Hamburg. Interesse an den Karten ist groß. Heute startet die Staatsoper mit der ersten Premiere und das Schauspielhaus geht in den Vorverkauf.

Bei aller Euphorie über den Neubeginn der monatelang unterbrochenen Konzert- und Theatersaison gab es bisweilen doch auch Zurückhaltung im Optimismus: Traut sich das Publikum wieder in geschlossene Räume? Findet es den Weg vom Streaming-Sofa ins Parkett? Wollen Zuschauerinnen und Zuschauer ihr liebgewonnenes Netflix überhaupt noch gegen die Begegnung mit echten Menschen eintauschen?

Nun, es sieht ganz danach aus: Keine Karten mehr für die erste große Premiere an diesem Freitag, auch die Folgevorstellungen Anfang Juni sind bereits ausverkauft – nicht nur der Neustart an der Staatsoper mit Händels „Agrippina“ zeigt, wie groß das Bedürfnis der Hamburger Opernfans ist, endlich wieder live in ihrem Stammhaus dabei zu sein.

John Neumeier stand seit Monaten ungeduldig in den Startlöchern

Gleiches gilt für das Ballett. John Neumeier stand ja ohnehin seit Monaten ungeduldig in den Startlöchern, so schnell wie möglich wollte er Teil zwei seines Beethoven-Projekts auf die Bühne bringen – nun darf er. Am 29. Mai öffnet sich der Vorhang für die Tänzerinnen und Tänzer des Hamburg Balletts, auch hier vor ausverkauftem (natürlich dank AHA-Regeln trotzdem nicht voll besetzten) Saal. Für die weiteren Vorstellungen am 30. und 31. Mai gibt es ebenfalls keine einzige Karte mehr.

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Staatsopern-Pressesprecher Michael Bellgardt freut sich über das „riesige Interesse“. Man sei überglücklich, dass es nach so langer Pause jetzt endlich wieder losgehe. Auch darüber, dass es die Chance gibt, „Manon“, bisher nur als international gefeierter Stream zu sehen, vor Publikum im Haus zu zeigen. Allerdings: Wer für den 2. oder 5. Juni online buchen möchte, bekommt die Mitteilung „Im Moment sind online keine Karten verfügbar“. Für kurzfristige Restkarten empfiehlt sich grundsätzlich der Gang zur Staatsopernkasse.

Enormes Publikumsinteresse

Von einem enormen Publikumsinteresse spricht auch Burkhard Glashoff, Geschäftsführer der Konzertdirektion Dr. Goette, verantwortlich für die ProArte-Konzertreihe in Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Bislang können hier nur bisherige Abonnenten Karten für Konzerte etwa mit Pianist Igor Levit oder Schlagzeuger Martin Grubinger kaufen, aber Glashoff hat bereits an den ersten Tagen des „Premium Vorverkaufs“ eine große Nachfrage registriert. Über Pfingsten seien mehr als 2000 Tickets bestellt worden, ob für alle derzeit angeboten Konzerte überhaupt noch Karten in den freien Verkauf (er startet am 1. Juni) gehen, ist ungewiss.

616 Plätze können für jedes Konzert im Großen Saal der Elbphilharmonie verkauft werden, die Künstler treten zweimal auf, um 18.30 und um 21 Uhr, wobei die 18.30-Uhr-Termine deutlich stärker nachgefragt sind. Als mögliche Vorverkaufsbremse sieht Glashoff noch die Testpflicht, hofft aber darauf, dass diese bei weiter sinkenden Inzidenzzahlen bald fällt.

Viele Streams aus der Elbphilharmonie

Dass es sich beim ProArte-Publikum um ein eher älteres handelt, betrachtet er sogar als Vorteil: „Viele sind inzwischen vollständig geimpft und wieder bereit, etwas zu unternehmen.“ Davon abgesehen, halte nicht nur er das Konzerterlebnis dank Abstandsregeln, Maskenpflicht und Belüftung ohnehin für „absolut sicher“. Bei seinen eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die am vergangenen Wochenende mehrere tausend Konzertflyer eingetütet und verschickt haben, sei die Vorfreude jedenfalls groß.

Aus der Elbphilharmonie wurde während der Schließzeit sehr ausdauernd und auf hohem Niveau gestreamt. Aktuell laufen noch die Streams vom Internationalen Musikfest, doch auch hier wird jetzt dem Neustart vor Saalpublikum entgegengefiebert. Zwar brachen die Server zum Vorverkaufsstart am 21. Mai nicht zusammen, aber es gab eine virtuelle Warteschlange – ein gutes Zeichen in Sachen Publikumsinteresse.

An den Theatern hat der Vorverkauf noch nicht für jede Bühne begonnen

Noch weist der Konzertkalender erhebliche Lücken auf, aber die dürften sich in den nächsten Wochen rasch füllen. Manche Kartenbestellung, zum Beispiel für das Martha Argerich Festival im Juni oder für die Konzerte der Symphoniker Hamburg ab Ende September, ist auch noch gar nicht möglich.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

An den Theatern hat der Vorverkauf noch nicht für jede Bühne begonnen, aber auch hier lässt sich schon ein Trend ablesen: Die Privattheatertage (PTT) zum Beispiel, die erst am Dienstag dieser Woche die ersten Tickets freigeschaltet haben, konnten innerhalb von nur zwei Tagen bereits 360 von rund 1400 Festival-Karten verkaufen. Fast ausverkauft sind schon jetzt „Nathan der Weise“ im Allee Theater, der Dresdner „Macbeth“ im Sprechwerk und die drei PTT-Gastspiele „Jahre später, gleiche Zeit“ aus Magdeburg, „Eine blassblaue Frauenschrift“ (Berlin) und „Wir kommen“ (München) in den Hamburger Kammerspielen.

 St. Pauli Theater ist zunächst nur mit zwei Produktionen im Vorverkauf

Das St. Pauli Theater ist zunächst nur mit zwei Produktionen und insgesamt 13 Vorstellungen im Vorverkauf. Der immerhin laufe „besser als wir dachten“, fasst Theatersprecherin Dagmar Berndt zusammen. Es gebe aber einen erhöhten Informationsbedarf der Zuschauerinnen und Zuschauer, man nehme eine „Vorsicht deutlich wahr“. Für Juli und August sind zwei große Produktionen abgesagt, die sich mit den Kapazitäten und Abstandsregeln nicht spielen lassen. Sie sind auf 2022 verschoben.

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Am Thalia Theater stehen derweil „die Telefone nicht still“, berichtet Pressesprecherin Maren Dey. Nicht nur die Kontingente für die Familienpakete der angekündigten „Pippi Langstrumpf“-Inszenierung (ab 22 Euro für eine Gruppe von vier Zuschauerinnen und Zuschauern) sind schon weg: Sowohl die „Pippi“-Vorstellungen, inszeniert von Jette Steckel, als auch die Romanbearbeitung des Dörte-Hansen-Bestsellers „Mittagsstunde“ sind nahezu ausverkauft. Nur das Angebot in der Gaußstraße werde noch verhalten angenommen, sagt Maren Dey: „Open Air ist eben auch sehr wetterabhängig.“

Am Deutschen Schauspielhaus beginnt der Vorverkauf zwar erst heute – wer noch Karten für die große Jelinek-Premiere am kommenden Wochenende oder einen der Marthaler-Abende im Malersaal ergattern möchte, sollte sich dennoch sputen. Im Großen Haus ist, wie zuletzt im Herbst, jede zweite Reihe ausgebaut, das verringert das Kontingent von rund 1000 auf schmale 260 Plätze, im Malersaal sind es gar nur noch 37.