Hamburg. Regisseur Hartmut Uhlemann zeigt nach dem Erfolg von „Ein Sommernachtstraum“ mit „Der Sturm“ ein zweites Stück in den Wallanlagen.

Not macht erfinderisch – und kreativ. Getreu dieser Devise handelte Hartmut Uhlemann, als er während des ersten Lockdowns per Fahrrad Hamburger Parks abklapperte, um neue Spielorte für neue Projekte zu entdecken. Mit 2000 Euro „Neustartprämie“ der Stadt stellte der freischaffende Theatermacher in wenigen Wochen eine Schauspieltruppe zusammen und inszenierte auf dem Spielplatz Große Wallanlagen „Ein Sommernachtstraum auf St. Pauli“. Das war im August 2020.

Die nächste Theaterpause dauerte bekanntlich noch länger, von November bis Ende Mai. Davon war auch der Regisseur und Bühnenautor betroffen, dessen „Der Froschkönig“ fürs Ernst Deutsch Theater zunächst vom Weihnachtsmärchen zum Osterstück wurde und nun Ende November im dritten Anlauf herauskommen soll.

Bereits nach den erfolgreichen Freiluft-Aufführungen von „Ein Sommernachtstraum“ indes hatte Uhlemann oft die Frage „Was gibt es nächstes Jahr?“ zu hören bekommen. Ermutigt durch die positive Resonanz, erwuchs die Idee, ein neues Theater zu gründen: Der U3 Theater-Oper-Musical e.V. bringt nun am Dienstag in den Kleinen Wallanlagen einen weiteren Shakespeare-Klassiker heraus, das Drama „Der Sturm“.

Zur illustren Truppe gehört auch Rolf-Mares-Preisträger Ulrich Bähnk

„Eigentlich hatte ich vor, mit einer Oper zu starten, die ich aber nicht finanziert bekam“, sagt Uhlemann. Es geht ihm weniger um sich: „Ich suche Stücke für bestimmte Orte in Hamburger Parks und Straßen und will sie zu kulturellen Begegnungsplätzen machen, die dann fast zur eigentlichen Hauptrolle werden, da die Orte vom Publikum neu und ganz anders entdeckt werden.“

Für „Der Sturm“ hat Uhlemann eine illustre Truppe beisammen. Allen voran Ulrich Bähnk, der den Caliban gibt. Der renommierte Film- und Theaterschauspieler, ehedem Ensemblemitglied am Deutschen Schauspielhaus, ist Träger des Boy-Gobert-Preises und des Rolf-Mares-Preises sowie aus „Die Rettungsflieger“ und „Der Landarzt“ (ZDF) fernsehbekannt.

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„Er war von unserer Aktion so begeistert, dass er dummerweise gesagt hat: ,Da mach ich doch lieber bei euch mit und bin im Sommer in Hamburg nur fünf Minuten von meiner Wohnung und kann weiter meine Schüler betreuen‘ - selbst schuld!“, freut sich Uhlemann. Mit Udo Jolly als Zauberer Prospero kann er einen weiteren Schauspieler begrüßen, der in Filmproduktionen („Donna Leon“, „Asterix & Obelix gegen Cäsar“) sowie in Krimis wie „Tatort“ und „Ein Fall für zwei“ zu sehen war.

„Der Sturm“ spielt am Teich vor dem Untersuchungsgefängnis

Die weiteren neun Rollen in „Der Sturm“ werden von fünf Schauspielneulingen ausgefüllt, davon vier mit unterschiedlichem Migrationshintergrund. Uhlemann möchte mit seiner Inszenierung auch die Themen Kolonisierung, Rassismus und Machtmissbrauch zur Diskussion stellen. Außerdem achte er seit Jahren auf ein ausgewogeneres Verhältnis von Frauen und Männern – hier hat er von ursprünglich zehn männlichen Rollen vier mit Darstellerinnen besetzt. Weil in „Der Sturm“ der Zauberer und frühere Herzog von Mailand Prospero und Tochter Miranda auf einer Insel gestrandet sind, passt es, dass das Bezirksamt Hamburg-Mitte in den Kleinen Wallanlagen die Bespielung des Teiches inklusive der bepflanzten Umgebung genehmigt hat – all das spielt kurioserweise vor dem Untersuchungsgefängnis.

Wenn sich hier „Der Sturm“ gelegt hat, will Uhlemann mit U3 am Ende des Sommers in Hamburgs Randgebieten auftreten. Im Gegensatz zum Vorjahr wird statt gegen Hutspende jetzt nur gegen verkaufte Eintrittskarten gespielt.

„Der Sturm“ Premiere Di 6.7., 20.30., bis 27.8., Kleine Wallanlagen/Höhe Untersuchungsgefängnis, Eingang Gorch-Fock-Wall; „Ein Sommernachtstraum auf St. Pauli“ wieder Di 20.7., 20.30, bis 28.8., Gr. Wallanlagen am Spielplatz/Glacischaussee (je U Messehallen), Karten: 10,- bis 25,-: www.u3-theater.de