Hamburg. Der NDR-Sprecher thematisiert in seinem Roman “Die Kandidatin“ die Gefahr von Rechts und die Zukunft der Medien.

 „Die Kandidatin“ ist Constantin Schreibers erster Roman. Ein Buch, das viel gelesen werden dürfte – und das eine andere Seite des Nachrichtensprechers zeigt.

Hamburger Abendblatt: Ich lese die Darstellung der rechten Umtriebe im Roman eher als gut mögliche Zukunftsvision, die linken Pläne aber ab einem gewissen Punkt klar als Satire. Welche politische Seite macht Ihnen für die Zukunft mehr Sorgen?

Constantin Schreiber: In der Tat fehlt der Darstellung der rechten und rechtsextremen Personen und Netzwerke das Augenzwinkern und der bisweilen satirische Ansatz, der sich bei den „Linken“ erkennen lässt. Insofern werden rechts und links auch nicht als gleichwertig dargestellt, sondern die mörderische Kraft der Rechten fällt viel stärker ins Gewicht. Dass sich Rechte und rechtsextreme Netzwerke in Zukunft noch weiter radikalisieren, halte ich für sehr wahrscheinlich und beunruhigend.

Der Roman wartet mit einer Fülle von Zuspitzungen unserer Gegenwart auf. Sie sprudeln literarisch geradezu vor Ideen – wie verhält sich Ihr Hauptjob als Nach­richtensprecher zur Zweitprofession als Romancier?

Schreiber: Ich bespreche meine Nebenjobs vorab mit dem NDR. Ich habe über mein Romanprojekt informiert, wenn auch nicht über den konkreten Inhalt. Mit meinem Roman möchte ich unterhalten und zum Nachdenken anregen und nicht, wie als Journalist, möglichst objektiv und neutral informieren. Ich glaube, dass beides - unterhalten und informieren - nebeneinander möglich ist.

Lesen Sie auch:

  • Das Comeback der Bestsellerautorin Judith Hermann
  • „Freitags um sechs“ – drei Lesungen im Stadtpark
  • Anja Würzberg: Die Frau mit sehr großer Ausstrahlung

Mir scheint der Roman doch recht klar in seiner Aussage: Auch die wertvolle Vorstellung, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben sollten, kann in totalitäre Zustände münden. Wie sehen Sie das Streben nach Diversität?

Schreiber: Dass konfliktlose Diversität möglicherweise nur eine Utopie ist. Wünschenswert, aber kaum erreichbar, weil sich einzelne Aspekte von Vielfalt eben nicht ohne Weiteres miteinander in Einklang bringen lassen.

Die Zukunft der Medien sieht im Roman katastrophal aus. Sind Sie so pessimistisch?

Schreiber: Auch das ist an vielen Stellen zugespitzt, aber in der Tat mache ich mir große Sorgen, wie Journalismus künftig aussehen wird. Wir sehen ja schon, welche zersetzenden Auswirkungen Fake News in der Gegenwart haben, in welcher öffentlichen Debatte sich Medien als Institution heute schon befinden. Ich frage mich: Wie kommen wir da wieder raus?