Hamburg. Nachwuchstalente bekommen im Opernstudio zwei Jahre lang die Möglichkeit, im geschützten Raum eine neue Welt kennenzulernen.

Ein Blick in die Werkstatt hat seine eigene Faszination. Statt der polierten Oberfläche erlebt der Betrachter verschiedene Stadien des Werdens. Es ist ein Blick mit Tiefenwirkung.

So einen Blick hat das Internationale Opernstudio der Staatsoper gerade den Corona-gemäß schütter besetzten Rängen im Großen Haus gewährt. Der Orchestergraben abgedeckt, auf der Bühne nichts als ein Flügel samt Spieler, darüber ein riesiger halbrunder Kronleuchter aus der Produktion „Manon“ und der dazugehörige Glitzervorhang, so sieht es aus, das Szenario für diese Gala der besonderen Art.

Nachwuchstalente aus aller Welt bekommen im Opernstudio zwei Jahre lang die Möglichkeit, im geschützten Raum den Betrieb mit all seinen Facetten kennenzulernen: mit kleinen oder ausnahmsweise größeren Rollen, natürlich mit Gesangsunterricht, aber auch mit jeder Menge flankierendem Stoff von Lampenfieber-Coaching bis Vertragsrecht.

Singen mit Feeling, Köpfchen und Theatersinn

Die hier auftreten, erobern sich gerade erst die Bretter, die die Welt bedeuten. Küken, wenn man so will. Aber hochprofessionelle Küken. Die Sopranistin Marie-Dominique Ryckmanns ist erst seit dieser Saison dabei und hat trotz Pandemie-Bedingungen schon bei zwei Produktionen tragende Rollen interpretiert. Ihr voller, leuchtender Stimmklang verrät die Lust, die sie an all den Trillern, Koloraturen und Glissandi hat. So geht Singen mit Feeling, Köpfchen und Theatersinn.

Manche haben sie schon, die Bühnenpräsenz, die man nur zum Teil, aber zum Teil eben doch lernen kann, andere scheinen die Fühler erst auszustrecken. In den Arien und Ensembles von Mozarts „Zauberflöte“ bis zu Bernsteins „Candide“ – mit ganz viel Belcanto dazwischen – zeigen sich schöne junge Stimmen wie Rohdiamanten. Gabriele Rossmanith, seit 33 Jahren Sopranistin am Haus und seit dieser Saison Künstlerische Leiterin des Opernstudio, moderiert mit Witz und Wärme und schöpft aus dem Fundus ihrer Erfahrung.

Nur einer ist die ganze Zeit auf der Bühne: Der Pianist Robert Jacob spielt so farbig, nuanciert und klar in der Stimmführung, als würde er nicht Kärrnerarbeit leisten. Schließlich ersetzt der Mann ein ganzes Orchester.