Hamburg. Heute: „Die Grotte der Loue“ von Gustave Courbet. Edouard Manet und Paul Cézanne zählten zu den Bewunderern des Malers.
Dunkel dräut der Eingang im Bild „Die Grotte der Loue“ von Gustave Courbet (1819-1877). Gemalt hat er es 1864. Umgeben ist die Öffnung von einer mächtigen Felsformation. Das menschenleere Motiv ist eine Karstquellhöhle im französischen Jura und gilt als ein spektakuläres Motiv aus der Heimatregion des Künstlers. Die Öffnung in der Mitte des naturalistischen Bildes wirkt ebenso bedrohlich wie geheimnisvoll. Sie befindet sich unter einem bis zu 40 Meter hohen Felsabbruch.
Mit einem Format von 98x130 Zentimetern ist es ein für Gustave Courbet verhältnismäßiges kleines Bild. Sein Gemälde „Das Atelier des Malers“ misst vier mal sechs Meter.
Courbet gilt als einer der bedeutendsten Maler von Höhlen
„Um eine Landschaft zu malen, muss man sie kennen. Ich kenne mein Land, denn ich male es“, hat Courbet gesagt. In einem Ausstellungskatalog der Schirn Kunsthalle Frankfurt heißt es: „Sich im Akt des Malens in die Natur zu versenken, das bedeutete für Courbet neue Kraft, eine Symphonie aus Braun- und Grüntönen. Aus einer Höhle, die tief ins Berginnere reicht, tritt sie ans Licht. Courbet konzentriert sich auf das Wuchtige der Felsblöcke direkt über der Höhle, er scheint den Betrachter in die Tiefe der Grotte hineinzulocken.“
Courbet gilt als einer der bedeutendsten Maler von Höhlen überhaupt. 48 seiner Bilder beschäftigen sich mit diesem Thema. Aber er konnte auch Porträts, Jagdszenen, Stillleben, Bilder mit Blumen und zeitgeschichtliche Motive. Zwar hatte der aus vermögenden Verhältnissen Stammende sich zunächst für ein Jurastudium eingeschrieben, aber dort hielt es ihn nicht lange. Er wechselte zur Malerei.
Lust auf Provokation
1848 konnte er zehn Bilder im Salon ausstellen, das bedeutet für ihn den Durchbruch. Wie ein roter Faden durchzieht sein Werk eine Lust auf Provokation. Sein Werk „Rückkehr von der Konferenz“ zeigt beschwipste, verwirrt umherirrende Geistliche. Er konnte es zwar verkaufen, aber der Käufer hat es vermutlich zerstört. Auch dem Bild „Venus und Psyche“ erging es so.
Einen regelrechten Skandal löste er mit seinem Bild „Der Ursprung der Welt“ (1866) aus. Es zeigt einen nackten weiblichen Torso mit gespreizten Beinen und gibt den Blick auf eine leicht geöffnete Vulva frei.
Edouard Manet und Paul Cézanne zählten zu den Bewunderern Courbets
Natürlich lassen sich da Parallelen zu den Höhlenbildern ziehen. Lange blieb das Bild der Öffentlichkeit verborgen, seit 1995 hängt es im Pariser Musée d’Orsay. Noch 2014, als in Courbets Geburtsstadt Ornans erst ein Höhlenforscherkongress dann eine Ausstellung stattfanden, bei der natürlich auch dieses Bild gezeigt wurde, galt für letztere aus „Jugendschutzgründen“ eine Altersbegrenzung von 16 Jahren.
Edouard Manet und Paul Cézanne zählten zu den Bewunderern Courbets. „Dank seines Einflusses erhält die poetische Darstellung der Natur, der Geruch nassen Laubs und moosbedeckter Steine im Wald ihren Einzug in die Malerei des 19. Jahrhunderts“, schrieb Cézanne.
Auch James McNeill Whistler stand dem Werk seines Lehrers sehr nahe. Seine Geliebte Joanna Hiffernan soll das Modell für den „Ursprung der Welt“ gewesen sein.