Hamburg. Unsere Tipps für die kommenden Tage: Ein Ex-„Tatort“-Ermittler sieht Sterne, Schiller im Thalia, Spannung beim Krimifestival.

Pop mit einer feinen Songschreiberin aus Norwegen, ein aus „Babylon Berlin“ bekannter Schauspieler als Sänger einer Band, Klassik(er) im Theater und in der Laeiszhalle, ein Meister des Jazz-Piano im Konzert und freier Eintritt am Reformationstag in vielen Museen, dazu noch mehr – Hamburgs Kultur bietet in dieser Woche reichlich Vielfalt.


POP

Trotz Pandemie und erzwungener Tourneeabsage war das Jahr 2020 sehr ereignisreich für die norwegische Sängerin und Songschreiberin Ane Brun: Im Oktober veröffentlichte sie ihr neues Album „After The Great Storm“, um dann im November gleich den Nachfolger „How Beauty Holds The Hand Of Sorrow“ zu präsentieren. Das sind Bruns erste neue Songs seit 2015, der Tod ihres Vaters sorgte für eine Schaffenspause, die zwar durch ein Coveralbum und Livemitschnitte unterbrochen wurde, aber erst im Vorjahr ihr Ende fand.

Somit ist es Zeit für einen neuen Aufbruch und um etwas nachzuholen: Am Dienstag (2.11.) holt Ane Brun ihr vom November 2020 verlegtes Hamburg-Konzert in der Fa­brik nach. Die Einlasssituation unter 2G- oder 3G-Bedingungen wird kurzfristig vom Veranstalter auf www.kj.de bekannt gegeben.


UNTERHALTUNG
„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“, versprach Literaturhaus-Chef Rainer Moritz bei seinem Schlagerabend im Februar 2020 beim letzten Duvenstedter Salon. Die Liebe zur Salonkultur ist tatsächlich geblieben und wird am 4. November beim Neustadt des Duvenstedter Salons im Max-Kramp-Haus wieder mit viel Humor aufgefrischt. Jessica Kosmalla und Wolf-Dietrich Sprenger, bekannt auf Film-, TV- und Theaterbühnen, widmen sich bei ihrer musikalischen Lesung voll und ganz dem 2011 gestorbenen Sketch-Giganten Vicco von Bülow alias Loriot. Begleitet wird das Duo von Dietmar Loeffler. Der Abend findet unter 2G-Bedingungen statt.


KLASSIK

Es gleicht einer Schatzsucherarbeit: Das Moskauer Brahms Trio hat in den vergangenen Jahren rund 2000 Partituren von russischen Komponisten in Archiven ausgegraben, auf die Pulte gelegt und abgestaubt. Die wichtigsten Entdeckungen präsentiert das Top-Ensemble auf einer eigenen CD-Edition und im Konzert. Für den Auftritt an diesem Sonntag in der Laeiszhalle hat das Brahms Trio drei Werke im Gepäck: ein mächtiges Stück von Nikolai Rims­ki-Kor­sa­kow, Anton Arenskys Trio in d-Moll, voller slawischer Schwermut und herzenswarmer Melodien. Und schließlich – als einziges bekanntes Werk des Abends - das zweite Klaviertrio von Dmitri Schostakowitsch aus dem Kriegsjahr 1944, das gespenstische Momente, Klageton und einen makabren Totentanz vereint.

POP

Alternativer Pop aus Dresden: die Band Woods Of Birnam
Alternativer Pop aus Dresden: die Band Woods Of Birnam © Yves Borgwardt | YVES BORGWARDT

Nicht nur für Woods Of Birnam war das Konzert im Kleinen Saal der Elbphilharmonie der Höhepunkt auf der Tour zum Album „Grace“ der Dresdner Band: Kunstfertigkeit, Zerbrechlichkeit, aber auch rohe Energie und wütende Emotionen sorgten zusammen für ein glanzvolles Pop-Erlebnis. Dieses Jahr feiert die aus Polarkreis 18 hervorgegangene Band um Sänger und Schauspieler Christian Friedel („Babylon Berlin“, „Elser“) ihren zehnten Geburtstag mit einer Akustiktour und entsprechend intimeren Auftrittsorten. In Hamburg ist am 3. November das Nachtasyl dran. Der Abend findet unter 2G-Bedingungen statt.


THEATER
Einst hatte der Regisseur sogar einen empörten ehemaligen Ersten Bürgermeister aus dem Saal getrieben (Klaus von Dohnanyi: „Das ist doch ein anständiges Stück!“), seine „Liliom“-Inszenierung mit Fritzi Haberlandt und Peter Kurth wurde nicht zuletzt deshalb legendär. Auch „Liebelei“ (2002) und „Lulu“ (2004) wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Nun kehrt Michael Thalheimer nach mehr als zehn Jahren (in denen er unter anderem am Schauspielhaus inszenierte) zurück ans Thalia Theater – wieder mit einem Klassiker: Friedrich Schillers „Die Räuber“. Lisa Hagmeister und Merlin Sandmeyer spielen Karl und Franz Moor, an diesem Sonnabend ist Premiere. Die ist zwar schon ausverkauft, aber für die 2G-Vorstellung (Impfpass und Personalausweis nicht vergessen!) am 4. November gibt es noch Karten.

