Hamburg. Viele Kulturinstitutionen setzen auf das 2G-Modell – einige raten ihrem Publikum dennoch deutlich, den Mund-Nasen-Schutz beizubehalten.

Sonntagnachmittag, es ist voll in der Janosch-Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe. Vor allem im „Kino“-Raum, in dem die animierten Filme aus „Janoschs Traumstunde“ in beglückender Dauerschleife laufen. Kinder lümmeln auf großen Sitzkissen, Erwachsene lehnen an der Wand oder stehen in Grüppchen. Und: Alle tragen eine Maske. Gesetzlich vorgeschrieben ist das nicht – das MK&G hat, wie andere große Museen in Hamburg, zum Wochenende auf die 2G-Regelung umgestellt. Aber das Haus hat die Maskenpflicht auch für Geimpfte und Genesene nicht abgeschafft.

„Die Reaktionen unserer Gäste auf die Umstellung des MK&G auf 2G waren bisher sehr positiv“, erklärt Alexander Stockinger, Kaufmännischer Geschäftsführer des Museums. „Viele hatten sich schon darauf eingestellt, sind nun froh darüber und fühlen sich bei uns gut aufgehoben.“ Stockinger verweist insbesondere auch auf die jüngeren Museumsbesucher: „Wir haben viele Kinder und Jugendliche im Haus – eine Bevölkerungsgruppe, die weitgehend noch nicht geimpft werden kann. Mit 2G + Maske können wir unsere Gäste und Beschäftigten optimal schützen, das Museum für möglichst viele Menschen offen halten und unseren Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens leisten.“

Corona: Maskenempfehlung statt Maskenpflicht

Auch das Deutsche Schauspielhaus stellt nach und nach auf 2G-Vorstellungen um, wobei es nach wie vor einige 3G-Termine (dann ohne Gastronomieangebot im Foyer) im Spielplan gibt. Zwar entfalle die Maskenpflicht bei 2G-Vorstellungen. „Das Schauspielhaus empfiehlt seinem Publikum jedoch, die Maske während des gesamten Aufenthaltes im Theater zu tragen“, teilt die Bühne mit. Zur Begründung nennt das Theater sowohl den Schutz des Publikums als auch den Schutz der Mitarbeitenden.

Unter „2G-Spezial“ wird in den Schauspielhaus-Rängen zudem die Buchung von Plätzen mit Abstand angeboten. Dem Publikumswunsch kommt das Haus damit offenbar nach: Schon in der Premiere der Frank-Castorf-Inszenierung „Der Geheimagent“ war zu beobachten, dass zumindest im Parkett nahezu die Hälfte aller Zuschauer trotz 2G-Modell an diesem Abend eine Maske, sehr viele sogar ein FFP2-Modell trugen.

Abstände im Zuschauerraum sollen vorerst bleiben

Michael Lang, Intendant des Ohnsorg-Theaters, hatte das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während der Vorstellung kürzlich noch als „Gift“ bezeichnet. Das Gefühl von Nähe entstehe besser, wenn Darsteller und Zuschauerinnen gleichermaßen keine Masken tragen, erläutert Lang auf Anfrage und ergänzt: „Grundsätzlich vertrete ich nach wie vor die Auffassung, dass das Theater mit seinen modernen Lüftungssystemen (und einem achtfachen Luftaustausch pro Stunde) eine sicherer und geschützter Ort ist.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Aber auch das Ohnsorg-Theater empfiehlt seinem Publikum das Tragen von Masken von heute an offensiv. Entsprechende Hinweise werden angebracht, das Personal im Foyer habe ohnehin auch unter der 2G-Regelung Masken getragen, das Publikum „im Foyer sehr häufig, am Platz auch vielfach“. Auch die Abstände im Zuschauerraum sollen vorerst bleiben, stellt Michael Lang klar: „Vollbelegung gibt es aktuell in aller Regel nur bei bestimmten Firmenvorstellungen, bei denen die Firma sich das explizit so gewünscht hat.“

Viele Zuschauer tragen freiwillig eine Maske

Am Thalia Theater, wo die bereits geplante vollständige Umstellung auf das 2G-Prinzip ebenfalls auf das vergangene Wochenende vorgezogen wurde, lief diese Umstellung problemlos: Nur sehr wenige Besucherinnen und Besucher hätten ihre Karten daraufhin zurückgeben wollen, sagt Thalia-Sprecherin Maren Dey: „Das verwundert uns nicht, denn unser Publikum ist sowieso zu einem sehr hohen Prozentsatz vollständig geimpft.“ Mindestens die Hälfte aller Zuschauerinnen und Zuschauer tragen trotzdem nach wie vor freiwillig eine Maske, „und wir beobachten, dass es eher mehr als weniger werden“, so Dey. Auch am Thalia werde – auf der Website und in der direkten digitalen Kommunikation mit dem Publikum – darauf hingewiesen, das man die Maske „aufbehalten kann und auch sollte“.

Elbphilharmonie: Viele tragen trotz 2G ihre Masken.
Elbphilharmonie: Viele tragen trotz 2G ihre Masken. © Roland Magunia/Funke Foto Services | Roland Magunia

In der Elbphilharmonie tragen, so eine Beobachtung der Verantwortlichen am vergangenen Wochenende, etwa ein Drittel der Besucherinnen und Besucher auch am Platz und während der Konzerte eine Maske, obwohl dies bei den 2G-Veranstaltungen dort nicht vorgeschrieben ist. Auf den Laufwegen seinen es sogar bis zu 80 Prozent – Letzteres werde auch in einer E-Mail, die Kartenkäufer vor den Konzerten erhalten, sowie auf der Elbphilharmonie-Website empfohlen. Die vorgezogene Umstellung auf 2G habe nicht zu einer umfangreichen Rückgabe von Konzertkarten geführt, weniger als drei Prozent der zuvor verkauften Tickets seien retourniert worden.

Corona: Maskenempfehlung für Schulklassen bei Musicals

Ähnlich sieht es bei den Musicals der Stage Entertainment GmbH aus: „Bei unseren bisherigen 2G-Veranstaltungen stellen wir fest, dass eine Mehrheit der Gäste die Masken aufbehält. Dies gilt besonders in den Foyers, doch auch im Zuschauerraum“, so Unternehmenssprecher Stephan Jaekel. Eine generelle Empfehlung gebe es nicht – mit einer Ausnahme: Schulklassen. „Da sprechen wir im Vorfeld gegenüber den Lehrern und Lehrerinnen explizit die Empfehlung aus, die Masken währen des gesamten Besuchs zu tragen.“