Neben seinen Arbeiten über den Ersten Weltkrieg (u. a. ,,Grabenkrieg“) wurde er vor allem durch die 1976 begonnene Serie ,,Adeles außergewöhnliche Abenteuer“ bekannt. Im deutschsprachigen Raum mussten Sammler in den vergangenen Jahren jedoch antiquarisch nach einzelnen Alben suchen, um diese Reihe zu lesen.
Dank des Hamburger Verlags Schreiber & Leser hat diese Suche nun ein Ende. Der Verlag, der bereits andere Comic-Klassiker wie Hugo Pratts ,,Corto Maltese“ in einer hochwertigen Neuauflage auf den Markt gebracht hat, veröffentlicht unter dem Titel ,,Adele Blanc-Sec“ eine Werkausgabe der Serie. Der erste Sammelband enthält die ersten drei Alben der Reihe: ,,Adele und das Ungeheuer“ (1976), ,,Der Dämon vom Eiffelturm“ (1976) und ,,Der Affenmensch“ (1977).
Comic: Adele gerät in mysteriöse Abenteuer hinein
Jacques Tardi führt uns ins Paris der Belle Époque: Die Protagonistin Adele verdient ihren Unterhalt eigentlich mit dem Verfassen von Kolportageromanen. Allerdings gerät sie regelmäßig in mysteriöse Abenteuer und große Verschwörungen hinein. Schon auf den ersten Seiten von ,,Adele und das Ungeheuer“ schlüpft ein Flugsaurier aus einem Ei im Pariser Museum für Naturgeschichte und tyrannisiert die französische Hauptstadt.
Im weiteren Verlauf des ersten Sammelbandes trifft Adele unter anderem auf eine die Pest verbreitende Sekte und einen Urzeitmenschen, der nach seiner Wiederbelebung erst mal um einen Cognac und eine gute Zigarre bittet. Adeles Ermittlungen verwebt der Autor geschickt mit realen historischen Ereignissen und lässt zudem Anspielungen auf literarische Klassiker, wie Mary Shelleys ,,Frankenstein“, in seine Geschichten einfließen.
Comic: Werkausgabe kann auch Neulinge begeistern
Insgesamt bietet ,,Adele Blanc-Sec“ kurzweilige, humorvolle Abenteuer, die besonders wegen der visuellen Darstellung der Belle Époque nach wie vor viel Charme besitzen: Architektur, Kleidung und Fortbewegungsmittel zeugen von der akkuraten Rechercheleistung Tardis. Nostalgie entsteht beim Lesen nicht nur durch die historische Verortung in einer längst vergangenen Zeit, sondern auch durch die Zeichnungen. Tardi orientiert sich an dem als ,,Ligne Claire“ bezeichneten Stil, der vom Tim-und-Struppi-Schöpfer Hergé geprägt wurde. Somit erinnert die Gestaltung der Bilder an ein goldenes Zeitalter der europäischen Comicgeschichte.
Ein älteres Publikum, das Adeles Streifzüge durch Paris bereits von früher kennt, wird diese wunderbare Werkausgabe ebenso erfreuen, wie Comic-Fans, die der französischen Abenteuerin das erste Mal begegnen.