Hamburg. Auch zwischen den Jahren lohnt ein Besuch im Kino, Theater oder Museum. Die besten Termine, für die noch Karten zu haben sind.
Wie hat Olivier Messiaen die Geburt Jesu zu einem Klassiker der Orgelmusik gemacht? Welche Geschichten kann Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen aus dem Park Café erzählen? Und was ist das Geheimnis der ungeheuren Filmmusiken von John Williams? Wie sind die Frauen in den Gründerjahren der Bundesrepublik mit ihren Macho-Kollegen klargekommen? Antworten auf diese Fragen gibt es im Laufe der Woche in Hamburg.
Kino in Hamburg: Savoy zeigt Konzert von John Williams
John Williams zählt zweifellos zu den bedeutendsten Komponisten der Filmgeschichte. Seine unvergesslichen Scores zu Filmen wie ,,Der weiße Hai“ (1975), ,,Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981) oder ,,Jurassic Park“ (1993) sind fester Bestandteil der Popkultur geworden. Der fünffache Oscar-Gewinner komponierte im Laufe der Jahre epochale Werke wie den ,,Star Wars“ (1977)-Score ebenso wie die ergreifende Filmmusik für ,,Schindlers Liste“ (1993). Das Savoy-Kino zeigt am Freitag mit ,,John Williams Live In Vienna“ ein Konzert aus dem Wiener Musikverein (bei dem ihn u. a. die Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter begleitete) auf der großen Leinwand. Die Veranstaltung findet unter den derzeit geltenden 2G-Regeln statt.
„John Williams Live In Vienna“ Fr. 31.12., 18.00, Savoy-Kino, (U-Bahn Hauptbahnhof Süd), Steindamm 54, Karten ab 13,00 im Vorverkauf
Dokumentarfilm "Die Unbeugsamen" in der Bonner Republik
In den ersten Jahrzehnten der Bonner Republik war Politik eindeutig eine Männerdomäne. Dennoch gelang es Frauen wie Herta Däubler-Gmelin (SPD), Marie-Elisabeth Klee (CDU) oder Christa Nickels (Die Grünen), sich in diesem Milieu Gehör zu verschaffen. Von diesem Kampf um politische Teilhabe erzählt die Dokumentation ,,Die Unbeugsamen“ (2020), die am Freitag im Zeise-Kino zu sehen ist. Der Film von Torsten Körtner verbindet historische Aufnahmen mit Interviews, in denen Pionierinnen der bundesrepublikanischen Politik zu Wort kommen. Somit erzählt diese Dokumentation zwar von einer vergangenen Zeit, aber behandelt zugleich ein sehr aktuelles Thema. Die Veranstaltung findet unter den derzeit geltenden 2G-Regeln statt.
,,Die Unbeugsamen“, Fr. 31.12., 11.00., Zeise, (S Altona), Friedensallee 7–9, Karten ab 10,45 im Vorverkauf
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen im Knust
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen kommt am Dienstag ins Knust, um es etwas abzustauben. Im Gepäck hat das Quintett aus Hamburg die „Gschichterln aus dem Park Café“, elf fröhliche neue Pop-Songs und ein Drama: „Rebekka will ihr Rad zurück“. Das Park Café in Altona soll ja angeblich der „schönste Platz der Welt“ sein, jedenfalls finden die Musiker das, seit man ihren alten Treffpunkt, Zwanie Jonsons Studio an der Lerchenstraße, abgerissen hat. Sie denken an den alten Freund im Song „Yo Zwanie“ und schicken uns mit der Lebensweisheit „Was nützen einem die Haare, wenn der Frisör ein Idiot ist?“ wieder auf die Straße.
Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen Di 28.12., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten 18,85 zzgl. Vvk-Gebühren, knusthamburg.de
Sehenswerte Ausstellungen in Hamburg
Die Zeit zwischen den Feiertagen eignet sich besonders gut für ausgedehnte Spaziergänge. Zum Beispiel im Jenischpark, der als einer der schönsten seiner Art in Nordeuropa gilt. Und obendrein noch drei sehenswerte Museen beherbergt. Das Bargheer Museum lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, den namensgebenden Künstler Eduard Bargheer als virtuosen Zeichner zu entdecken. Das Jenisch Haus hat die dänischen Star-Architekten Arne Jacobsen und Otto Weitling zu Gast und zeigt in der Ausstellung „Gesamtkunstwerke“ ihr fulminantes Wirken an deutschen Stätten wie City Nord oder auf Fehmarn. Im Ernst Barlach Haus ist noch bis zum 30. Januar 2022 die Sammlung von Ernst-Joachim Sorst mit Meisterwerken von Otto Dix bis Pablo Picasso zu erleben. Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr sind die Häuser allerdings geschlossen.
