Anke Engelke und Jonas Dassler spielen in „Mein Sohn“ so vertraut, als würden sie sich schon lange kennen. Eine Filmkritik.

Roadmovies sind ja immer Reisen zu sich selbst. Dabei muss man ganz weit weg fahren, um sich nah zu kommen. In letzter Zeit aber tut sich da ein neues Subgenre auf: das Zwei-Generationen-Roadmovie. Denn zum zweiten Mal in kurzer Zeit muss ein bereits erwachsener Mensch mit einem Elternteil ins Auto steigen und an der dysfunktionalen Beziehung arbeiten.

Erst vor fünf Wochen startete „Töchter“, die Verfilmung von Lucy Frickes gleichnamigem Erfolgsroman. Eine Tochter (Alexandra Maria Lara) sollte da ihren kranken Vater (Josef Bierbichler) in ein Hospiz in die Schweiz fahren. Der Film krankte leider daran, dass man Lara und Bierbichler nicht abnahm, dass sie auch nur im Entferntesten verwandt sind.

„Mein Sohn“ erzählt nun eine überraschend ähnliche Geschichte. Hier will eine Mutter, Marlene (Anke Engelke), ihren Sohn Jason (Jonas Dassler), der einen schweren Unfall hatte, in eine renommierte Reha-Klinik fahren. Aber hier stimmt die Chemie in jeder Szene, als würden die Darsteller sich wirklich schon lange kennen. Vor allem glänzt Anke Engelke, die man immer noch vornehmlich als Comedienne wahrnimmt, in einer ganz ernsten Rolle.

Neu im Kino: "Mein Sohn" mit Anke Engelke

Als leicht übergriffige Mutter kämpft sie um ihren allzu sorglosen Sohnemann, der sich gerade von ihr abgenabelt hat und nicht schon wieder von ihr bevormunden lassen will. Doch je länger die beiden gemeinsam im engen Auto sitzen, desto mehr taut ihr eisiges Verhältnis auf. Als es in einem Hotel nur noch ein Doppelbett gibt, schläft der Sohn lieber im Auto. Beim zweiten Halt bei Freunden halten sie es dann schon zusammen in einem Campingwagen aus.

Zuletzt muss aber auch die Mutter lernen, ihrem Sohn eigene Entscheidungen zu überlassen. Eine Odyssee mit vielen Wendungen und Abwegen, bei dem der letzte Weg allein gefahren werden muss. Da stimmt es dann wieder, das Prinzip des Roadmovies.