Hamburg. Am Ohnsorg in Hamburg feiert „Teemlich beste Frünnen“ am kommenden Sonntag Premiere – mit einer außergewöhnlich diversen Besetzung.

Die Konstellation ist schon ausgesprochen charmant: Ein Österreicher mit kubanischen Wurzeln und ein türkischstämmiger Wahlhamburger, der seine ersten Schritte in Bayern tat, spielen gemeinsam in einem für die Bühne adaptierten französischen Kinofilm – auf Plattdeutsch. Wer das Ohnsorg-Theater länger nicht besucht hat, würde eine solch diverse Besetzung ausgerechnet an der traditionsreichen niederdeutschen Bühne vermutlich nicht erwarten.

Dem Publikum aber ist Murat Yeginer längst vertraut; der unter anderem mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnete Oberspielleiter ist dort immer wieder als Regisseur im Einsatz, aber auch Stückauswahl, Ausrichtung und Besetzung gehören am Heidi-Kabel-Platz zu seinen Aufgaben. Für „Teemlich beste Frünnen“, inszeniert von Milena Paulovics, ist er von Sonntag an erneut selbst auf der Bühne zu sehen, in der Erfolgskomödie (die als „Ziemlich beste Freunde“ allein in Deutschland achteinhalb Millionen Kino-Besucherinnen und Besucher hatte) spielt er den querschnittsgelähmten Philipp, der durch seinen Pfleger Driss neuen Spaß am Leben findet.

Dobler kannte Hamburger Ohnsorg-Theater nicht

Driss wiederum wird von Christian Dobler gespielt – bis das Ohnsorg-Theater sich bei seiner Schauspiel-Agentin meldete und Interesse zeigte, hatte er noch nie von der Hamburger Bühne gehört und rein gar nichts mit Plattdeutsch am Hut. Er habe sich dann „praktisch den ganzen Sommer mit dieser Sprache beschäftigt“, erzählt Dobler – akustisch unschwer als Wiener zu erkennen – in der neuen Folge des Abendblatt-Podcasts „Saisonstart“. „Es ging ziemlich schnell, mir das anzueignen.“

Sprachen liegen Christian Dobler ohnehin: Seine Schauspielausbildung hat er am New Yorker Lee Strasberg Insti­tute absolviert, mit seiner kubanischen Mutter spricht er Spanisch. Auch Murat Yeginer ist zweisprachig aufgewachsen, seine Eltern zogen aus der Türkei zunächst nach München, wo auch der kleine Bruder geboren wurde, und dann nach Norddeutschland. Sowohl die Eltern als auch der Bruder leben mittlerweile wieder in Istanbul: „Vielleicht ist das der Grund, warum ich Schauspieler geworden bin“, lächelt Yeginer, „ich dachte, wenn ich auf Deutsch Theater spiele, kann ich unmöglich zurück in die Türkei ...“

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Diversität im Hamburger Ohnsorg-Theater

Schon als 16-Jähriger war Yeginer unter der Gründerin und Prinzipalin Ida Ehre an den Hamburger Kammerspielen engagiert, die ihm, wenn es sein musste, ganz schön den Kopf waschen konnte. Heute gibt das Ohnsorg-Theater unter Intendant Michael Lang und Oberspielleiter Murat Yeginer die Produktionen zu gleichen Teilen an männliche und weibliche Regisseure – dem Haus tue auch diese Diversität gut, ist Yeginer sicher: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“