Hamburg. Ein „Monument deutscher Kunst“: Ali Schindehüttes Ausstellung „Gut zum Drucke!“ ist bis 19. September in der Fabrik der Künste zu sehen.

Er gehört zu Övelgönne wie die Elbe und zur Hamburger Kunstszene wie die Fabrik der Künste: Ali Schindehütte. Der vielseitige Künstler, ein Mitbegründer der legendären Werkstatt Rixdorfer Drucke, stellt nun wieder in der Hansestadt aus. Seine Schau „Gut zum Drucke!“ wurde am Montag eröffnet und ist bis zum 19. September in der Fabrik der Künste zu sehen.

Albert Schindehütte, den alle nur „Ali“ nennen, hat in den vergangenen 50 Jahren ein beeindruckendes Werk von Zeichnungen, Grafiken und Drucken geschaffen. In der Ausstellungsbeschreibung ist von „einem Monument deutscher Kunst“ die Rede, „einem Zeugnis hoher handwerklicher Disziplin und außergewöhnlicher Erfindungsgabe“.

Das klingt kaum übertrieben: 1963 gründete Schindehütte in Berlin mit den Grafikern Uwe Bremer, Johannes Vennekamp und Arno Waldschmidt das Künstlerkollektiv Werkstatt Rixdorfer Drucke. „Es war Liebe auf den ersten Schluck“, sagte er einmal. Auch der „Spiegel“ ulkte: Die Rixdorfer seien „Lokal-Genies“, die allerdings „lieber schluckten als druckten“. Als die Werkstatt 1974 von Berlin ins Wendland zog, zog es Schindehütte in die Hansestadt. Schon als Junge hatte er geträumt, hier als Matrose anzuheuern.

Schindehütte illustrierte ST. Paulis Aufstieg

So vielseitig wie seine Kunst sind seine Themen. Seine Schnitte zu den Aufstiegen des FC St. Pauli sind so legendär, wie es seine Liebe zu den Märchen ist: Der gebürtige Kasseler hat viele Volkssagen illustriert und zahllose Tuschezeichnungen zur Sagenwelt der Gebrüder Grimm geschaffen. Im hessischen Breitenbach hat er in einem ehemaligen Feuerwehrhaus die Schauenburger Märchenwache eingerichtet. Für seinen Nachbarn Peter Rühmkorf illustrierte Albert Schindehütte 1980 den Gedichtband „Auf Wiedersehen in Kenilworth: ein Märchen in dreizehn Kapiteln“. Schindehütte hat unzählige Bücher mitgestaltet – dabei kam er aus einem Haushalt mit gerade einmal drei Büchern: Seine Eltern hatten eine bebilderte Bibel, ein Kochbuch und ein Werk mit dem Titel „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“.

Nun hat der 82-Jährige eine Rückschau auf sein druckgrafisches Lebenswerk und alle Phasen und Schwerpunkte seines Schaffens als Werk herausgebracht – in einer Folge von 16 Heften, die von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart ein Bild seiner Kreativität vermitteln.

Die Ausstellung in der Fabrik der Künste zeigt Schindehüttes Schaffen von frühen Linolschnitten über Lithographien, Holzschnitte und Radierungen bis heute. Die Königsdisziplin seiner Arbeit wurden die seit den 1990er.Jahren geschaffenen überdimensionalen Riesen-Holzschnitte. Vielleicht folgt ja 2022 der nächste zum Aufstieg des FC St. Pauli.

„Gut zum Drucke!“ in der Fabrik der Künste, bis 19.9. di.–fr. 15–19.00 Uhr, sa./so. 12–18.00 Uhr