„Eduard Bargheer. Der Maler als Zeichner“ Bargheer Museum (S Klein Flottbek), Hochrad 75, Di–So 11.00–18.00, „Gesamtkunstwerke“ Jenisch Haus, Baron-Voght-Str. 50, Mo, Mi–So 11.00–18.00, „Von Dix bis Picasso“ Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Str. 50a, D–So 11.00–18.00, Tagesticket jeweils 7,-/5,- (erm.) berechtigt zum ermäßigten Eintritt in den beiden anderen Häusern, Infos zu Schließzeiten an Feiertagen auf den einzelnen Internetseiten
"The Lost Leonardo" über die dunkle Seite des Kunstbetriebs
Haben Sie mal eben 450 Millionen Dollar? So viel musste man schon ausgeben, wenn man das Bild „Salvator Mundi“ erwerben wollte, von dem es heißt, es sei ein verschollenes Meisterwerk von Leonardo da Vinci. Aber stimmt das? Ein zwielichtiges Auktionshaus in New Orleans hat es erworben. Oder ist das alles nur eine Fälschung, bei dessen Auktion es in erster Linie um Ruhm, Geld und Macht geht – nicht um Kunst? Regisseur Andreas Koefoed macht sich in seinem spannenden Dokumentarfilm „The Lost Leonardo“ auf die Suche nach den Hintergründen des dubiosen Bildes und entlarvt dabei so manche dunkle Seite des Kunstbetriebs.
„The Lost Leonardo“ (OmU), So 26.12., 11.10/Mo 27.12., 17.00, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Karten 9,- unter 41 320 320
Orgelwerk von Olivier Messiaen in St. Johannis
Das wohl populärste Orgelwerk von Olivier Messiaen ist „La Nativité du Seigneur“ (Die Geburt des Herrn). Es machte den 1992 gestorbenen französischen Musiker aus Avignon, der übrigens auch ein begeisterter Ornithologe war, 1935 zu einem der bedeutendsten Orgelmusikkomponisten des 20. Jahrhunderts. Am zweiten Weihnachtstag erklingt es in Altona in St. Johannis. An der Orgel sitzt dann Eberhard Lauer, der bereits seit 1982 als Kirchenmusiker in der Kirche St. Marien tätig ist.
„La Nativité du Seigneur“ So 26.12., 12.00, St. Johannis (S Altona), Bei der Johanniskirche 16, Karten 10,-/7,-
"Nacht-Tankstelle" im St. Pauli Theater
13 Jahre? Da kann man von einem Evergreen sprechen. „Nacht-Tankstelle“, das Stück, das so divers und kunterbunt menschelt, läuft am St. Pauli Theater seit einer gefühlten Ewigkeit und hat von seinem Charme gar nichts verloren. Wer es noch nicht kennt, dem sei ein Besuch von Franz Wittenbrinks Stück zwischen den Jahren anempfohlen. Wann wenn nicht dann wäre die Zeit für bekömmliches Musiktheater mit anhaltendem Unterhaltungswert?
„Nacht-Tankstelle“ 27.–30.12., je 19.30 Uhr, 31.12., 20 Uhr, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30. Tickets ab 19,90 Euro, Silvester ab 29,90 Euro
Poetry Slam im St. Pauli Theater
Wortkünstler, die sich live auf der Bühne verbal völlig verausgaben: Das gibt es auch nach Festtagen. Poetry-Slammer kennen nämlich überhaupt keine aus Festtagsschmäusen stammende Trägheitsattacken. Im St. Pauli Theater treffen sie sich deshalb nach Weihnachten wieder zum Dichter-Wettstreit, der hier den Namen „Poetry Slam Late Night“ trägt. „Lyrik, Spoken Word, Comedy, lustige Poeme und ernste Kurzgeschichten treffen aufs älteste Privattheater Hamburgs“, heißt es in der Programmankündigung. Klingt so, als sollte man dabei sein und am späten Abend seine Kulturrezeptoren noch mal so richtig auf Aufnahme stellen.
„Late Night Poetry Slam“ Mi 29.12., 22.30 Uhr, St. Pauli Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29/30. Tickets ab 29,90 Euro