Hamburg. Florian Heinisch ist überzeugt, dass Livemusik die seelische Gesundheit befördert und gegen den Corona-Blues hilft.

„Es muss kein Steinway-Flügel sein, ein Klavier reicht auch, Hauptsache, da steht ein Instrument.“ Natürlich spricht Pianist Florian Heinisch nicht von Auftritten in den großen klassischen Häusern, wenn er seine aktuellen Ansprüche beschreibt.

Bei Konzerten in der Elbphilharmonie, der Tonhalle Düsseldorf oder der Wigmore Hall in London darf es für den Hamburger gern ein Hochkaräter sein, aber an diesen Orten hat er in den vergangenen 17 Monaten coronabedingt kaum gespielt. Dafür um so häufiger dort, wo man ihn sonst eher nicht erwartet: in Wohnhäusern, auch mal in einer Musikschule oder einer Kirche.

Im Dezember vergangenen Jahres ging es los mit seinen Privatkonzerten, die für ihn viel mehr sind als lediglich eine Möglichkeit, trotz abgesagter Tourneen ein wenig Geld zu verdienen. Es ist: eine Herzensangelegenheit, gespeist aus dem Gefühl, in der gegenwärtigen Krise nicht einfach zu Hause sitzen bleiben zu können, sondern etwas tun zu müssen.

Florian Heinisch: „Livemusik ist enorm wichtig für unsere seelische Gesundheit“

„Livemusik ist enorm wichtig für unsere seelische Gesundheit“, sagt Heinisch. „Bei diesen Konzerten geht es mir darum, die Musik zu den Menschen zu bringen.“ Für Glücksmomente sorgen, für Anregung, aber auch Entspannung, das ist seine Mission, die er zunächst als Versuch mit offenem Ausgang betrachtete. Doch nach ersten Konzerten in Hamburg und Berlin, nahm die Sache schnell Fahrt auf. Bis zu 50 Auftritte sind es inzwischen geworden, er selbst weiß es gar nicht so ganz genau. Viel mehr als anfangs gedacht jedenfalls. Die Nachfrage ist da.

Gebucht werden kann Florian Heinisch telefonisch über seine Agentur, die Telefonnummer findet sich auf seiner Website. „Rent a Beethoven“ heißt das Projekt, und Beethoven steht auch tatsächlich im Zentrum des etwa 45-minütigen Programms, meist die Waldsteinsonate, dazu eine Passage aus Bachs Wohltemperiertem Klavier.

 Ein festes Honorar gibt es nicht

Was das kostet? „Jeder zahlt, was er kann“, sagt Heinisch. Ein festes Honorar gibt es nicht, wohl aber feste Regeln, was den Ablauf betrifft. Er komme im Anzug („Wie sonst auch beim Konzert“), spiele sich ein („Da müssen dann erst einmal alle rausgehen“) und beginne anschließend mit dem Konzert. Was anders ist als sonst? Der Familienanschluss, der sich etwa ergibt, wenn Eltern zum 16. Geburtstag ihrer Tochter Florian Heinisch ins Haus holen und es hinterher noch ganz viele Fragen gibt: zur gehörten Musik, aber auch zu Heinisch selbst, zu seiner Ausbildung, seiner bisherigen Karriere.

 Dass das Geburtstagskind hinterher gestand, so habe es dieses Instrument „noch nie gehört“ und sei nun motivierter denn je, weiterzuüben, war ein besonderer Bonus. „Das werde ich nie vergessen“, sagt Heinisch und lächelt.

Menschen in Kontakt mit Musik bringen

Doch so schön viele dieser Konzerte für ihn sind, natürlich zieht es ihn seit der Lockerung der Corona-Regeln auch wieder in die Konzertsäle – an diesem Sonntag (11 Uhr) spielt er etwa im Kulturspeicher Harburg vor deutlich größerem Publikum. Auf dem Programm: Werke von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, Beethoven sowie Ligeti.

Dem Wunsch, auch weiterhin neue Wege zu gehen, steht das indes nicht entgegen. Im Gegenteil, Heinisch denkt schon weiter: an Konzerte in Schulen oder auch auf dem Werksgelände von Airbus. Wenn es darum geht, Menschen in Kontakt mit Musik zu bringen, ist ihm (fast) jeder Spielort recht.

Florian Heinisch So 8.8., 11 Uhr, Kulturspeicher Harburg (Blohmstraße 22), Infos und Karten: florianheinisch.com