Hamburg. Die Hamburger Techno-Popband will am 16. April im Adrenaline Stadium spielen – und bislang wurde der Termin nicht abgesagt.
Am 14. März 2020, als die Corona-Pandemie das internationale Tourneegeschäft zum Erliegen brachte, spielte die Hamburger Techno-Popband Scooter noch ein Konzert im Stadium Live Club in Moskau. Und in wenigen Wochen, am 16. April 2022, will das Trio um Frontmann H.P. Baxxter ebenfalls in Moskau die „God Save The Rave“-Tour im Adrenaline Stadium im Moskauer Stadtviertel Sokol beginnen.
Unter normalen Umständen wäre das ein alltäglicher Termin für Scooter, die seit 20 Jahren nahezu jährlich in Russland gastieren und neben den Scorpions und Rammstein zu den wenigen in Osteuropa populären deutschen Bands gehören. Aber jetzt herrscht Krieg zwischen Russland und der Ukraine.
Scooter-Konzert: Start von „God Save The Rave“-Tour in Moskau?
Auf Abendblatt-Anfrage, ob der Tourauftakt in Moskau unverändert stattfinden wird, teilte das Scooter-Management mit, dass die Band derzeit für einen Videodreh auf den kanarischen Inseln weilt und es daher schwierig sei, Fragen rund um den Auftritt in Russland zu beantworten. Noch sind jedenfalls über Scooters Homepage Karten für das Konzert im 7000 Besucher fassenden Adrenaline Stadium ab 2300 bis 9000 Rubel (21 bis 81 Euro) erhältlich. Auch in den sozialen Medien hat Scooter sich bislang noch nicht zum geplanten Konzert in Moskau oder zum Krieg in der Ukraine geäußert.
Bereits vor fünf Jahren wurde Scooter direkt mit der brisanten politischen Lage in der Ukraine konfrontiert: Im August 2017 spielte die Band beim „ZBFest Rock Festival“ in Balaklava auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim auf. Schon im Vorfeld kritisierten ukrainische Medien diesen Auftritt, aber H.P. Baxxter sagte den Termin nicht ab: „Wir fahren nicht auf die Krim, um dort Politik zu machen, sondern weil wir dort unsere Fanbase haben. Der wollen wir etwas bieten“, sagte er damals der „Bild“. Scooters Manager Jens Thele ergänzte: „Uns war gar nicht bewusst, dass wir uns hier in einen politischen Konflikt hineinbewegen. Unsere Musik ist völlig unpolitisch und wir wollen uns aus politischen Dingen raushalten. Wir besuchen die Ukraine und Russland seit 1995 und haben dort viele Fans, die sich auf Scooter freuen.“
Seit 2017 kein Scooter-Auftritt in der Ukraine
Nach dem Konzert nahmen ukrainische Behörden Ermittlungen auf, die „illegale Einreise“ auf die Krim sei „ein Verbrechen mit schwerwiegenden rechtlichen Folgen“, wie der ukrainische Botschafter Andrej Melnyk damals der Funke-Mediengruppe sagte, „das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine gravierende Straftat, die weltweit geahndet wird.“ Zu einer Anklage kam es nicht, in der Ukraine trat Scooter seit 2017 nicht mehr auf.