PERFORMANCE

Noch immer gilt H.G. Wells’ Roman „Die Zeitmaschine“ aus dem Jahr 1895 als Pionierwerk der Science-Fiction, er ist eine der ersten literarischen Dystopien. In einer multimedialen Live-Performance reisen der Berliner Schauspieler und Ex-„Tatort“-Ermittler Dominic Raacke, der Hamburger Schlagzeuger Stefan Weinzierl und der Visual Artist Rocco Helmchen am Donnerstag und Freitag mit dem Publikum im Planetarium ins ferne Jahr 802.701. Auch unter der Kuppel des Sternentheaters ist die neue Welt nicht so paradiesisch, wie sie auf den ersten Blick anmutet. Für spannende Momente dürfte dennoch gesorgt sein.

Schauspieler und Sprecher Dominic Raacke
Schauspieler und Sprecher Dominic Raacke © picture alliance / Eibner-Pressefoto | EIBNER/Dirk Jacobs


JAZZ

Mit vier Konzerten in acht Tagen bietet die Jazz Federation Hamburg e. V. zwischen dem 29. Oktober und 5. November die ganze Bandbreite des Live-Jazz. Ein Höhepunkt verspricht am Donnerstag (4.11.) der Auftritt in der Jazz Hall in Ro­therbaum, neuer Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater, mit Richie Beirach zu werden. Als Pianist von Weltrang spielte er mit Größen wie Chet Baker, Stan Getz, Wayne Shorter, Quest und vielen anderen.

Meister des Jazz-Pianos: Der US-Amerikaner Richie Beirach (74) spielt in einem Quartett in der neuen Hamburger Jazz Hall
Meister des Jazz-Pianos: Der US-Amerikaner Richie Beirach (74) spielt in einem Quartett in der neuen Hamburger Jazz Hall © Richie Beirach

Beirach hat den Jazz mitdefiniert und steht bis heute fürs Unvorhersehbare dieser Musik. Posaunist Christophe Schweizer, der Beirach vor drei Jahrzehnten erstmals begegnete, hat ihn nach sechs Jahren wieder nach Hamburg eingeladen und bildet mit Bassist Tilman Oberbeck und dem in London lebenden Schlagzeuger Gene Calderazzo (Pharoah Sanders/NDR Bigband) ein abendliches Quartett. Ohne Netz und doppelten Boden, aber unter 2G-Bedingungen.


KABARETT

Nachdem er in seiner programmatischen Rolle als „Kanzlerchauffeur“ endgültig die mächtigste Frau der Welt um die Ecke gebracht hat, widmet sich Michael Frowin statt Angela Merkel in seinem neuen Kabarett-Solo dem schnöden „Mammon“, genauer „Geld. Macht. Glück“. Wie bezahlt man (oder auch frau) die Putzfrau, die einem die Briefkastenfirma putzt, richtig sauber schwarz? Wie surft man respektive frau garantiert divers, „woke und mit klimaneutralem Fußabdruck“ durchs Leben? Warum nach 2700 Jahren nun Schluss ist mit Schotter, erklärt der Künstlerische Leiter des Theaterschiffs vom 4. November an Bord des selbigen im Nikolaifleet - jeweils nach 2G-Regel. Und dieses „G“ steht hier mal nicht für Geld.

FESTIVAL

„Schockstarre“ verspricht das Hamburger Krimifestival in diesem Jahr seinen Besucherinnen und Besuchern. Es läuft in geballter Form vom 2. bis 6. November auf Kampnagel, das Programm ist hochkarätig: Unter anderem treten Martin Walker, Luc Bannalec, Ingrid Noll und Simone Buchholz auf. Und am 3. November liest das Autorenduo Hjorth und Rosenfeldt in den Winterhuder Hallen. Sein neuer Roman trägt den Titel „Die Früchte, die man erntet“.

Hjorth und Rosenfeldt/Krimifestival 3.11., 20.00, Kampnagel (Bus 17, 172), Jarrestraße 20, Karten zu 22, -/erm. 18,- alle Infos unter www.krimifestival-hamburg.de

KUNST

Am Tag der Reformation (Sonntag, 31. Oktober) bekommen die Kirchen neuerdings Konkurrenz: Hamburger Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten laden mit der Aktion „#seeforfree“ zum eintrittsfreien Besuch und Genuss von Stadtgeschichte, Kunst und Kultur. 31 Häuser machen mit, darunter Kunsthalle, Museum für Kunst und Gewerbe, Deichtorhallen und Museum für Hamburgische Geschichte, aber auch viele kleinere wie etwa Hamburger Schulmuseum oder Deutsches Zusatzstoffmuseum. In vielen Museen gilt die 2G-Regel; es haben also Geimpfte und Genesene sowie Kinder/Jugendliche unter 18 Jahren freien Eintritt.

„#seeforfree“ So 31.10., in 31 Museen, Eintritt frei, Infos zu den Häuser unter www.seeforfree.de, Öffnungszeiten auf den jeweiligen Internetseiten