Fürs neue Albumcover gibt's keinen Schönheitspreis – doch für Fans lohnt es sich allemal reinzuhören: die Songsammlung „Toy“.

Das gealterte Gesicht des Musikers, auf einen Kleinkind-Körper montiert: Nein, für sein Covermotiv wird das mit Spannung erwartete und lange verschollene Album „Toy“ von David Bowie keinen Schönheitspreis gewinnen. Wenn man sich aber davon nicht abschrecken lässt, hat die Songsammlung durchaus ihre Reize. Die Veröffentlichung kommt pünktlich zum 75. Geburtstag der Anfang 2016 gestorbenen Poplegende am 8. Januar in einem üppigen Boxset daher.

„Toy: Box“ enthält Lieder, die Bowie eigentlich 2001 – nach einer Phase kommerzieller Erfolglosigkeit – herausbringen wollte. Nach dem Triumph beim Glastonbury-Festival 2000 spielte er mit einer fantastischen Rockband neue Interpretationen von Songs ein, die er ursprünglich zwischen 1964 und 1971 geschrieben hatte. Nach einem Streit mit seiner Plattenfirma legte er das „Toy“-Projekt in den Tresor, es schien verloren.

David Bowie: 20 Songs auf seinem neuen Album „Toy“

Nun also kommt offiziell ein Werk auf den Markt, das Bowie abermals als grandiosen Sänger präsentiert und dabei einen ungewöhnlichen Blick in die Vergangenheit ermöglicht.

Der Retro-Touch von 60er-Jahre-Liedern wie „I Dig Everything“, „The London Boys“ oder „Baby Loves That Way“ kommt der Zugänglichkeit des Materials freilich zugute – erst recht im Vergleich mit schwierigen Vorgängeralben wie „Black Tie White Noise“ (1993) oder „Earthling“ (1997). Weitere Erkennt­nisse über eine bislang unterschätzte
Bowie-Phase liefert das „Toy“-Boxset mit alternativen Mixes und B-Seiten sowie den „Unplugged & Somewhat Slightly Electric“-Versionen auf zusätzlichen Tonträgern.

Für Bowie-Fans allemal lohnenswert

Für den Musikbuch-Autor Tobias Rüther („Helden. David Bowie und Berlin“) ist das Ergebnis zwiespältig. Er kann zwar nachvollziehen, „dass Bowie diese Songs am Herzen gelegen haben. Sie erzählen die Geschichte des ganz jungen David mit all seinen Wünschen und Sehnsüchten.“ Jedoch habe es den Liedern nicht unbedingt gutgetan, „sie noch einmal so überproduziert einzuspielen. Manchen hat es den Charme genommen.“

So dürfte „Toy“ einer sagenhaften Künstlerbiografie nichts wirklich Sensationelles oder ganz Neues hinzufügen. Für Bowie-Fans lohnen sich diese gut 20 Jahre alten Stücke aber allemal.