Hamburg. Aus zwei Shakespeare-Inszenierungen wird ein Doppelabend, viele aufgeschobene Produktionen werden nachgeholt.
Kaum haben die Theater zum Saisonabschluss noch einmal gezeigt, was in ihnen steckt, wenn man sie nur spielen lässt, da geht es auch schon rasant auf die Spielzeitpause zu. Die bedeutet für viele Schauspielerinnen und Schauspieler auch: Zeit für Dreharbeiten und Festivals. Bevor die großen Häuser – hoffentlich – in ihre nächste Saison starten, mit einem Haufen pandemiebedingt aufgeschobener Premieren im Gepäck.
Das Deutsche Schauspielhaus zum Beispiel hätte schon im vergangenen Sommer bei den Salzburger Festspielen gastieren sollen, „Richard the Kid“ mit Lina Beckmann in der Titelrolle stand jedoch unter keinem guten Stern. Zwar fand das österreichische Festival als eines von wenigen statt – aber abgespeckt, ohne die Inszenierung von Karin Henkel. Die sollte stattdessen im Herbst in Hamburg Premiere feiern – bis sich Lina Beckmann bei den Proben verletzte.
Acht Premieren sollen im September über die Schauspielhaus-Bühnen gehen
Wenig später folgte das, was anfangs „Lockdown Light“ genannt wurde und bekanntermaßen fast sieben lange Monate andauerte. Jetzt aber: Zum Start der Saison 2021/22 steht „Richard the Kid & Richard the King“ auf dem Spielplan. Aus ursprünglich zwei Shakespeare-Abenden ist einer in zwei Teilen geworden. Die Neuinszenierung mit Texten von Tom Lanoye findet in Salzburg statt, am 3. September ist Hamburg-Premiere.
Ganze acht Premieren sollen allein im September über die Schauspielhaus-Bühnen gehen. Der Malersaal eröffnet am 4. September mit der ebenfalls fertig geprobten Produktion „Café Populaire“ von Nora Abdel-Maksoud in der Regie von Sebastian Kreyer; versprochen ist eine „subversive Satire vom Feinsten“.
Oliver Frljić gibt sein Schauspielhaus-Debüt
Mit Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ gibt der in Bosnien geborene Regisseur Oliver Frljić ein Wochenende später sein Schauspielhaus-Debüt. Besetzt sind unter anderem Paul Behren, Eva Bühnen, Sandra Gerling, Carlo Ljubek und Markus John.
Eva Bühnen wird am 15. September außerdem im Solo „Ecce Homo oder: Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ auf der Rangfoyer-Bühne stehen (Regie: Max Pross), bevor Dušan David Pařízek, ein Stammgast des Hauses, am 17. September eine Uraufführung im Malersaal präsentiert: „Was Nina wusste“ von David Grossmann. Pařízek hatte bereits Grossmans „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ für die Bühne übersetzt. „Was Nina wusste“ ist nun die Theaterfassung des neuen Romans, dessen deutsche Übersetzung zeitnah zur Premiere erscheint.
Theateradaption von Ian McEwans „The Children Act“
Auch die Intendantin bringt als erstes einen Roman zur Aufführung: „Kindeswohl“ ist die Theateradaption von Ian McEwans „The Children Act“. Die Deutsche Erstaufführung findet am 18. September statt. René Pollesch kehrt mit dem Abend „J’accuse!“ ans Schauspielhaus zurück, zuletzt war er hier mit „Probleme Probleme Probleme“ präsent. Die Uraufführung ist am 25. September.
Und während am Thalia Theater im Oktober der Regisseur Michael Thalheimer mit Schillers „Die Räuber“ herauskommt, lässt sich der Deutsch-Koreaner Bonn Park ausgerechnet an Thalheimers bisheriger Spielstätte vom selben Stoff inspirieren: Seine Premiere am 30. September läuft unter dem hübschen Titel: „Die Räuber der Herzen“.