Hamburg. In Till Raethers außergewöhnlichem Kriminal-Roman landet Danowski in der Reha-Klinik. Doch auch hier entkommt er dem Verbrechen nicht.
Als der Schuss fällt, gerät Danowskis Welt aus den Fugen. Ein Schuss, der ihm möglicherweise das Leben gerettet hat. Ein Schuss aber auch, der einen letztlich Unschuldigen getötet hat. Danowski trägt schwer an dieser Last, an seinem Versagen, so empfindet er es. Selbst geschossen hat er nicht.
Kommissar Adam Danowski ist der seelisch versehrte Held in den Kriminalromanen des Hamburger Autors Till Raether. „Danowski: Hausbruch“ ist der sechste Roman in der Reihe – und es ist der bislang außergewöhnlichste.
Traumatisierter Danowski: Till Raether mit neuem Buch beim Krimifestival
Die Sache mit dem Schuss erzählt Raether retrospektiv, Danowski ist mittlerweile in einer Kurklinik an der Ostsee gelandet, Ruhe und Gesprächskreise, die Raether in wunderbar ironisches Licht stellt, sollen dem lädierten Kommissar helfen, seine innere Balance wiederzufinden. Die Dämonen von damals aber lassen ihn nicht ruhen.
Danowski, der Zauderer, der Nachdenkliche, der Hypersensible, zweifelt nicht nur an sich, sondern auch an seiner Profession, bis er einen Entschluss fasst, der schon lange in seinem Inneren als Möglichkeit schlummert: Er will den Polizeidienst quittieren.
Danwoski: Einmal Bulle, immer Bulle
Till Raether nimmt sich viel Zeit, um den prozesshaften Konflikt seines Anti-Helden zu schildern, er schleicht sich quasi in seinen Protagonisten hinein, wobei ihm dabei immer wieder Sätze von brüchiger Komik wie dieser gelingen: „Es fing ein bisschen an zu nieseln, und Danowski fiel ein, dass sein Kapuzenpulli eine Kapuze am Pulli hatte.“
Doch einmal Bulle, immer Bulle, das muss auch Danowski erfahren, schließlich hat es sich in der Kurklinik schnell herumgesprochen, dass er Polizist ist. So möchte eines Nachts eine Mitpatientin in sein Zimmer kommen, sie müsse ihn dringend sprechen, es gehe ihr schlecht. Zwar wehrt Danowski das Anliegen erst einmal erfolgreich ab, aber die Frau lässt partout nicht locker. Und so steht er tags darauf in ihrem Zimmer, auf dem Bett liegt ein toter Mann, ohne sichtbare äußere Verletzungen, es ist der Ehemann, der seine Frau jahrelang misshandelt hat.
Totentransport auf dem Surfbrett
Entgegen aller Logik und guter Vorsätze, die er für sich formuliert hat, verspricht Danowski der Frau, beim Entsorgen des Toten behilflich zu sein. Doch wohin mit dem Gatten? Unter Zuhilfenahme eines Surfbretts lässt sich diese Fragestellung schließlich beantworten – und Autor Raether steuert seine Geschichte in allerlei groteske Untiefen hinein. Doch trotz all dieser kleinen erzählerischen Ausflüge in die Welt des Kuriosen: Till Raethers Danowski-Romane zählen mit zum Besten, was der deutschsprachige Kriminalroman aktuell zu bieten hat.
Der Autor liest (mit Simone Buchholz), Sbd. 6.11., 17.30 Uhr, Kampnagel, Eintritt 18 Euro; www.krimifestival-hamburg.de