Hamburg. Bergmann gilt als „Großmeister des modernen Kinos“. Im Zeise wird ein neues Buch vorgestellt und einen Film gibt es auch.

Ingmar Bergman (1918 bis 2007) gilt als „Großmeister des modernen Kinos“ – auch Renate Bleibtreu sieht das so. Als sie dem Regisseur Anfang der 2000er-Jahre schrieb, dass sie gerne ein Buch über ihn veröffentlichen und ihn deshalb treffen wolle, konnte sie allerdings eigentlich kaum mit einer positiven Antwort rechnen. Menschen, die Bergman gut einzuschätzen vermochten, hatten ihr deutlich gesagt: „Vergiss es! Der macht nur Post auf von Leuten, die er kennt.“

Aber Bleibtreu konnte auf zwei Trümpfe zurückgreifen: Zunächst hatte sie sich schon einmal dem Schweden, der vor allem im Ausland einen herausragenden Ruf genoss, mit ihrem Buch „Im Bleistift-Ton“ genähert, in dem es um Bergmans literarische Seite geht. Und dann hatte sie 1986 als Schauspielerin den Film „Storm – Der Schimmelreiter“ gedreht. Damals vor der Kamera an ihrer Seite: Erland Josephson, Mitglied des engeren Kreises der Bergman-Familie. „Erland muss ihn dann wohl auf meinen Brief aufmerksam gemacht haben“, sagt Bleibtreu.

Bergmann gewährte Zugang zu seinem umfangreichen Archiv

Als bei ihr eines Tages das Telefon klingelte und am anderen Ende der Leitung jemand sagte: „Hier ist Ingmar Bergman“, war sie entsprechend erstaunt. 2001 traf sie sich dann sogar persönlich mit ihm in seinem Arbeitszimmer im Dramaten in Stockholm, dem schwedischen Nationaltheater.

Er gewährte ihr auch Zugang zu seinem umfangreichen Archiv und sagte: „Du kannst alles verwenden. Es kostet dich keinen Pfennig.“ Zusätzlich wertete sie später mehr als 60 Spiralblöcke aus, in denen der Regisseur eine Art Brainstorming betrieben hatte. „Es las sich wie ein langes Selbstgespräch.“ Das Ergebnis ist die von ihr aus dem schwedischen übersetzte Textzusammenstellung „Ingmar Bergman – Ich schreibe Filme: Arbeitstagebücher 1955–2001“, unlängst im Berenberg Verlag herausgekommen. Von der Intensität seiner Filme sei sie bis heute erschüttert, sagt Renate Bleibtreu, die die ältere Schwester der 2009 gestorbenen Monica Bleibtreu ist. Ihre absoluten Lieblingsfilme von ihm seien „Licht im Winter“ (1962) und „Die Zauberflöte“ (1975).

Am Sonntag (11 Uhr) stellt die Autorin das Buch im Zeise vor. Begleitend wird der Ingmar-Bergman-Film „Das Schweigen“ (1971) gezeigt, der wegen für damalige Verhältnisse expliziter Sex­szenen einen Skandal auslöste.

„Das Schweigen“ So 11.00, Zeise (S Altona), Friedensallee 7-9

„Ingmar Bergman – Ich schreibe Filme: Arbeitstagebücher 1955–2001“ Hg. Renate Bleibtreu, Berenberg, 447 S., 28,-