Hamburg. Gremium vergibt 2,5 Millionen Euro an 14 Film- und Fernsehprojekte – darunter sechs neue Serien, die in Norddeutschland gedreht werden.

Bis vor Kurzem war Hamburg noch ein weißer Fleck auf der deutschen Serienlandkarte. Das ändert sich jetzt. Die Moin-Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein hat mit ihrem High-End-Gremium 2,5 Millionen Euro an 14   Projekte vergeben. 1,2 Millionen Euro davon bleiben komplett im Norden, wo sechs Serien gedreht werden sollen.

Stephan Rick will sechs Folgen von „Die Quellen des Bösen“ inszenieren und unter anderem Fahri Yardim ins ehemalige Grenzgebiet nach Mecklenburg-Vorpommern schicken, um dort einen Serienmörder zu jagen. Das Drehbuch stammt von Catharina Junk („Mittagsstunde“) und Elke Schuch („Tatort“).

Das verwüstete Europa nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ist der Schauplatz einer sechsteiligen Drama-Serie der Studio-Hamburg-Tochter Letterbox. In „Davos“ tobt vor dem Hintergrund des scheinbar friedlichen Berg­kurorts ein unerbittlicher Agentenkrieg. Die Regisseure Anca Miruna Lazarescu und Jan-Eric Mack setzten unter anderem Jeanette Hain und David Kross in Szene.

Auch Helgoland wird auf den Bildschirmen zu sehen sein

In „Helgoland 513“ verschanzen sich in naher Zukunft auf der kleinen Nordseeinsel die Überlebenden einer Apokalypse. Regie führt der Robert Schwentke („Flight Plan“), der dafür seiner Wahlheimat USA vorübergehend den Rücken kehrt.

Rastlos scheinen auch die Gebrüder Beetz zu sein, die auf der Berlinale gerade die True-Crime-Serie „Reeperbahn Special Unit 65“ vorgestellt haben. Es geht darin um den Kampf der ersten deutschen Spezialeinheit gegen das or­ganiserte Verbrechen. Offenbar kommen die Beetz-Brüder jetzt aber vom Kiez nicht mehr so richtig los. Ihre neue Doku­-Serie heißt „Der FC St. Pauli – non established since 1910“. Das klingt viel versprechend. Das Hamburger AutorenTeam Christian Bettges, Ina Kessebohm und Paul Wiederhold arbeitet daran.

Um eine junge Trickbetrügerin, eine Star-Galeristin und eine Kunstfälscherin geht es in„Passepartout“. Hier wird zunächst die Projektförderung unterstützt. Alle oben erwähnten Serien werden teilweise oder auch ganz im Norden gedreht.

Das Drehbuch der Drama-Serie „Leben“ von Ipek Zübert, das eine Familiengeschichte über mehrere Frauengenerationen erzählen will, erhält Drehbuchförderung.

Hermine Huntgeburth will Drama drehen

Aber auch die anderen geförderten Filme können mit bekannten Namen glänzen. Hermine Huntgeburth will das Drama „Fellinger“ drehen, es geht um einen Kellner, der in Pandemiezeiten einen Roman schreiben will. Das Drehbuch kommt von Friedrich Ani.

Ein Bein in der Tür in Hollywood hat offenbar „Systemsprenger“-Regisseurin Nora Fingscheidt. Wie sonst hätte sie für ihre neue Romanverfilmung „The Out­run“­­ den Star Saoirse Ronan gewinnen können? Die amerikanisch-irische Schauspielerin war schon als Teenager für ihre Rolle in „Abbitte“ für einen Golden Globe und den Oscar nominiert. Zuletzt hatte Fingscheidt „The Unforgivable“ mit Sandra Bullock in der Hauptrolle gedreht. Das Drehbuch hat die Regisseurin mit der Autorin der Romanvorlage Amy Liptrot geschrieben. Animationsfilm-Spezialistin Ute von Münchow-Pohl („Der kleine Rabe Socke“) will „Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission“ zum Laufen bringen. Jan Strathmann hat dazu ein Drehbuch geschrieben. Gespannt sein darf man auch auf den Film „L’Empire“ von Regisseur und Autor Bruno Dumont. Er will in seinem Science-Fiction-Film hinter die beschauliche Fassade eines Fischerdorfs blicken, das in einer Art Paralleluniversum tatsächlich von Rittern und interplanetarischen Imperien beherrscht wird.

„Mit den neuen Serienprojekten zeigt die Branche am Standort eindrucksvoll, welches Potenzial in der Hansestadt schlummert“, sagt Moin-Chef Helge Albers. „Künftig werden wir bei den großen Streamern und Mediatheken mehr und mehr Serienstoffe aus Hamburg sehen.“

Kultursenator Carsten Brosda ergänzt: „Die aktuellen Förderentscheidungen zeigen, dass viele kreative Köpfe die schwierige Pandemiezeit genutzt haben, um an vielversprechenden Projekten zu arbeiten. Die Filmförderung nimmt mit der aktuellen Förderentscheidung die Filmkultur und Marktentwicklung in den Blick und setzt so wichtige Impulse für erstklassige und vielfältige Produktionen.“